Oberhausen. Aleksander Pawlowski von der Heinrich-Böll-Gesamtschule hat das perfekte Abi in der Tasche. Dabei lernte er erst mit sieben Jahren Deutsch.

Die Büsche sind in den Sommerferien hochgewachsen, der Schulhof, sonst ein Ort des Lärms, ist menschenleer. Es ist das passende Bild für Aleksander Pawlowski, denn der 20-Jährige lässt die Heinrich-Böll-Gesamtschule in Schmachtendorf hinter sich. „Ich bin froh, dass die Schule vorbei ist“, sagt er. Aleksander Pawlowski hat große Pläne.

Schule, das ist für nicht wenige ein Ort des Leistungsdrucks. In ständigen Klausuren bestehen, auf unvorhersehbare Fragen die richtigen Antworten wissen, lernen, wenn die Motivation fehlt. Aleksander Pawlowski allerdings fiel das Lernen leicht. Und er ist der beste Schüler seiner Schule. Mit 840 Punkten hat er das Abitur bestanden. Note 1,0. Unterschrift: Alles möglich.

Abitur mit Bestnote - Studium in Frankfurt oder Mannheim

Abiturient Aleksander Pawlowski
Kehrt noch einmal für ein Gespräch an seine Schule zurück: Aleksander Pawlowski aus Oberhausen. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

„Ich wurde ziemlich oft gefragt, was ich jetzt machen will“, erzählt Aleksander Pawlowski. „Viele haben erwartet, dass ich Medizin studiere. Aber wenn ich Blut sehe, falle ich um.“ Auch Jura interessiere ihn nicht wirklich. Dagegen können ihn Zahlen nicht erschrecken. Mit seinem perfekten Abitur in der Tasche will er Oberhausen verlassen: Wirtschaftswissenschaften in Frankfurt oder Mannheim studieren. Und als Unternehmensberater tätig werden, das ist sein Plan.

In Oberhausen lag der Abiturschnitt im Schuljahr 2022/23 bei 2,5. Das Ergebnis dürfte in diesem Jahr ähnlich sein. Zur absoluten Spitze gehört nur eine kleine Gruppe. 60 Schülerinnen und Schüler machten 2023 ein Abitur mit einem Schnitt zwischen 1,0 und 1,4.

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Zu dieser Gruppe zählt auch Aleksander Pawlowski. Das Erstaunliche in der Biografie des 20-Jährigen: Er lernte erst im Alter von sieben Jahren Deutsch. Im Grundschulalter wanderte seine Familie von Polen nach Deutschland aus. „In Mathematik war ich gut, aber ich konnte ja die Sprache nicht. Deshalb habe ich zusätzliche Deutschstunden bekommen.“ In seinem Kurs saß auch ein anderer Schüler, der wegen seines Einser-Abis zu einem traditionellen Festessen des Rotary Club im Schloss Oberhausen eingeladen wurde: Petros Nottlas von der Gesamtschule Weierheide machte wie Aleksander Pawlowski ein Abi mit 1,0.

Döner-Wette motivierte Oberhausener zu Bestnoten

Im Schloss Oberhausen ehrte der Rotary Club die besten Abiturientinnen und Abiturienten Links im Bild: Der Vorsitzende Uwe Vespermann, rechts Bürgermeister Werner Nakot.
Im Schloss Oberhausen ehrte der Rotary Club die besten Abiturientinnen und Abiturienten Links im Bild: Der Vorsitzende Uwe Vespermann, rechts Bürgermeister Werner Nakot. © Rotary Club Oberhausen

Deutschland habe er von Anfang an als offen empfunden, erzählt Aleksander Pawlowski. Die guten Noten wollten aber nicht von alleine kommen. Zunächst habe er einen Schnitt von 3,0 an der weiterführenden Schule gehabt. „Ich erinnere mich noch an das Gespräch mit meiner Mutter“, sagt Aleksander Pawlowski. Ab der Klasse sieben habe er sich mehr auf die Schule konzentriert. Seine Eltern konnten bald zufrieden sein. Chemie und Sozialwissenschaften gehörten im Abitur zu seinen besonderen Stärken. Bei den Bestnoten half neben den sehr engagierten Lehrern der Gesamtschule („Das habe ich nirgendwo anders so erlebt“) auch eine Dönerwette: Mit einem Kumpel kämpfte er jedes Quartal um die besten Noten. Der Verlierer musste Döner spendieren. „Bei den Preisen umso besser, wenn man nicht verloren hat“, lacht Aleksander Pawlowski.

Nach 13 Jahren in Oberhausen will der Osterfelder jetzt die Welt sehen. In der 210.000-Einwohner-Stadt fühlt er sich wohl, seine Heimat bleibe allerdings Polen. Es gibt auch Dinge, die er gerne an Oberhausen ändern würde: Den öffentlichen Nahverkehr, der so schlecht ist, dass er sich genötigt sah, schon früher als geplant einen Führerschein zu machen. Und die Sauberkeit und Sicherheit. „Es gibt Ecken wie die Bahnhöfe, da möchte man sich nachts nicht alleine aufhalten.“

Klima und Umwelt „Hauptthemen unserer Generation“

Vielleicht kann Oberhausen Aleksander Pawlowski später engagieren, damit er die Finanzen der armen Stadt in den Griff kriegt und die öffentlichen Plätze aufpoliert werden können. Aleksander Pawlowski kann sich aber eher vorstellen, sich um das „Hauptthema unserer Generation“ zu kümmern: die Umwelt. Als Berater könnte er Firmen dabei helfen, nachhaltiger zu sein. Aber wer weiß, wo ihn der Weg noch hinführt. Mit einem Einser-Abi hat Aleksander Pawlowski jedenfalls viele Möglichkeiten.