Oberhausen. Five Finger Death Punch haben in Oberhausen vor 9000 Fans ein turbulentes Konzert gespielt. Ivan Moody legt sich mit seinen Ton-Technikern an.
Es hat schon deutlich weniger turbulente Konzerte in der Arena Oberhausen gegeben: Knapp anderthalb Stunden feierten 9000 Fans in der gut besuchten, aber nicht ganz ausverkauften Halle neben dem Centro Oberhausen die emsigen Hardrock- und Metal-Arbeiter von Five Finger Death Punch aus Las Vegas. Und sie hatten am Dienstagabend vom mit etlichen schnittigen Laser-Effekten durchzogenen Konzert eine Menge zu berichten.
Danach sah es bei den ersten Schlagzeugschlägen, die erst gegen 21.30 Uhr, und damit satte vier Stunden nach Einlass-Beginn ertönten, noch gar nicht aus. Von Sparflamme, wie der Zeitplan es vielleicht vermuten lässt, konnte allerdings nicht die Rede sein. Schließlich hatte die Band im Vorprogramm noch die Trash-Metal-Gruppe Ektomorf aus Ungarn und die Metalcore-Kollegen von Ice Nine Kills aus Boston versprochen.
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Doch kaum ist das Licht in der Halle wieder gedimmt, sind die Boxen gefordert und die ersten Songs gespielt, mustert Sänger Ivan Moody die jubelnden Fan-Ränge und bleibt an der rechten Tribünenkante hängen.
Moody deutet auf den Rang und verlässt plötzlich die Bühne. Viele Fans bekommen vom Grund seiner spontanen Wanderschaft kaum etwas mit. Videokameras, die Schritte der Musiker auf große Leinwände übertragen, gibt es nicht. Bei seiner Rückkehr sagt der 44-Jährige: „In einer Familie gibt man gegenseitig auf sich acht.“ Wie aus dem Bühnenumfeld zu erfahren ist, hatte sich ein weiblicher Fan im Blickfeld des Musikers am Fuß verletzt. Moody erkundigt sich nach dem Wohlbefinden. Erst danach geht der Frontmann zum „Tagesgeschäft“ über.
5FDP in Oberhausen: Fans singen „Happy Birthday“ für Tochter von Ivan Moody
Und das kann sich in der gut gelaunten Rudolf-Weber-Arena sehen, nein, markdurchdringend hören lassen: Bei den ersten Liedern aus knapp 20 Jahren Bandgeschichte flattern manche Shirts, die man mit dem passenden Bandaufdruck am Merchandising-Stand in der Arena-Lobby für 45 Euro nicht gerade als Schnäppchen bezeichnen kann.
Das einleitende „Welcome to the Circus“ wirkt dagegen prophetisch: Ivan Moody balanciert gestenreich neben dem einer Wirbelsäule nachempfundenen Mikrofonständer. Der Sänger schnappt sich später noch eine Mikrofon-Variante, die wie ein Schlagring aussieht. Er wirft im übergestreiften Sakko seinen Melonen-Hut ins Publikum und bearbeitet mit dem Baseballschläger haltbare Teile des Schlagzeugs. Die Temperatur in der Halle nimmt zu. Kunstnebel steigt auf. Vorne fliegen Wasserflaschen aus Plastik ins Publikum.
„Meine älteste Tochter war ein großer, großer Grund, warum ich mit dem Trinken aufgehört habe.“
Neben glänzenden Platin-Auszeichnungen haben Five Finger Death Punch (abgekürzt: 5FDP) rund zwei Milliarden Streams im Netz gesammelt, rechnet ihr Management vor. Der Name bedeutet so viel wie „Fünf-Finger-Todes-Stoß“ und ist von der 1973 auch in Deutschland erschienen Kung-Fu-Klamotte „Zhao – Der Unbesiegbare“ inspiriert, aus der Kult-Regisseur Quentin Tarantino bekanntlich fleißig für seine Rachebraut aus „Kill Bill“ zitierte.
Dass Gründungsgitarrist Zoltán Báthory sich mittlerweile in der bekannten Ballerspiele-Serie „Call of Duty“ als Spielecharakter auswählen lässt, zeigt wiederum, dass auch die Jungs der Band aus Las Vegas in der Popkultur angekommen sind.
5FDP in Oberhausen: Sänger legt sich mit den Technikern am Mischpult an
Und so wechselt das Konzert zwischen energischen und wütenden Texten und wird immer wieder von geschmeidigeren Passagen aufgelockert. „Trouble“, „Wash it all away“ „Jekyll and Hyde“, „Burn MF“ bis „Wrong Side of Heaven“. Und beim Folk-Cover „The House of the Rising Sun“, in den 1960er-Jahren von The Animals interpretiert, herrscht leichter Gänsehaut-Alarm.
In einer Passage kullern bei Sänger Ivan Moody sogar einige Tränen. Der Familienvater muss innehalten. „Heute feiert meine Tochter ihren Geburtstag“, sagt der Mann, der nach eigenem Bekunden seit sechs Jahren nüchtern ist, vorher aber mit starken Alkoholproblemen zu kämpfen hatte. „Meine älteste Tochter war ein großer, großer Grund, warum ich mit dem Trinken aufgehört habe.“ Die Fans erkennen den sensiblen Moment und stimmen ein leises „Happy Birthday“ an. Moody singt für seine Tochter später acapella. Großer Applaus.
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Und so jubeln die Fans dem Konzertende entgegen, das um drei Zugabe-Songs verschoben wird. Doch hier lässt Sänger Ivan Moody kräftig Dampf ab. Offenbar ist er mit den Monitor-Einstellungen auf der Bühne unzufrieden und giftet mehrfach gen Schaltpult: „Macht eure verdammte Arbeit!“ Auch während der finalen Songs müssen die Ton-Techniker böse Blicke aushalten. Zum Publikum meint er: „Sorry, aber wir haben so etwas wie technische Probleme.“
Nein, langweilig wird es beim Konzert von „Five Finger Death Punch“ in Oberhausen wirklich nicht.