Oberhausen. Die Elektro-Sause „Ruhr in Love“ hat den Oberhausener Olga-Park in eine große Gartenparty verwandelt. 400 DJs, 40 Bühnen und eine traurige Note.

Ruhr in Love 2024

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    She’s like the Wind, die alte Schmonzette von Patrick Swayze haben Discjockeys bekanntlich schon in Ohrmuschel-Kracher verwandelt. Zumindest am Samstag ist diese laute Mischung überflüssig. Denn der Wind fegt am frühen Mittag von ganz alleine erste Frisuren von tanzenden Festivalgängern durcheinander. Der Liebesbeweis gerät im Oberhausener Olga-Park trotzdem nicht ins Wanken. Die Fans feiern „Ruhr in Love“ erst mit wenigen Regentropfen und dunklen Wolken, später sonnig.

    Hoch die Hände! Zehntausende Fans der elektronischen Musik hatten am Samstag auf dem Olga-Gelände in Oberhausen-Osterfeld zur Riesensause „Ruhr in Love“ ihren Spaß.
    Hoch die Hände! Zehntausende Fans der elektronischen Musik hatten am Samstag auf dem Olga-Gelände in Oberhausen-Osterfeld zur Riesensause „Ruhr in Love“ ihren Spaß. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

    Sie haben ihre (Platten-)Teller offenbar doch leergegessen. Zwar bleibt der Bungee-Turm windbedingt geschlossen. Das als Familienfest der elektronischen Musik gefeierte Elektro-Festival muss sein Programm aber nicht ändern. Veranstalter und Polizei sprechen von 30.000 feiernden Ravern.

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    Es wäre auch eine Schande gewesen, wenn 400 Discjockeys unverrichteter Dinge die 40 zeitgleich spielenden Freiluft-Tanzflächen hätten wieder verlassen müssen. Und so strömen sie neben dem Steigerhaus an der Vestischen Straße durch die Eingangsschleuse. Stelzenläufer in bunten Fantasie-Kostümen sorgen neben dem kleinen Wasserkanal für eine surreale Optik. Das Nass nutzen manche Fan-Füße für übermütige Spritzerei.

    Vor der neu gestalteten Hauptbühne war besonders viel los. 30.000 Fans verwandelten den Olga-Park in Oberhausen in eine Partyzone.
    Vor der neu gestalteten Hauptbühne war besonders viel los. 30.000 Fans verwandelten den Olga-Park in Oberhausen in eine Partyzone. © FUNKE Foto Services

    Draußen klingt diese strudelartige Mischung aus Techno, House, Hardcore und Trance wie ein hypnotischer Tornado. Auf dem Gelände der ehemaligen Landesgartenschau entflechtet die Lautstärke das Gewirr aus unterschiedlichen Klangrichtungen ganz von alleine. Obwohl die Freiluft-Tanzflächen dicht zusammenstehen, hört man im Auge des Klang-Orkans kaum etwas vom ebenfalls beschallenden Nachbarn.

    Ruhr in Love 2024 in Oberhausen: Es lebe die Kleinteiligkeit - Techno, House, Hardcore

    „Ruhr in Love ist jedes Jahr ein Pflichttermin“, meint Judith Wagner aus Düsseldorf, die sich mit Freundinnen unter das Partyvolk mischt. „Die Atmosphäre ist meistens angenehm. Es gibt Wiesen und Bänke. Und die Auswahl unter den Floors ist ganz gut.“ Wobei Freundin Mel einhakt: „Die Center-Stage könnte ruhig etwas größer sein.“

    Wenn „Fux und Hase“ am Turntable stehen: Manche DJs setzten bei „Ruhr in Love“ auf ihre markanten Erkennungszeichen. 400 Turntable-Profis schauten vorbei.
    Wenn „Fux und Hase“ am Turntable stehen: Manche DJs setzten bei „Ruhr in Love“ auf ihre markanten Erkennungszeichen. 400 Turntable-Profis schauten vorbei. © FUNKE Foto Services

    Zum 20. Mal feiert „Ruhr in Love“ die Kleinteiligkeit der elektronischen Musik. Keine Monsterbühnen mit internationalen Superstars, sondern kleinere Tanzflächen für mehr Auswahl.

