Oberhausen. Ein Verein in Oberhausen macht sich für die Listenhunde stark, will Vorurteile abbauen. Bei einem gut besuchten Festival kommen Forderungen auf.
Ob Bullterrier oder Pitbull: Sie gelten als Kampfhunde, genießen nicht den allerbesten Ruf. Das Institut Forschung Listenhunde macht sich indes für die Vierbeiner stark und möchte Missverständnisse aus dem Weg räumen. Vor einiger Zeit hatte der Verein zum „Listimania 3.0. Festival“ nach Oberhausen eingeladen. Der Zuspruch konnte sich sehen lassen. Eine große Schar von Hundefreunden war der Einladung auf das Gelände des MV Oberhausen-Buschhausen an der Eichenstraße in Oberhausen gefolgt.
Hund in Oberhausen trug einen Zettel mit der Aufschrift „Schenk ich Dir“
Bei sonnigem Wetter gehörten zahlreiche Beratungsangebote rund um den Tierschutz zum Programm. Organisationen wie die Rettungshundestaffel Wupper-Ennepe-Ruhr und das Tierheim Moers stellten ihre Arbeit vor. An rund 30 Einkaufsständen konnten die Zweibeiner allerlei Mitbringsel kaufen. Die Bandbreite reichte von originellen Halsbändern für die Lieblinge auf vier Pfoten bis hin zu handgefertigten „GassiTaschis“, damit Frauchen und Herrchen bei ihren Runden mit Hund auch alles dabei haben.
Die wahren Stars des Tages tummelten sich vor großem Publikum auf der Bühne der Festwiese. „Hunde suchen ein Zuhause“ hieß das Motto. Zu den Kandidaten gehörte der American Pitbull Terrier-Mix Tokio, den Emi Jahne den Besuchern vorstellte. Sie betreibt seit zwölf Jahren eine Pflegestelle für mehrere Tierschutzorganisationen an. Doch an Tokio kam sie dann doch auf recht ungewöhnliche Weise, wie Jahne erzählte. Vor anderthalb Jahren fand sie ihn vor ihrer Tür am Zaun angebunden, versehen mit einem Zettel „Schenke ich dir“. Damit hatte die erfahrene Tierkümmerin erstmals einen Listenhund, mit dem sie fortan auch Gassi ging. „Den Unterschied zu den anderen Vierbeinern gibt es vor allem im Kopf der Menschen – weniger im Verhalten des Hundes“, gab sie ihre Erfahrung wieder.
Oberhausener Paar kümmert sich um Vierbeiner, der in schrecklichen Verhältnisse sein Dasein fristete
Zu den berührenden Geschichten über Hunde steuern Patrick Hautz und Larissa Speckbruck eine weitere bei. Inzwischen sorgen sich die beiden seit einem Jahr um Betty, einem American Staffordshire Terrier. Er hat unter erbärmlichen Verhältnissen in einer Lagerhalle gelebt, bis Behörden reagierten und ihn dort herausholten. Jetzt hat er ein neues Zuhause gefunden, worüber sich die Zwei- als auch der Vierbeiner freuen.
Die beiden Hundehalter wissen inzwischen, was es heißt, einen Listenhund halten zu wollen. Da kommt einiges zusammen. Sachkunde- und Zuverlässigkeitsnachweis sind unter anderem erforderlich, der Amtstierarzt kommt in die Wohnung und schließlich gehört auch dazu, das eigene Führungszeugnis vorzulegen. Das Landeshundegesetz listet im Detail auf, für welche Rassen die engen Vorschriften gelten. Da manche Halter den Begriff Listenhunde als abwertend empfinden, sprechen sie einfach nur von „Listis“.
Für Halter aus Oberhausener sollte Hundesteuer dem Tierschutz und Heimen zugutekommen
Auf die Frage, warum sie sich die beiden Oberhausener all der Mühen unterziehen, sagt Patrick Hautz ganz klar: „Weil es einfach tolle Hunde sind“. Dass überhaupt eine solche Liste besteht, ist für Larissa Speckbruck „eine Form von Rassismus, denn: Hund ist Hund!“ Einen Wunsch haben die beiden Oberhausener: Die „hohe Hundesteuer“ sollte gezielt dem Tierschutz, den Tierheimen oder Angeboten für Hundebesitzer zugutekommen.
„Weil es einfach tolle Hunde sind.“
Einige Wochen vor dem Festival führte in Oberhausen eine geplante Hundesteuerreform zu einigem Gezerre. Die Anhebung der Steuer für Listenhunde auf 850 Euro pro Jahr stieß auf massive Kritik. Doch durch einen Bürgerantrag, der 700 Unterschriften fand, änderte der Rat den Beschluss: Hundehalter können den Steuersatz auf die sonst üblichen 168 Euro senken, wenn ihr Tier eine Verhaltensprüfung besteht und von Maulkorb- und Leinenzwang befreit wird.
Zu denen, die sich für eine Korrektur starkgemacht haben, zählt die Aktivistin Martina Weiher, die selbst einen American Stafford-Mix besitzt. Gemeinsam mit Corinna Höppner, Vorsitzende des Instituts Forschung Listenhunde, fordert sie eine generelle Abschaffung der Rassenliste und ein einheitliches Hundegesetz für alle Bundesländer. Die beiden Frauen setzen sich dafür ein, dass nicht die Rasse, sondern das „Hund-Halter-Team“ im Mittelpunkt stehen sollte. Dahinter steckt der Vorwurf an den Gesetzgeber, statt Pauschalurteile über Hunderassen zu fällen, das einzelne Tier und „die andere Seite der Leine“ in den Blick zu nehmen. Denn Aufzucht, Haltung und Erziehung spielen, betont Höppner, eine große Rolle - gerade bei körperlich starken Rassen.
Dieser Artikel erschien erstmal am 1. September 2024 im Online-Portal der WAZ Oberhausen.
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