Oberhausen. Wulf Bohnenkamp hat als Vorstands-Chef der MAN Turbo AG viel für den Strukturwandel geleistet und Arbeitsplätze in der Industrie gesichert.
Dass er antritt, um einen einst mächtigen Industriekonzern aus einer schweren Krise zu führen, ahnte Wulf Bohnenkamp wohl nicht, als er am 1. September 1980 seinen Dienst als Diplom-Ingenieur bei der GHH Sterkrade begann. Doch genau so sollte es kommen.
Das Unternehmen schrieb tiefrote Zahlen, stand kurz vor der Zerschlagung. Für die so aus der GHH Sterkrade hervorgegangene MAN Turbo AG sicherte der Ingenieur unter anderem mehrere Großaufträge, rettete so den Sterkrader Maschinenbau. Jetzt ist der ehemalige Vorstandsvorsitzende Wulf Bohnenkamp verstorben. Im Februar wäre er 88 Jahre alt geworden.
„Er war Ingenieur durch und durch“, erinnert sich Helmut Brodrick an seinen einstigen Chef. Brodrick, später Betriebsrats-Vorsitzender im Sterkrader Werk, arbeitete damals als Maschinenschlosser bei MAN Turbo. „Er war ruhig und sachlich, ein sehr angenehmer Vorstand.“
MAN: Vorstand legte Grundstein für Zukunftstechnologien
Für seine Verdienste verlieh ihm der Rat der Stadt Oberhausen im Februar 2001 die Ehrennadel. Der Manager hat sich „dafür eingesetzt, Oberhausen als Industriestandort zu stärken und damit nicht nur die Arbeitsplätze vieler Menschen zu sichern, sondern am erfolgreichen Strukturwandel für unsere Stadt mitzuwirken“, sagt Oberbürgermeister Daniel Schranz auf Anfrage.
Auch Uwe Lauber, derzeitiger Vorstandvorsitzender von MAN Energy Solutions, würdigt das Wirken Bohnenkamps: Er habe „das Geschick und die Entwicklung von MAN Energy Solutions maßgeblich geprägt – in Oberhausen und weit darüber hinaus“. Zentrum des heutigen Geschäftes seien Zukunftstechnologien zur Reduzierung klimaschädlicher Emissionen, wie etwa Großwärmepumpen für eine klimaneutrale Wärmeversorgung. „Mit seinem Schaffen und seinem Einsatz für MAN in Oberhausen hat Herr Bohnenkamp hierfür den Grundstein gelegt.“
Großaufträge für MAN Turbo gesichert
Ende 2001 verabschiedete sich Bohnenkamp in den Ruhestand. Angefangen hatte er 1980 mit 44 Jahren als Direktor der Sparte Maschinen und Kompressoren des damaligen MAN Unternehmensbereich GHH Sterkrade: Er zog damals von Hamburg nach Oberhausen, war beim Schiffbauer Blohm & Voss tätig. Daran erinnerte 2005 auch der Lokaljournalist Heinz Ingensiep in einem mehrseitigen Bericht im Oberhausener Jahrbuch.
Drei Jahre später avancierte er demnach zum „Generalbevollmächtigten Direktor“. In dieser Zeit sicherte er wichtige Großaufträge: MAN Turbo lieferte unter anderem acht Kompressoren an Europas damals größte Ethylen-Anlage des Esso-Konzerns in Großbritannien und Gasturbinen-Komponenten an die damals noch existierende Sowjetunion.
Wulf Bohnenkamp wurde in den späteren 80er Jahren zunächst Vorstands-Mitglied, 1996 stieg er dann zum Vorsitzenden der damaligen GHH Borsig Turbomaschinen GmbH auf.