Oberhausen. Die Elektro-Sause „Ruhr in Love“ hat den Oberhausener Olga-Park in eine große Gartenparty verwandelt. 400 DJs, 40 Bühnen und eine traurige Note.
She’s like the Wind, die alte Schmonzette von Patrick Swayze haben Discjockeys bekanntlich schon in Ohrmuschel-Kracher verwandelt. Zumindest am Samstag ist diese laute Mischung überflüssig. Denn der Wind fegt am frühen Mittag von ganz alleine erste Frisuren von tanzenden Festivalgängern durcheinander. Der Liebesbeweis gerät im Oberhausener Olga-Park trotzdem nicht ins Wanken. Die Fans feiern „Ruhr in Love“ erst mit wenigen Regentropfen und dunklen Wolken, später sonnig.
Sie haben ihre (Platten-)Teller offenbar doch leergegessen. Zwar bleibt der Bungee-Turm windbedingt geschlossen. Das als Familienfest der elektronischen Musik gefeierte Elektro-Festival muss sein Programm aber nicht ändern. Veranstalter und Polizei sprechen von 30.000 feiernden Ravern.
Auch interessant
Es wäre auch eine Schande gewesen, wenn 400 Discjockeys unverrichteter Dinge die 40 zeitgleich spielenden Freiluft-Tanzflächen hätten wieder verlassen müssen. Und so strömen sie neben dem Steigerhaus an der Vestischen Straße durch die Eingangsschleuse. Stelzenläufer in bunten Fantasie-Kostümen sorgen neben dem kleinen Wasserkanal für eine surreale Optik. Das Nass nutzen manche Fan-Füße für übermütige Spritzerei.
Draußen klingt diese strudelartige Mischung aus Techno, House, Hardcore und Trance wie ein hypnotischer Tornado. Auf dem Gelände der ehemaligen Landesgartenschau entflechtet die Lautstärke das Gewirr aus unterschiedlichen Klangrichtungen ganz von alleine. Obwohl die Freiluft-Tanzflächen dicht zusammenstehen, hört man im Auge des Klang-Orkans kaum etwas vom ebenfalls beschallenden Nachbarn.
Ruhr in Love 2024 in Oberhausen: Es lebe die Kleinteiligkeit - Techno, House, Hardcore
„Ruhr in Love ist jedes Jahr ein Pflichttermin“, meint Judith Wagner aus Düsseldorf, die sich mit Freundinnen unter das Partyvolk mischt. „Die Atmosphäre ist meistens angenehm. Es gibt Wiesen und Bänke. Und die Auswahl unter den Floors ist ganz gut.“ Wobei Freundin Mel einhakt: „Die Center-Stage könnte ruhig etwas größer sein.“
Zum 20. Mal feiert „Ruhr in Love“ die Kleinteiligkeit der elektronischen Musik. Keine Monsterbühnen mit internationalen Superstars, sondern kleinere Tanzflächen für mehr Auswahl.
Die Anreise ist eine Herausforderung. „85 Prozent der Festival-Besucher reisen mit Bus und Bahn an“, sagt Veranstalter Oliver Vordemvenne von I-Motion. „Bus-Shuttle bringen die Besucher vom Oberhausener Hauptbahnhof zum Festivalgelände. Zugverbindungen wurden aufgestockt.“ Die Fans zieht es in diesem Jahr etwas später als sonst zum Olga-Park. „Vermutlich sind die noch am Mittag prognostizierten Schauer ein Grund dafür.“
„Härterer Techno ist seit der Corona-Zeit deutlich beliebter geworden.“
Genre-Stars wie Lilly Palmer, Moguai und Klaudia Gawlas stehen im Line-up. Die Hauptbühne ist mit bunten Mosaik-Tüchern verziert worden und wirkt dadurch etwas bulliger. Dahinter reihen sich Döner-, Pizza- und Bratwurststände aneinander. Ein wenig Kirmes gibt es auch im Olga-Park.
Auf manchen Tanzflächen bearbeiten nur 15 oder 20 Fans die Grasnarbe, woanders platzt der Floor beinah aus allen Nähten. Radiosender, Labels, Clubs und DJs sorgen selbst für das Programm: Affenkäfig, Basscafé, Discomania, Hexenhouse, Kontrollverlust oder Sektion vorwärts. Die Stimmung ist bestens.
Auch interessant
„Härterer Techno ist seit der Corona-Zeit deutlich beliebter geworden. Momentan wechselt es aber schon wieder und geht eher in Richtung Underground-Techno. Auch Drum’n’Base und Goa positionieren sich. Die Musik bleibt sehr vielfältig und in Bewegung“, sagt Veranstalter Oliver Vordemvenne.
An manchen Tanzflächen steigen Seifenblasen empor, woanders qualmt die Nebelmaschine. Outfits sind am windigen, aber milden Samstag nichts und doch alles. Das Thüringer House-Duo „Fux & Wolf“ trägt beim DJ-Set die markanten Fuchs- und Hasenmasken vor dem Gesicht. Ein tierischer Hingucker, Zustimmung im Publikum!
Ruhr in Love 2024 in Oberhausen: Raver in Oranje - Festival erinnert an verstorbenen DJ
Trotz der unglücklichen Niederlage gegen Spanien, sieht man etliche Fans in den Fußball-Trikots der DFB-Elf. Und einer wird im Original-Oranje-Leibchen der Niederlande aus dem Jahr 1988 gesichtet. Damals wurde die Elftal übrigens Europameister.
Apropos, rundes Leder! Einer Fußball-Hymne lauscht man bei „Ruhr in Love“ gefühlt in jedem zweiten Set: „Zeit, dass sich was dreht!“ Der Song von Herbert Grönemeyer, eigentlich die Erkennungsmelodie zur WM 2006, ist hörbar bliebt. Auch wenn die Original-Interpreten nicht anwesend sind, können Fans den Gute-Laune-Titel selbst in der krachensten Techno-Version bravourös mitsingen.
Eine große Gartenparty nimmt ihren Lauf. Am Olga-Kanal nutzen einige Raver das Nass sogar fürs Wassertreten. Kneippkur zu brodelnden Bässen.
An der Tanzfläche von „Acid Wars“ erhält das fröhliche Musik-Festival aber auch eine traurige Note. Eigentlich sollte Jochen Peuyn aka DJ Sorgenkint hier gemeinsam mit seinem Kollegen Man at Arms das abschließende Set spielen. Doch Peuyn starb vor wenigen Wochen mit nur 41 Jahren nach einem tragischen Verkehrsunfall. Die Veranstalter hatten darum bereits vor dem Start von „Ruhr in Love“ angekündigt, dem beliebten DJ ein Tribute-Set zu widmen.
Auch interessant
- Ruhr in Love 2024: Diese DJ-Stars und Clubs sind dabei
- Ruhr in Love 2024: Diese Informationen sollten Besucher wissen
- Ruhr in Love 2024: Das Line-up steht - Lilly Palmer dabei
- Ruhr in Love 2023: Harte Beats bestimmen den Regentanz
- Ruhr in Love: Polizei findet bei Kontrollen „Blue Punisher“
- Blue Punisher: Polizei will bei „Ruhr in Love“ wachsam sein