Oberhausen. Schimmel, Ratten und unbeantwortete Beschwerden: Die Herausforderungen der Mieter in der Marktstraße 188.

  • Das Mietshaus in der Oberhausener Marktstraße 188 weist erhebliche Schäden auf
  • Die Bewohner müssen Schimmel, Müll, Uringestank, marode Fenster und Türen ertragen
  • Jetzt will die EVO auch noch die Energieversorgung abstellen – weil der Hauseigentümer nicht gezahlt hat

Wer in das Haus Nummer 188 auf der Oberhausener Marktstraße will, muss dort niemanden kennen oder klingeln. Man kann einfach durch die Haustür gehen. Das Schloss schließt nicht, genauso wie an der Tür zum Hinterhof. Für die Mieter des Mehrfamilienhauses an der Einkaufsstraße ist dies aber fast eine Nebensächlichkeit: Das Haus hat aus ihrer Sicht unzählige Mängel, manche davon kann man nur riechen, wenn man sich in den Keller traut. Doch ein Brief des örtlichen Energieversorgers bringt die Mieter jetzt dazu, sich zu versammeln: Der Eigentümer soll in erheblichem Rückstand sein, die Heizung könnte deswegen abgestellt werden.

Die Stimmen schwirren an diesem Nachmittag beim Ortstermin wild durcheinander. Jeder hat etwas zu erzählen, jeder ein Problem mit dem Haus, in dem er lebt. Aber den Brief der EVO haben gleich mehrere Mieter erhalten. In dem Schreiben der Energieversorgung Oberhausen heißt es: „Wegen erheblicher Zahlungsrückstände Ihres Hauseigentümers besteht die Gefahr, dass wir in den nächsten Tagen die zentrale Energieversorgung Ihres Hauses einstellen.“ Die Mieter sollen sich dringend an den Hauseigentümer wenden. Sollte es keine Lösung geben, sollen sie die EVO anrufen.

Verwalter beteuert: Keinerlei Rückstände

Die große Immobilie am Ende der Marktstraße wird von der Bochumer Firma Teko Real Estate verwaltet. Ruft man dort an, wird man per Bandansage gebeten, eine E-Mail zu schreiben. Auf Nachfrage dieser Redaktion meldet sich ein Abteilungsleiter: „Dass erhebliche Zahlungsrückstände bei Versorgern bestehen, entspricht nicht der Wahrheit. Zum heutigen Datum bestehen keinerlei Rückstände und die Versorgung wird nicht abgestellt.“ Auf nochmalige Nachfrage heißt es, alle Fragen seien beantwortet worden. „Es gab keine Zahlungsrückstände bei den Versorgern.“ Die EVO äußert sich aus Datenschutzgründen nicht zu dem Vorgang, sagt nur so viel: „Wir können die Mieterinnen und Mieter beruhigen, der Vorgang ist mittlerweile erledigt.“

Die Mieter des Hauses 188 an der Oberhausener Marktstraße haben genug: Sie werfen dem Verwalter vor, dass er sich nicht um die Mängel kümmert.
Die Mieter des Hauses 188 an der Oberhausener Marktstraße haben genug: Sie werfen dem Verwalter vor, dass er sich nicht um die Mängel kümmert. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Die Mieter des Hauses schäumen, weil sie sich auch vorher nicht gehört fühlten. In der Hofeinfahrt stapelt sich der Müll. Auf unsere Frage räumte Teko am nächsten Tag den Müll weg. Es sieht wieder sauber aus. Aber es ist eben nicht das einzige Problem. Die Familie Muchow hat drei kleine Kinder (6 Jahre, 3 Jahre, 3 Wochen). Schon im Herbst beschwerte sich Vater Andree über Schimmel in der Wohnung. Er bekam eine Mail, man werde sich darum kümmern. „Seitdem ist nichts passiert“, sagt er. Ein anderer Mieter, der 80 Jahre alte Wilhelm Valentin, hat marode Balkontüren, durch die Wasser eindringt. Auch er sagt: „Es kümmert sich niemand.“ Bei Mohamed Fatah-Shikh läuft ebenfalls Wasser in die Wohnung, wenn es regnet. Im Flur und im Hof berichten die Mieter von Ratten, der Aufzug bleibt auch bei unserem Ortsbesuch stecken und ist ramponiert. Lampen sind kaputt, doch das Schlimmste ist der Keller. Eine 20 Jahre alte Mieterin, die seit zwei Monaten hier wohnt, hat einen Schlüssel. Den hat nicht jeder. „Aber ich gehe da nicht rein.“ Der Keller ist zwar aufgeräumt, aber es stinkt ekelerregend nach Urin. Je weiter man in den Gang läuft, desto mehr stinkt es. Am Ende sind abgeschlossene Türen und eine Dreckecke mit Rattenkot.

So sieht eines der maroden Fenster einer Wohnung aus. Die Mieter des Hauses an der Oberhausener Marktstraße haben eine lange Liste von Problemen.
So sieht eines der maroden Fenster einer Wohnung aus. Die Mieter des Hauses an der Oberhausener Marktstraße haben eine lange Liste von Problemen. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Keller in Oberhausen stinkt nach Urin: Verwaltung nennt Grund

Auf die vielen Probleme angesprochen, antwortet Teko allgemein: Für selbst verursachte Schäden an Fenster und Türen müssten die Mieter selbst aufkommen. „Diese entstehenden Kosten trägt der Eigentümer nicht.“ Der Urin-Geruch werde von einem Mieter verursacht. „Die Räumungsklage läuft und ist kurz vor dem Abschluss.“ Außerdem würden ein Hausmeister und eine Reinigungskraft sich um das Haus kümmern, „sodass auch deutlich ist, dass wir bemüht sind, die dortige Situation zu lösen“. Mieter aber berichten, dass der Hausmeister auf Nachrichten nicht reagieren würde. Immerhin: Nach unserer Anfrage räumte Teko den Müll weg.

Bei unserem Ortsbesuch am Haus in der Oberhausener City quoll der Müll über. Der Verwalter hat ihn nach unserer Anfrage weggeräumt.
Bei unserem Ortsbesuch am Haus in der Oberhausener City quoll der Müll über. Der Verwalter hat ihn nach unserer Anfrage weggeräumt. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Der Hausverwalter ist kein Unbekannter auf dem Mietmarkt. Laut Homepage kümmert sich Teko um 290 Immobilien in 18 Städten. Aber auch, was Beschwerden betrifft, ist der Name Teko bekannt. Der Mieterbund Rhein-Ruhr hat immer wieder mit Problemen und Sorgen von Mietern in Teko-Häusern zu tun. Anwalt Stefan Salecker gibt im Gespräch mit dieser Redaktion drei Tipps, wenn Energieversorger die Heizung abstellen. Wenn der Versorger nur droht, könnten Mieter noch nichts unternehmen. „Da muss man leider warten.“ Ist die Heizung aus, müssten sie aber zwingend aktiv werden.

Zunächst sollten die Mieter eine einstweilige Verfügung einholen. Damit hätten sie etwas in der Hand gegen den Vermieter. Ein zweiter Schritt könnte die Einstellung der Mietzahlung sein. „Gerade im Winter, wenn es kalt ist.“ Ein dritter Schritt könnte das Zusammensetzen mit dem Energieversorger sein. Mehrere Mieter könnten sich zusammentun, um die Nebenkosten zu begleichen – und diesen Betrag dann als Mietzahlung dem Vermieter in Rechnung stellen.