Oberhausen. Hallenbad Sterkrade, Rettungswache Süd, neue Gesamtschule: Drei Bauprojekte, bei denen die Kosten steigen. SBO-Experten erklären die Ursache.
Die Sanierung des Hallenbads Sterkrade kommt der Stadt Oberhausen teuer zu stehen. Ursprünglich sollten dafür mal fünf Millionen Euro fällig werden. Inzwischen hat sich die Summe mehr als verdreifacht und erreicht fast 18 Millionen Euro. Auch andere Bauprojekte verteuern sich. Die Rettungswache Süd kostet beispielsweise eine halbe Million mehr (jetzt 3,47).
Anke Tannert ist seit diesem Jahr Geschäftsführerin der Service-Betriebe Oberhausen. Die Stadttochter kümmert sich um den Bau und die Instandhaltung öffentlicher Gebäude. Sie sagt, dass die Kosten in Folge der Corona-Pandemie erheblich gestiegen seien. „Dieser Trend hat sich fortgesetzt“. Dass Bauprojekte plötzlich um ein Vielfaches teurer sind, habe auch damit zu tun, dass manche Planungen in der Pandemie oder sogar noch davor begonnen hätten. Inzwischen sind die Preise am Markt aber deutlich gestiegen. „Pläne wurden auf ganz anderer Grundlage erstellt und von der Realität überholt“, führt Tannert aus.
Oberhausen: Bauen im Bestand unterliegt großen Schwankungen
Dazu kommt nach Ansicht von Lukas Wolski, dass sich zu einem frühen Planungszeitpunkt Kosten nicht genau schätzen lassen. Wolski ist bei den SBO zuständig für Baumaßnahmen an Schulen und Kitas. „Je weiter die Planungen fortgeschritten sind, desto genauer können wir die Kosten schätzen.“ Das sei besonders beim „Bauen im Bestand“ der Fall. Gemeint sind damit Projekte, bei denen in die Jahre gekommene Gebäude saniert werden. „Oftmals planen wir im laufenden Betrieb. Das hat zur Folge, dass wir uns die Gebäude gar nicht genau anschauen können.“ Erst wenn die Kita oder Schule für die Sanierung geschlossen ist, können die Experten der SBO das Gebäude genau inspizieren.
Neubauten seien hinsichtlich der Kostenschätzungen nicht so starken Schwankungen unterworfen. Allerdings kann es auch hier „Überraschungen“ geben. Etwa, wenn der Boden anders beschaffen ist als gedacht, oder wenn die Schäden größer sind als vermutet. So geschehen beim Hallenbad in Sterkrade: Da waren sogar die Stützpfeiler des Hauptbeckens vom Chlor angegriffen und das Wasser unter die Fliesen der Wärmebänke gedrungen.
Oberhausen: Computerprogramm hilft bei Berechnung
Die Gesamtschule an der Knappenstraße ist ein Neubau. Doch auch hier steigen die Kosten. Ursprünglich waren hierfür 85 Millionen Euro vorgesehen, zuletzt machte sogar die Zahl von 100 Millionen die Runde. Die Stadtspitze beschwichtigte in den politischen Ausschüssen, dass die Kosten infolge der Preissteigerung höher liegen, aber nicht die 100 Millionen Euro erreichen.
Um genauere Prognosen zu treffen, nutzen die Kommunen eine spezielle Computertechnik. Das sogenannte Building Information Modelling, kurz BIM, erlaubt eine 3D-Erstellung des geplanten Bauprojektes. Mithilfe der Arbeitsmethode können beispielsweise die Mengen berechnet werden, die man braucht. Etwa, wie viel Sand nötig ist. Der Vorteil: Werden Veränderungen in der Planung vorgenommen, spuckt das Computerprogramm gleich den korrigierten Wert aus. Das hat auch Einfluss auf die Kostenprognose, sie kann aktueller gehalten werden.
Um in politischen Ausschüssen bessere Informationen zu geben, gibt die Verwaltung neuerdings einen Toleranzrahmen und eine sogenannte Indexsteigerung in ihrer Rechnung an. Der Anbau an der Melanchthonschule soll 12 Millionen Euro kosten. In dieser Summe ist schon ein Wert für die Preissteigerung eingerechnet (1,2 Millionen Euro). Außerdem wird ein Puffer von 384.000 Euro angegeben.