    Die Anreise ist eine Herausforderung. „85 Prozent der Festival-Besucher reisen mit Bus und Bahn an“, sagt Veranstalter Oliver Vordemvenne von I-Motion. „Bus-Shuttle bringen die Besucher vom Oberhausener Hauptbahnhof zum Festivalgelände. Zugverbindungen wurden aufgestockt.“ Die Fans zieht es in diesem Jahr etwas später als sonst zum Olga-Park. „Vermutlich sind die noch am Mittag prognostizierten Schauer ein Grund dafür.“

    „Härterer Techno ist seit der Corona-Zeit deutlich beliebter geworden.“

    Oliver Vordemvenne
    Veranstalter von „Ruhr in Love“

    Genre-Stars wie Lilly Palmer, Moguai und Klaudia Gawlas stehen im Line-up. Die Hauptbühne ist mit bunten Mosaik-Tüchern verziert worden und wirkt dadurch etwas bulliger. Dahinter reihen sich Döner-, Pizza- und Bratwurststände aneinander. Ein wenig Kirmes gibt es auch im Olga-Park.

    Auf manchen Tanzflächen bearbeiten nur 15 oder 20 Fans die Grasnarbe, woanders platzt der Floor beinah aus allen Nähten. Radiosender, Labels, Clubs und DJs sorgen selbst für das Programm: Affenkäfig, Basscafé, Discomania, Hexenhouse, Kontrollverlust oder Sektion vorwärts. Die Stimmung ist bestens.

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    „Härterer Techno ist seit der Corona-Zeit deutlich beliebter geworden. Momentan wechselt es aber schon wieder und geht eher in Richtung Underground-Techno. Auch Drum’n’Base und Goa positionieren sich. Die Musik bleibt sehr vielfältig und in Bewegung“, sagt Veranstalter Oliver Vordemvenne.

    Die Genres reichten bei „Ruhr in Love“ von Techno, Trance und House bis zum härteren Hardcore. 40 Tanzflächen waren zehn Stunden lang umlagert.
    Die Genres reichten bei „Ruhr in Love“ von Techno, Trance und House bis zum härteren Hardcore. 40 Tanzflächen waren zehn Stunden lang umlagert. © FUNKE Foto Services

    An manchen Tanzflächen steigen Seifenblasen empor, woanders qualmt die Nebelmaschine. Outfits sind am windigen, aber milden Samstag nichts und doch alles. Das Thüringer House-Duo „Fux & Wolf“ trägt beim DJ-Set die markanten Fuchs- und Hasenmasken vor dem Gesicht. Ein tierischer Hingucker, Zustimmung im Publikum!

    Ruhr in Love 2024 in Oberhausen: Raver in Oranje - Festival erinnert an verstorbenen DJ

    Trotz der unglücklichen Niederlage gegen Spanien, sieht man etliche Fans in den Fußball-Trikots der DFB-Elf. Und einer wird im Original-Oranje-Leibchen der Niederlande aus dem Jahr 1988 gesichtet. Damals wurde die Elftal übrigens Europameister.

    Bunt gekleidete Stelzenläufer sorgten im Osterfelder Olga-Park für farbliche Akzente. Das Festival verbindet sämtliche Stilrichtungen der elektronischen Musik.
    Bunt gekleidete Stelzenläufer sorgten im Osterfelder Olga-Park für farbliche Akzente. Das Festival verbindet sämtliche Stilrichtungen der elektronischen Musik. © FUNKE Foto Services

    Apropos, rundes Leder! Einer Fußball-Hymne lauscht man bei „Ruhr in Love“ gefühlt in jedem zweiten Set: „Zeit, dass sich was dreht!“ Der Song von Herbert Grönemeyer, eigentlich die Erkennungsmelodie zur WM 2006, ist hörbar bliebt. Auch wenn die Original-Interpreten nicht anwesend sind, können Fans den Gute-Laune-Titel selbst in der krachensten Techno-Version bravourös mitsingen.

    Eine große Gartenparty nimmt ihren Lauf. Am Olga-Kanal nutzen einige Raver das Nass sogar fürs Wassertreten. Kneippkur zu brodelnden Bässen.

    Coole Location! Seit 2004 feiern die Raver ihr Elektro-Festival „Ruhr in Love“ in Oberhausen Die Premiere erfolgte ein Jahr zuvor noch im Nordsternpark von Gelsenkirchen.
    Coole Location! Seit 2004 feiern die Raver ihr Elektro-Festival „Ruhr in Love“ in Oberhausen Die Premiere erfolgte ein Jahr zuvor noch im Nordsternpark von Gelsenkirchen. © FUNKE Foto Services

    An der Tanzfläche von „Acid Wars“ erhält das fröhliche Musik-Festival aber auch eine traurige Note. Eigentlich sollte Jochen Peuyn aka DJ Sorgenkint hier gemeinsam mit seinem Kollegen Man at Arms das abschließende Set spielen. Doch Peuyn starb vor wenigen Wochen mit nur 41 Jahren nach einem tragischen Verkehrsunfall. Die Veranstalter hatten darum bereits vor dem Start von „Ruhr in Love“ angekündigt, dem beliebten DJ ein Tribute-Set zu widmen.

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