Oberhausen. Die Landesverkehrswacht kümmert sich um die Schülerlotsen in NRW. Für Elterntaxis findet der Verbandspräsident deutliche Worte.

  • Landesverkehrswacht sucht in Oberhausen den besten Schülerlotsen
  • Eine Schülerin aus Wesel gewinnt den Wettbewerb am Gasometer Oberhausen
  • Verbandspräsident nennt Elterntaxis ein „furchtbares Phänomen“

Dirk Marten am Steuer des Polizeiautos gibt Gas. Er beschleunigt den Wagen auf dem Parkplatz am Gasometer und bremst bei den Hütchen ab. Die Jugendlichen am Seitenrand rechnen und schreiben, einige zählen Meter mit ihren Schritten ab: Wie schnell war der Polizist unterwegs? Und wie lange war sein Bremsweg? Es ist nur einer der Tests des diesjährigen Schülerlotsenwettbewerbs. Nahe der Arena Oberhausen im Klubhaus des Hockeyvereins suchen rund zwanzig Jugendliche den besten Schülerlotsen in NRW.

Geschwindigkeit und Bremsweg abzuschätzen sind wichtige Fähigkeiten der Schülerlotsen. Fast jeder kennt sie, aber sie werden weniger: In Nordrhein-Westfalen gibt es nach Angaben der Landesverkehrswacht noch rund 1000. Allerdings sinkt die Zahl, insbesondere seit der Corona-Pandemie. „Dafür haben wir mehr Eltern, die sich engagieren“, sagt der Präsident der Landesverkehrswacht, Klaus Voussem.

Landesverkehrswacht: Schülerlotsen werden weniger

Nick, Finja und Leony (von links) sind Lotsen an der Theodor-Heuss-Realschule in Oberhausen. Beim Landeswettbewerb wurde ihre Reaktionszeit getestet.
Nick, Finja und Leony (von links) sind Lotsen an der Theodor-Heuss-Realschule in Oberhausen. Beim Landeswettbewerb wurde ihre Reaktionszeit getestet. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Dass sich Eltern in das Sicherheitsthema einschalten, mag nicht überraschen. In mehreren Ruhrgebietsstädten kochen in regelmäßigen Abständen die Elterntaxi-Diskussionen hoch. Weil mehr Kinder zur Schule gebracht werden, entstehen vor den Schulhöfen Autokolonnen und damit unübersichtliche Verkehrssituationen. Immer wieder gibt es Proteste seitens der Schüler und lokale Initiativen, um die Gefahrensituation zu entzerren. „Elterntaxis sind ein fürchterliches Phänomen“, sagt Voussem. Allerdings seien die derzeit diskutierten Schulstraßen auch keine Ideal-Lösung. „Dafür braucht es Personal, das kontrolliert, dass sich alle an die Regeln halten“, gibt Voussem zu Bedenken.

Aus Sicht des Verbandspräsidenten hat die Zahl der Kinder abgenommen, die den Weg zur Schule zu Fuß bewältigen. Dabei sei Gehen gesund und fördere Verkehrskompetenzen. „Wir werben dafür, dass Kinder zu Fuß gehen. Allerdings müssen die Wege geübt werden“, sagt Voussem. Eltern sollten den Weg zunächst gemeinsam mit ihren Schulkindern gehen und so für Sicherheit sorgen.

Gegen Elterntaxis: Oberhausener Schule berichtet von positiven Erfahrungen

Wer den Landeswettbewerb in Oberhausen gewinnen wollte, musste sich auch in einem Rollenspiel beweisen: Hier ist Schülerlotsin Hanna im Bild.
Wer den Landeswettbewerb in Oberhausen gewinnen wollte, musste sich auch in einem Rollenspiel beweisen: Hier ist Schülerlotsin Hanna im Bild. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

An Straßenübergängen können Schülerlotsen für Sicherheit sorgen. In Oberhausen kommen sie allerdings nur noch an zwei der mehr als 40 Schulen zum Einsatz: an der Theodor-Heuss-Realschule (die sich derzeit wegen eines Brandes im Distanz-Unterricht befindet) und an der Anne-Frank-Realschule. „Es wird immer schwerer, Menschen fürs Ehrenamt zu begeistern. Das merken natürlich auch wir“, sagt Dirk Marten, Vorsitzender der Oberhausener Verkehrswacht. Derzeit gebe es in Oberhausen etwa dreißig Schülerlotsen.

Die Hälfte davon kam bis kurz vor dem Brand an der Theodor-Heuss-Realschule zum Einsatz. Jeden Morgen sorgten sie dafür, den Weg über die Tackenbergstraße sicherer zu machen. Keine ganz leichte Aufgabe. „Wir müssen eine halbe Stunde früher in der Schule sein“, berichtet die 14-jährige Leony, die zusammen mit Finja (14) und Nick (14) am Landeswettbewerb teilnahm. Das Ehrenamt mache Spaß, sagen die drei Realschüler. Wenn man sich an die Regeln halte, sei der Verkehr eigentlich nicht gefährlich, findet Finja. Allerdings hat Nick auch schon eine gefährliche Situation als Schülerlotse erlebt: „Einmal ist ein Auto auf uns zugefahren und hat direkt vor unseren Füßen angehalten.“ Sie hätten das Kennzeichen notiert und gemeldet.

Die Schule ist heilfroh über das Engagement der Schülerinnen und Schüler. Die Gruppe erfahre viel Wertschätzung aus der Schulgemeinschaft. An Bewerbern mangele es nicht, berichtet eine Lehrerin.

Um Wertschätzung ging es auch dem Landesverband bei seinem Wettbewerb am Gasometer. Nach dem schriftlichen Test, dem Bremsweg- und dem Reaktionstest und einem Rollenspiel durften die zwanzig Jugendlichen die Gasometer-Ausstellung „Planet Ozean“ besuchen und wurden zu einem gemeinsamen Mittagessen eingeladen. Eine Siegerin gab es trotzdem: Felina Held aus Wesel. Sie ist die beste Schülerlotsin Nordrhein-Westfalens.