Oberhausen. Das Baugerüst ragt meterhoch, an der Spitze flattern Sonnenblumen im Wind. Burkhard Grendel hat den Weltrekord nur um wenige Zentimeter verfehlt.
Wer den Kleingarten von Burkhard Grendel im Oberhausener Norden sucht, der braucht keine Nummer, keine Wegbeschreibung. Man hält einfach Ausschau - nach einer der größten Sonnenblumen der Welt. Eine Konstruktion aus Eisen und Bambus ragt in den Himmel, da oben, in schwindelerregender Höhe, hängen die gelben Gute-Laune-Blumen. Das Maßband zeigt es an: 8,50 Meter. Und damit nur knapp am zehn Jahre alten Weltrekord vorbei.
„Das ist so ein bisschen mein Hobby geworden“, sagt der 38-Jährige bescheiden. Vor vier Jahren schaffte er sich einen Schrebergarten an, kurz darauf begann das Tüfteln. „Ich wollte wissen, was so geht.“ Im vergangenen Jahr kamen seine Sonnenblumen bereits auf eine beeindruckende Höhe. In diesem Jahr hätte nicht viel gefehlt und der Kaarster Hans-Peter Schiffer wäre seinen Rekord los gewesen. Ein Wimpel am Ende des Mastes zeigt die 9,17 Meter an, die seine Sonnenblume 2014 erreichte. „Schade“, sagt Burkhard Grendel. Er schätzt, dass seine Sonnenblume die dritthöchste der Welt ist - nach zwei Rekordblumen von Hans-Peter Schiffer.
Oberhausen: Kleingärtner baut Gerüst für Sonnenblumen
Die Sonnenblume steht allerdings nicht allein für sich. Der Oberhausener hat gleich mehrere meterhohe Exemplare, die an einer selbstgebauten Konstruktion festgemacht sind. Das in der Erde befestigte Schutzgerüst übersteigt nicht die erlaubten drei Meter. Die Kleingärtner haben schließlich ein Auge darauf, was erlaubt ist und was nicht. Abbaubare Anlagen dürfen höher sein, deshalb hat Burkhard Grendel ein Baugerüst in der Mitte drapiert. Daran stieg er im Sommer immer wieder hoch, um die stetig wachsenden Pflanzen festzubinden. Hoch oben halten Bambusstäbe die Sonnenblumen auf Kurs.
Man stelle sich einen Fünf-Meter-Turm im Schwimmbad vor - die Sonnenblume von Burkhard Grendel würde diesen um drei Meter übersteigen. Noch erstaunlicher: Diese grünen Riesen sind binnen eines Sommers ausgewachsen. Mitte April säte Burkhard Grendel aus, Mitte Oktober machen sich die Sonnenblumen bereit für ihren Abschied. Die Blätter hängen teilweise schon schlaff herunter. Demnächst wird der Hobby-Gärtner die Sonnenblumen häckseln. „Das gibt guten Kompost.“
Rekordverdächtige Sonnenblumen: Stürme und Schnecken bedrohten Pflanzen
Einige Blumenköpfe sind groß wie Fußbälle. Vögel haben daraus Kerne gepickt. Burkhard Grendel hat die Köpfe deswegen mit einer Schutzfolie umwickelt. Die Samen hebt der 38-Jährige auf, um im kommenden Frühjahr neue Pflanzen zu säen. Denn im Baumarkt gibt es sie nicht. Es sind spezielle Züchtungen, die im Internet erhältlich sind. Die Pflanzen stehen zu einer Art Baumgruppe zusammen, weil sie sich dadurch befruchten und neue interessante Kreuzungen ergeben.
Sein Wissen hat sich Burkhard Grendel angelesen. Im Internet gibt es wie für jedes auch noch so spezielle Hobby Foren, in denen die Interessierten untereinander ihre Erfahrungen austauschen; in Nordamerika werden auch mit Begeisterung Sonnenblumen gezüchtet. Ein Geheimrezept gebe es aber nicht, meint Grendel: Der Boden müsse nährstoffreich sein, das sei wichtig. Und man braucht etwas Glück: Stürme können die Arbeit mit einem Schlag zunichtemachen. Doch auch die Nachwirkungen des Hurrikan „Kirk“ überstanden die Sonnenblumen.
Das weitaus größere Problem seien in diesem Sommer ohnehin die Erdbewohner gewesen. „Die Schnecken waren eine Katastrophe“, sagt Burkhard Grendel. Bei den jungen Pflanzen würden sie sofort die Blätter abfressen. Vielleicht hätten die Nacktschnecken die Sonnenblumen in Ruhe gelassen, wenn sie gewusst hätten, was daraus für imposante Gewächse werden.