Oberhausen. Die Zahl der bundesweiten Rankings über Oberhausen lassen sich nicht an zwei Händen abzählen. Nun ergibt eine neuartige Hitliste Erstaunliches.
Wenn wissenschaftliche Institute oder Interessensverbände bundesweite Hitlisten von Städten erstellen lassen, taucht Oberhausen darin oft ziemlich gebeutelt auf: Die Ruhrgebietsstädte haben es gerade auch aus wirtschaftshistorischen Gründen schwer, einen guten Ranking-Platz zu ergattern, wenn man Schuldenstand, Arbeitslosigkeit, Kaufkraft oder Straßenzustand als wichtige Bewertungskriterien aufnimmt.
Einen ganz anderen Ansatz verfolgt das relativ junge, erst 2018 gegründete Wirtschaftsnetzwerk mit dem etwas hochtrabenden Titel „Die Deutsche Wirtschaft“ (DDW) aus Neuss. Zweimal im Jahr fertigen die ökonomischen Datensammler ein Ranking der Wirtschaftsbasis von über 4000 Städten an - und nennen dies „Standortranking Deutschland“.
39 Wirtschafts-Faktoren bestimmen die Einstufung als „Top-Unternehmen“
Dabei fußt diese Hitliste auf die Bewertung der in den Kommunen ansässigen Firmen. Das Wirtschaftsnetzwerk benotet die Unternehmen mithilfe eines Punktesystems - der Kriterienkatalog der DDW-Experten besteht aus 39 Faktoren wie Umsatz und Mitarbeiterzahl, Gewinn, Forschungsaufwendungen, Patentstärke, Onlinewahrnehmung, nachhaltiges Wirtschaften, Zertifizierungen oder Investmenttätigkeiten. Von den 3,5 Millionen Gewerbebetrieben in Deutschland hat das Netzwerk so über 25.400 Unternehmen als „bedeutende Marktteilnehmer“, also Top-Unternehmen, eingestuft. Einfluss auf die Platzierungen hat zudem eine Standortbewertung von Akteuren: Bei ihnen werden „Schulnoten“ zu sieben Standortfaktoren online abgefragt.
Oberhausen erringt in der Liste der auf diese Weise bewerteten 4063 Städte einen achtbaren 87. Platz - mit einem Ranking-Score von 125,1 Punkten. Im Vergleich zur Frühjahrs-Hitliste der DDW-Analysten stieg Oberhausen damit um neun Plätze in der Hitliste nach oben. Nach den Daten dieses Netzwerkes befinden sich immerhin 46 der deutschen Top-Unternehmen in Oberhausen, darunter sind 19 der 10.000 wichtigsten Mittelständler Deutschlands. Auch ausländische Investoren zieht es nach Oberhausen. Aus der Liste der Unternehmen in Auslandsbesitz finden sich 17 Unternehmen am Standort. Oberhausen liegt damit bundesweit auf Rang 56.
Ebenfalls überraschend gut schneidet Oberhausen bei der Benotung des Standortes ab, die führende Akteure des Standorts vergeben haben: Mit 2,82 liegt Oberhausen im Schulnotensystem bei einem „guten Befriedigend“ - das bewegt zwar nicht zu Begeisterungsstürmen, aber ist eine anständige Grundlage, um sich zu verbessern.
Die Liste mit den zehn wichtigsten Unternehmen in Oberhausen - laut DDW-Wirtschaftsnetzwerk
Das Wirtschaftsnetzwerk hebt in seiner Darstellung über den Oberhausener Wirtschaftsstandort gleich mehrere bedeutende Unternehmen hervor: den Immobiliendienstleister Apleona Ahr Healthcare & Services GmbH an der Lindnerstraße (125 Millionen Euro Umsatz), den Metall-Lieferanten und -Händler F.W. Hempel Unternehmensgruppe an der Weißensteinstraße, die Kodi Diskontläden GmbH (150 Millionen Euro Umsatz)im Eisenhammer-Gewerbegebiet, den Maschinenbauer PTC PressEngineering GmbH (135 Millionen Euro Umsatz) an der Essener Straße, die Gewa Gesellschaft für Gebäudereinigung (110 Millionen Euro Umsatz) an der Fahrnhorststraße, das bundesweite Reformhaus-Bündnis Vita Nova Reformhäuser GmbH (88 Millionen Euro Umsatz) von Günter Kaubisch, das Wohnimmobilienunternehmen Covivio Immobilien SE (115 Millionen Euro Umsatz), den Industriemineralien-Verarbeiter und -anbieter Imerys Metalcasting Germany GmbH (125 Millionen Euro Umsatz) an der Duisburger Straße, die Unternehmensbeteiligungsfirma Ritter (109 Millionen Euro Umsatz) an der Essener Straße und natürlich die GHH Rand Schraubenkompressoren GmbH (75 Millionen Euro Umsatz) am Max-Planck-Ring.
Und wie schneiden andere Städte im Vergleich ab? Viele wirtschaftsstarke Großstädte in Deutschland haben in ihren Stadtgrenzen natürlich mehr Top-Unternehmen unter ihre Fittiche. Erstmals seit der ersten Veröffentlichung des Rankings im Jahr 2020 musste Hamburg aber seinen Spitzenplatz einbüßen und wurde von München auf Rang 1 abgelöst. Grund ist dafür vor allem die stärkere Entwicklung der 760 Münchener Top-Unternehmen, deren Umsätze deutlich stiegen.
Mehrere Ruhrgebiets-Städte schneiden in diesem Ranking besser als Oberhausen ab
Nach der Zahl der Top-Unternehmen liegt Hamburg mit 1097 Unternehmen aber weiterhin vorne. Auf den weiteren Rängen folgen – unverändert – Berlin, Frankfurt am Main, Düsseldorf, Köln und Stuttgart. Dahinter stehen als beste Ruhrgebietsstadt Essen auf Platz 8 sowie Bremen auf 9 und Nürnberg auf Rang 10.
Dortmund liegt in diesem Ranking auf Platz 15, Duisburg erreicht Rang 23, Mülheim immerhin den 30. Platz. Bochum befindet sich auf dem 37. Rang, Hagen auf dem 53., Gelsenkirchen auf dem 60. Rang und Velbert erreicht als kleine Ruhrgebiets-Kommune noch einen Platz unter den ersten 100 - mit dem Rang 93. Sechs Städte im Ruhrgebiet schneiden beim „Standort-Ranking Deutschland“ also besser ab als Oberhausen.