Oberhausen. Die CDU-Fraktion hatte die Schulverwaltung beauftragt, eine Handlungsempfehlung für Schulen zu erstellen. Das Ergebnis wird harsch kritisiert.

Wie sollen Schulen mit Extremismus, Kindeswohlgefährdung, Gewalt und Mobbing umgehen? Um Lehrkräften und Schulsozialarbeiterin eine Hilfestellung an die Hand zu geben, beauftragte die CDU in Oberhausen die Schulverwaltung, eine „Handlungsempfehlung“ zu erstellen. Nach drei Jahren Arbeit liegt nun das Ergebnis vor – und ist nicht nur für die CDU eine glatte Enttäuschung.

Schon vor dem Nahost-Konflikt und dem Ukraine-Krieg war die CDU-Fraktion der Meinung, dass Schulen mehr Material und Anlaufstellen brauchen, um komplexen Themen gerecht zu werden. Daher beantragte die Fraktion vor vier Jahren, dass die Verwaltung einen Leitfaden erstellen soll und bekam dafür die nötige Zustimmung. In dem Leitfaden sollte es um Suchtprobleme, Gewalt und Mobbing gehen.

Oberhauen: Verwaltung braucht drei Jahren, um Aufgabe zu bearbeiten

Drei Jahre später nach dem Beschluss im Rat ist der Leitfaden „Probleme? Lösungen!“ fertig. Allein diese Dauer brachte die CDU im Schulausschuss auf die Palme. Auch Grüne, FDP und SPD konnten nicht glauben, dass die „Erstellung eines Handlungsleitfadens“ derart lange braucht. Schuldezernent Jürgen Schmidt verwies auf die Corona-Pandemie und die schwierige Personalsituation.

Waren vom Ergebnis enttäuscht und wurden im Ausschuss deutlich: Simone-Tatjana Stehr (rechts) und Gundula Hausmann-Peters von der CDU-Fraktion Oberhausen.
Waren vom Ergebnis enttäuscht und wurden im Ausschuss deutlich: Simone-Tatjana Stehr (rechts) und Gundula Hausmann-Peters von der CDU-Fraktion Oberhausen. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Was allerdings für noch größeren Frust sorgte, war das Ergebnis selbst. Auf dem zwanzigseitigen bunten Papier für Lehrkräfte, Schulsozialarbeiter, Betreuungspersonal und Schulleitungen werden zu diversen Themen Erklärungen, Tipps und Ansprechpartner aufgeführt. CDU-Politikerin Gundula Hausmann-Peters sah darin allerdings nur eine Kopie bereits bekannter Materialien. Auch aus den anderen Fraktionen kam harte Kritik am Ergebnis. Sogar Susanne Amrehn, Sprecherin der Oberhausener Grundschulen meldete sich zu Wort. Die Tipps und Erklärungen seien den Lehrkräften hinlänglich bekannt.

Inklusion: Einer im Rollstuhl, einer mit nur einem Bein

Was sie und ihre Kolleginnen und Kollegen besonders ärgerte, war der Themenpunkt Inklusion. „Die Darstellung ist mehr als fragwürdig“, sagte die Leiterin der Sterkrader Steinbrinkschule. Denn abgebildet sind auf der Seite drei gezeichnete Figuren: Ein junger Mann im Rollstuhl, eine junge Frau mit Blindenstock und ein Mann, der nur noch ein Bein hat. Diese Darstellung würde kaum dem komplexen Thema gerecht werden, so Amrehn.

 Im Handlungsleitfaden der Stadt Oberhausen fpr Schulen wird Inklusion als Problem aufgeführt. Das ärgerte Schulen und Fraktionen im Schulausschuss. Auch die klischeehafte Darstellung von Menschen mit Behinderung sorgte für Kopfschütteln.  
 Im Handlungsleitfaden der Stadt Oberhausen fpr Schulen wird Inklusion als Problem aufgeführt. Das ärgerte Schulen und Fraktionen im Schulausschuss. Auch die klischeehafte Darstellung von Menschen mit Behinderung sorgte für Kopfschütteln.   © Screenshot/ Stadt Oberhausen

Auch die anderen Fraktionen äußerten Unverständnis darüber, warum man sich für diese klischeehafte Darstellung entschied. Die CDU warf die Frage auf, warum Inklusion überhaupt in einem Leitfaden über Probleme vorkommt. Schließlich sei die Inklusion von Menschen mit Behinderungen kein Problem, sondern das, was die Gesellschaft erreichen wolle, führte Hausmann-Peters aus.

CDU nagelt Schulverwaltung auf Überarbeitung bis zum Sommer fest

Schuldezernent Schmidt entschuldigte sich für das Ergebnis und versprach eine Überarbeitung. Die erzürnte CDU wollte sich damit aber nicht zufriedengeben und befürchtete, dass dies wieder lange dauern werde. CDU-Fraktionschefin Simone-Tatjana Stehr ließ daher protokollarisch festhalten, dass ihre Fraktion eine Neufassung bis zum Sommer erwarte.

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