Oberhausen..
Kleines Experiment: Setzen Sie sich in einer Bank auf einen Stuhl und versuchen Sie sitzend am Automaten eine Überweisung einzutippen. Oder überqueren Sie doch mit verbundenen Augen eine Ampel an der Mülheimer Straße. Oder finden Sie mal im Rollstuhl eine geeignete öffentliche Toilette in der Innenstadt.
Auf solche und andere physische Barrieren im Alltag machen am kommenden Sonntag (5. Mai) zahlreiche Menschen mit Behinderung auf dem Friedensplatz mit einem Aktionstag aufmerksam. „Ich bin entscheidend!“, fordern sie selbstbewusst eine gleichberechtigte Teilhabe am öffentlichen Leben.
Barrieren in den Köpfen
Was dafür zu tun wäre, wissen Sie auch: „Geldautomaten könnte man zusätzlich mit einer Stimmansage ausrüsten“, schlägt Jens Vollweiter, Vorsitzender des Blinden- und Sehbehindertenvereins Oberhausen, vor. „Diskotheken sollten mehr Platz haben, damit auch Rollstuhlfahrer reinkommen“, wünscht sich Jennifer Oppers, damit sie mit ihrem Freund auch mal abtanzen kann.
Oder einfach weniger ‘politische Korrektheit’ und deutlich „mehr normalen Umgang mit behinderten Menschen in der Schule, auf der Arbeit, im Alltag“, wünscht sich Bayram Carkci. Damit man wegen seiner Behinderung nicht angestarrt wird und Normalität zwischen den einen und den vermeintlich anderen eintritt.
Als Arbeitssuchender hat Carkci unzählige Bewerbungen geschrieben bevor er eine Ausbildungsstelle bei der Stadt bekam – „in den meisten Fällen bin ich gar nicht erst zum Bewerbungsgespräch geladen worden“, sagt er. Die größten Barrieren finden behinderte Menschen offenbar immer noch in den Köpfen.
Das soll sich ändern: Zum Aktionstag am 5. Mai, an dem sich der Europäische Tag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung jährt, machen sie von 11 bis 17 Uhr rund um den Friedensplatz Rabatz. Dann beginnt zum ein Sternmarsch zum Veranstaltungsort, der an der oberen (AOK) und unteren Marktstraße (KoKoBe) und am Rathausvorplatz startet.
Mit einem Ehrenamt die Scheu überwinden
Am Platz selbst startet neben Info-Ständen ebenfalls ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm mit Musik der integrativen Gruppe Regenbogen (11 Uhr), der Theatergruppe Blindflug (12.10) und Dito (14.30), der Rockgruppe Fud’ies (13.30), dem Schulchor der Schillerschule (15), der Tanzgruppe BSO und Fundance (14 und 16 Uhr).
Wer will, kann auch selbst in Aktion treten und beim Rollstuhlparcours mitmachen oder mit der Simulationsbrille testen, wie sich eine Sehbehinderung im Alltag auswirken kann. Die erfolgreiche Oberhausener Basketballmannschaft Blue Tigers 04 – schon zwei Mal gewannen sie den norddeutschen „Handi-Cup“ – lädt zum Körbewerfen ein. Dabei gibt es etwa Gutscheine für die Gokart-Bahn zu gewinnen, verrät Spieler Benny Plein.
„Unsicherheiten entstehen, wenn man sich nicht auskennt“, sagen Andreas Stahl, Leiter des Büros für Chancengleichheit, und Christiane Reichert, Leiterin der Offenen Hilfen der Lebenshilfe. Und weisen mit Augenzwinkern darauf hin: Mit einem Ehrenamt in diesem Bereich kann man seine Scheu überwinden.