Oberhausen. Uroonkologisches Zentrum am Johanniter Hospital in Oberhausen hat sich unter anderem auf die Behandlung von Blasenkrebs-Patienten spezialisiert.

Hier sitzen Experten. Die Patientinnen und Patienten aus der Region wissen das – und so war die Infoveranstaltung des Uroonkologischen Zentrums am Johanniter Hospital Oberhausen am Mittwoch, 10. Juli 2024, fast restlos ausgebucht. 1200 an Blasen-, Prostata-, oder Nierenkrebs erkrankte Menschen werden dort inzwischen alljährlich behandelt. Und noch nie waren ihre Behandlungsaussichten so gut wie heute.

Durch die immer älter werdende Bevölkerung steigen die Krebsfälle auch in Oberhausen seit Jahren. Prostatakrebs gilt deutschlandweit als eine der häufigsten Krebserkrankungen. Pro Jahr werden nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) bundesweit etwa 63.400 Neuerkrankungen diagnostiziert. Aber auch an Blasenkrebs erkranken laut Deutschem Krebsforschungszentrum in Deutschland jährlich rund 31.000 Menschen. Nierenkrebs zählt dagegen mit 14.000 jährlich neu Erkrankten zu den seltenen Krebsarten (Quelle: RKI). Eines haben alle Erkrankungen dennoch gemeinsam: Je früher sie erkannt werden, desto besser sind die Heilungschancen.

Gerade bei Blasenkrebs gebe es zumindest deutliche Hinweise. „Nur leider werden diese oft nicht ernst genommen“, weiß der leitende Chefarzt des Uroonkologischen Zentrums am Johanniter Hospital, Prof. Dr. Jan Fichtner. Dazu zählt vor allem: „Blut im Urin.“ Nicht immer ist der rote Farbstoff aber mit bloßem Auge erkennbar. Stößt der Hausarzt bei der Routinekontrolle aber darauf, sollten Patienten hellhörig werden. „Das gehört auf jeden Fall von einem Facharzt abgeklärt – auch, wenn das Blut nicht regelmäßig nachweisbar ist, aber immer wieder mal im Urin auftaucht.“ Einen Urologen sollten außerdem dringend auch alle Patienten aufsuchen, „die selbst nach einer Antibiotikatherapie das Gefühl haben, ständig zur Toilette rennen zu müssen“.

Blasenkrebs geht in den meisten Fällen von der Schleimhaut der ableitenden Harnwege aus

Harnblasenkarzinome, sagt Fichtner, gehen in rund 90 Prozent der Fälle von der Schleimhaut der ableitenden Harnwege (Urothel) aus – „weshalb die Mehrzahl mit einem Blasentumor an einem Urothelkarzinom leidet“. Das sei gut behandelbar und könne dank des robotergestützten Operationssystems DaVinci in Schlüssellochtechnik abgetragen werden. „Wir arbeiten seit zehn Jahren damit.“ Zwei Millionen Euro hat das Johanniter Hospital, das zum Evangelischen Klinikum Niederrhein gehört, in dieses Gerät investiert. „Aber das hat sich für uns und vor allem für unsere Patienten ausgezahlt – durch deutlich geringere OP-Komplikationen.“

Heikler wird es bei den nach innen in die Harnblase wachsenden Tumoren. „Da muss meist die komplette Blase entfernt werden.“ Minimalinvasiv könne diese aber durch Darmgewebe neu geformt und völlig funktionstüchtig auch wieder angeschlossen werden. „Für die Patientinnen und Patienten verändert sich nichts“, macht Fichtner auch diesen Betroffenen wieder Mut. Begleitend dazu gebe es neueste Medikamente. „Hormontherapien zum Beispiel, es gibt eben mittlerweile besser wirksame Alternativen zur Chemotherapie in Form von Immun-Therapien und auch einer ganz individuellen Therapie.“

Reges Interesse gab es an der Infoveranstaltung im Uroonkologischen Krebszentrum am Johanniter Krankenhaus in Oberhausen am Mittwoch, 10. Juli 2024.
Reges Interesse gab es an der Infoveranstaltung im Uroonkologischen Krebszentrum am Johanniter Krankenhaus in Oberhausen am Mittwoch, 10. Juli 2024. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Fichtner ist von der Idee des Zentrums überzeugt: „Nur so wird gewährleistet, dass die Patienten nach dem aktuell besten Stand der Wissenschaft behandelt werden.“ Im Rahmen einer Tumorkonferenz werde gemeinsam zwischen Urologen, Strahlentherapeuten, Onkologen, Pathologen, Radiologen und Nuklearmedizinern, also interdisziplinär, die beste Therapieoption festgelegt. „Mittlerweile ist durch die WiZen-Studie nachgewiesen, dass Tumor-Patienten, die in DKG-zertifizierten Zentren behandelt werden, bessere Überlebensraten aufweisen, als Patienten, die außerhalb therapiert werden.“ DKG bedeutet dabei Deutsche Krebsgesellschaft und die hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit strengen Kriterien darüber zu wachen, dass Krebspatientinnen und -patienten möglichst gut behandelt werden. WiZen fasst kurzerhand den Studientitel zusammen und meint: „Wirksamkeit der Versorgung in onkologischen Zentren.“

In einem solchen Zentrum findet sich entsprechend geballtes Wissen. Ob dieses aber ausreicht, um bestmöglich zu behandeln, prüft die DKG anhand strenger Kriterien regelmäßig neu. Dazu gehören: Wie viele Behandlungsfälle gibt es? Wie oft konnten bei Blasenkrebs- oder Prostatakrebs-Operationen die Potenz, die Funktionsfähigkeit des Schließmuskels erhalten bleiben? Wie oft mussten Bluttransfusionen erfolgen? Wie erfolgreich verlief die medikamentöse Behandlungen? Läuft alles gut, erhält ein Zentrum das begehrte Zertifikat. „Für unser Prostatakarzinomzentrum besteht dieses Siegel seit 14 Jahren“, sagt Fichtner.

Der Zusammenschluss zum Uroonkologischen Zentrum am Johanniter Hospital ist allerdings noch neu. Auch wenn das Haus mit rund 3800 stationären Behandlungen pro Jahr, fünf urologischen OP-Sälen und 85 Betten als eine der größten urologischen Abteilungen in Deutschland gilt, muss auch das Johanniter erst noch durch den Zertifizierungsprozess der DKG. Dieser soll aber bis spätestens 2025 abgeschlossen sein. Adressen von bereits zertifizierten Zentren finden Interessierte auch über die Online-Suchmaschine OncoMap der Deutschen Krebsgesellschaft.

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