Oberhausen. Hohe italienische Küche verspricht das Restaurant „Il Carpaccio“ in der Baumeister Mühle. Doch wie schmeckt es hier wirklich? Ein Gastro-Test.
- Das „Il Carpaccio“ in der Baumeister Mühle gilt als Spitzenrestaurant in Oberhausen
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- Wie schmeckt es dort, wie ist das Ambiente? Wir haben den Test gemacht
Küche mit Herz und Ort mit Geschichte: So wirbt das Restaurant „Il Carpaccio“ in der Baumeister Mühle in Oberhausen. Ein Ort mit Geschichte ist es schon mal, das sieht man, wenn man vor dem Restaurant an der Homberger Straße in Buschhausen steht: Blickfang ist die 1848 errichtete und liebevoll sanierte Turmwindmühle. Lange Jahre wurde hier Getreide geschrotet, heute ist die Mühle ein lebendiges Museum, in der noch immer gemahlen werden kann. Auch das alte Sacklager, in dem heute Hochzeitsfeiern und andere Events stattfinden, ist ein Ort mit Geschichte. Und die Küche mit Herz? Die haben wir getestet – wie immer anonym und ohne Ankündigung – und wie immer selbstverständlich auf eigene Rechnung.
Il Carpaccio Baumeister Mühle: Kleine Kritik an der Vorspeise
Herzlich geht es schon alleine deshalb los, weil es keine klassischen Speisekarten gibt. Die nette Servicekraft bringt eine große Tafel an den Platz, auf der die Auswahl des Tages mit Kreide geschrieben steht. Das fördert die Kommunikation, denn wenn der Fachmann eh schon vor einem steht, kann man gleich nach passenden Weinen (wir entscheiden uns für einen Rosé für 7 Euro das Glas), Zutaten oder besonderen Empfehlungen fragen. Sehr nett: Wir interessieren uns für Pasta mit Trüffel-Soße und erhalten den ehrlichen Hinweis, dass keine frischen Trüffel verwendet wurden. Kein Problem, wir bestellen die Trüffel-Taglierini trotzdem.
Mit 17,50 Euro gehören die Nudeln zu den eher günstigen Gerichten auf der Karte. Sogar die ausgewählte Vorspeise kostet mit 23,50 Euro mehr als der Hauptgang. Aber Carpaccio mit Rucola und Jacobsmuscheln hat seinen Preis. Und es schmeckt vorzüglich. Die dünn geschnittenen rohen Rindfleisch-Scheiben bringen eine kühle Frische, die angebratenen Jacobsmuscheln den nötigen Biss und der Rucola eine kräftige Geschmacksnote mit. Ebenso der Parmesan, der nach unserem persönlichen Geschmack aber etwas grob auf dem Teller daher kommt; wir hätten uns ihn etwas feiner und mundgerechter gehobelt gewünscht.
Ebenso lecker, aber geschmacklich ganz anders: Ziegenkäse auf Wildkräutersalat (14,50 Euro). Der Käse ist überraschend kalt, bringt aber ordentlich Kraft mit. Zusammen mit Salat und leichtem Dressing essen wir eine durch und durch harmonische Vorspeise.
Frisch mögen die Trüffel in der Soße zu den Taglierini vielleicht nicht gewesen sein, dafür aber wohl dosiert. Man kennt sie von misslungenen Trüffelprodukten aus dem Supermarkt oder vom Discounter: diese aufdringliche Erdigkeit, die sich im Mund breitmacht und haften bleibt wie Kaugummi an der Schuhsohle. Das ist hier nicht der Fall. Die Pasta glänzt seidig, Trüffel-Splitter sprenkeln das Gericht. Im Mund fühlt sich alles ganz wohlig und stimmig an. Lecker.
Baumeister Mühle Oberhausen: Hausgemachte Pasta im „Il Carpaccio“
Pasta-Gerichte nehmen einen großen Platz ein auf der Speisetafel des „Il Carpaccio“. „Hausgemacht“, wirbt das Restaurant. Und so schmeckt‘s auch. Die Pappardelle mit Lachs (17,50 Euro) munden ebenso wie die Trüffel-Nudeln. Die Portionen sind nicht zu üppig, mit Vor- und womöglich auch noch einer Nachspeise im Magen geht man am Ende dennoch pappsatt nach Hause. Am Tag unserer Gastro-Kritik auf der Karte stehen zudem Gerichte wie Spaghetti mit Kalbs-Bolognese (14,50 Euro), Taglierini mit Wildgambas (18,50 Euro) oder auch Panzerotti mit Butter und Salbei für 17,50 Euro.
Das „Il Carpaccio“ kann aber auch anders: Unsere Wahl hätte auch auf die Dorade (29 Euro) oder die Seezunge (39,50 Euro) vom Grill fallen können. Der Thunfisch hätte halb roh den Weg vom Grill auf unseren Teller finden (32,50 Euro) oder wir hätten das Lammkarree für 38,50 Euro probieren können. Verlockend klingt auch das Iberico-Kotelett (31,50 Euro).
Die Auswahl ist groß – nur leider nicht für Vegetarier. Von zehn Vorspeisen-Gerichten gibt es nur zwei, die ohne Fisch und Fleisch auskommen: der Ziegenkäse auf Salat und Büffel-Mozzarella mit Tomaten. Von den 16 Hauptgerichten, die an diesem Tag zur Auswahl stehen, können Vegetarier wählen zwischen Trüffel-Taglierini und Panzerotti mit Butter und Salbei.
Dessert in der Baumeister Mühle: Tiramisu, Cassata, Crème brûlée
Bei den Desserts haben naturgemäß dann auch die Vegetarier eine große Auswahl: Pannacotta steht ebenso auf der Tafel wie Tiramisu, Cassata, Crème brûlée, Schokomousse, Erdbeeren mit Eis, Nuss-Parfait und Käseplatte. Die Preise reichen von 8,50 Euro bis 12 Euro für die Käseplatte. Die Wahl fällt auf die Schokomousse. Wir bereuen die Wahl nicht, sondern freuen uns über eine volle Ladung Schoko. Die Konsistenz der Mousse ist fluffig und dennoch angenehm fest. Statt unnötig viel Luft steckt hier ganz viel Geschmack drin.
Wir haben es vorausgeahnt: Glücklich verlassen wir das „Il Carpaccio“ und warten auf den nächsten Bus. Etwas abseits liegt das Restaurant an der Homberger Straße schon, die Fahrt vom und zum Oberhausener Hauptbahnhof mit dem Stoag-Bus dauert je nach Linie bis zu einer knappen halben Stunde. Aber mit etwas Vorplanung ist dieses Problem leicht überwunden und sollte von einem Besuch nicht abhalten.
Das „Il Carpaccio“ an der Homberger Straße 11 hat mittwochs bis freitags sowie sonntags von 12 bis 15 Uhr und dann wieder von 17.30 bis 22.30 Uhr geöffnet, samstags von 17.30 bis 22.30 Uhr. Reservierung und Informationen: il-carpaccio-ob.de oder 0208-2050425.
Dieser Artikel erschien erstmalig am 17. Mai 2024 auf dem Portal der WAZ Oberhausen.