Oberhausen. Die Rolandschule in Oberhausen wird 150 Jahre alt. Schulleiter Marcel Weyer beobachtet: Kinder können heute weder Fahrrad fahren noch schwimmen.
Kurz vor dem großen Jubiläum wurde die Rolandschule in Oberhausen-Dümpten herausgeputzt. Die Flure und die Türen zu den Klassenzimmern wurden frisch gestrichen. Zwei neue Graffiti schmücken jetzt die Schulhofmauer und Fassade. Eines zeigt die „Skyline“ von Oberhausen, als noch Schlote den Himmel verqualmten.
Rauchende Schornsteine gibt es nicht mehr viele in Oberhausen, Bergbau schon gar nicht. Aber die Rolandschule hat alle Zeitenwenden geschafft: Seit 150 Jahren werden an der Straßburger Straße Kinder unterrichtet. Am Freitag, 13. September 2024, und Samstag, 14. September 2024, wird gefeiert.
Offener Ganztag hat sich etabliert: 180 von 220 Kindern machen mit
Gewandelt hat sich die Rolandschule aber durchaus. Einerseits musste nach dem Zweiten Weltkrieg das Gebäude neu aufgebaut werden. Damals blieb nur das Erdgeschoss stehen. Andererseits musste sich die Schule den stetigen Veränderungen in der Gesellschaft anpassen. Die wohl größte liegt gar nicht weit zurück. Der Offene Ganztag hat sich in den Familien etabliert. 180 der 220 Kinder bleiben bis nach dem Mittagessen. „Schule muss heute viel mehr als ein Ort des Unterrichts sein“, sagt Schulleiter Marcel Weyer.
Im vergangenen Jahr weihte die Stadt die fast eine Million Euro teure Mensa ein, um mehr Platz zu schaffen. Wie an anderen Standorten war zwar die Nachmittagsbetreuung ausgebaut, nicht aber der Raum, damit die Schülerinnen und Schüler essen können. Marcel Weyer, 40 Jahre alt, kennt noch die Schulzeit ohne anschließende Betreuung. Heute ist der Ganztag in den meisten Familien nicht mehr wegzudenken. „Es ist eben schwierig, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen“, sagt der Oberhausener, der seit fünf Jahren Schulleiter ist.
Schwimmen, Radfahren, Erholen: Grundschulen leisten heute mehr
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Täglich können die Schülerinnen und Schüler von 7.30 Uhr bis 16 Uhr bleiben. „Wir haben ein ganz junges und engagiertes Team und mit der Awo einen Träger, der die Bedürfnisse der Kinder im Blick hat“, verteilt Weyer zum Jubiläum Lob.
Die neue Art Schule sowie die veränderten Rollenmodelle der Eltern bringen aber auch neue Herausforderungen mit sich. Für Frühstück daheim ist oft die Zeit in den Familien zu knapp. Kinder kommen deshalb in die Schule, ohne gegessen zu haben. Die Rolandschule hofft deshalb, im kommenden Jahr Partner des Vereins „Brotzeit“ zu werden. Die Initiative kümmert sich um ein kostenloses Frühstück vor dem Unterricht.
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Schule ist aber nicht mehr nur Mathe, Deutsch und Sachkunde. „Die Lehrerprofession an sich reicht nicht mehr aus. Wir haben ein multifunktionales Team“, sagt Weyer. Weil Schulsozialarbeiter und andere Fachleute sich einen Aufenthaltsraum mit Lehrern teilen, gibt es kein Lehrerzimmer mehr. Heute heißt dieser für Schüler seit jeher verbotene Raum „Teamzimmer“.
Auch die Erwartungen der Eltern an Schule sind mächtig gestiegen: Den Kindern soll soziales Verhalten genauso beigebracht werden wie die Basisfähigkeiten Schwimmen und Fahrradfahren. Die Rolandschule schafft deshalb Kinderfahrräder an und achtet darauf, dass die Kinder bis zum Schulwechsel das Seepferdchen im Schwimmen erwerben.
Spezielle Ruheräume sollen dafür sorgen, dass die Kinder auch mal abschalten können. „Da sich die Tagesstrukturen geändert haben, fallen viel mehr Aufgaben in den Bereich Schule“, zeigt Weyer Verständnis. An der einen oder andere Stelle würde er sich dennoch mehr Elternmitwirkung wünschen. „Das ist ein großes Thema.“
Bei allen Herausforderungen schaut Weyer zuversichtlich in die Zukunft. „Ich gehe positiv in die nächsten 150 Jahre“. Die beginnen am Montag um 7.30 Uhr.
>>> Familienfest zur 150-Jahr-Feier
Am Freitag startet der offizielle Festakt mit Live-Musik, Bierwagen und Foodtrucks um 18 Uhr auf dem Schulhof (Straßburger Straße 212). Ab 18.74 Uhr werden dann die Jubiläumsansprachen durch Oberbürgermeister Daniel Schranz und Schulleiter Marcel Weyer das Fest offiziell eröffnen. Die „Barbara Brothers“ aus Mülheim sorgen anschließend für die musikalische Unterhaltung mit Gitarrenmusik. Wer will, kann sich bei der Schule melden und einen Tisch für sich und seine ehemaligen Klassenkameraden reservieren (kontakt@oberhausen-oberhausen.de).
Am Samstag gestaltet die Rolandschule dann ein Kinderfest. Von 12 bis 16 Uhr werden auf dem Schulhof zahlreiche Spielestationen aufgebaut, es gibt Kinderschminken, Luftballontiere, Hüpfburgen und Menschenkicker. Auch ein buntes Bühnenprogramm mit Live-Musik und Mitmachaktionen sind geplant. Mit Pommes, Würstchen, Kuchen, Zuckerwatte, Popcorn und Lebkuchenherzen finden sich viele Leckereien für die kleinen und großen Besucher. Eingeladen sind alle Familien aus Oberhausen und der Umgebung. Das Fest steht allen offen.