Oberhausen. Der Schulträger in Oberhausen favorisiert die Beibehaltung der katholischen Dunkelschlagschule, weil diese mehr Schüler hat . Die Grundschule Schmachtendorf soll geschlossen werden.
Der Vorschlag der Schulverwaltung liegt auf dem Tisch: Die katholische Dunkelschlagschule und die Grundschule Schmachtendorf – ohnehin direkte Nachbarn Tür an Tür – zusammenzulegen. Um dann den Standort an der Oranienstraße als konfessionelle, also katholische Grundschule weiterzuführen, die Dunkelschlagschule somit zu erhalten und die Grundschule Schmachtendorf aufzulösen.
Eine Empfehlung, die sich im Entwurf des Bildungsplanes findet. Die noch keine beschlossene Sache ist und über die die Oberhausener Ratspolitiker in der Sitzung am 9. Mai abstimmen, wenn der Bildungsplan (Schulentwicklungsplan) 2016-2020 verabschiedet wird.
Weil noch nichts entschieden ist, nutzt auch die Grundschule Schmachtendorf die Zeit, um sich zu wehren. Die Schulkonferenz – das Gremium aus Elternvertretern, Schulleitung und Kollegium – hat sich eindeutig in einer Stellungnahme an die Schulverwaltung positioniert: Zusammenlegung ja, das sei organisatorisch und pädagogisch sinnvoll. Aber die dann entstehende Schule sollte nicht konfessionell gebunden sein. „Der Ortsteil Schmachtendorf braucht eine Schule für alle Kinder“, heißt es in der Stellungnahme. „Diesen Anspruch kann nur eine Gemeinschaftsgrundschule erfüllen.“
Schulträger favorisiert Dunkelschlagschule
Michael Borrmann, Leiter der Grundschule Schmachtendorf: „Eine katholische Bekenntnisschule kann per Definition nicht eine Schule für alle sein.“ Borrmann und sein Kollegium sowie Daniela Handwerk als Elternpflegschaftsvorsitzende argumentieren zum Beispiel, dass eine katholische Grundschule, die in Schmachtendorf übrig bleiben sollte, künftig ja auch vermehrt Kinder anderer Konfessionen und Religionen aus dem Stadtteil aufnehmen müsste, „und unter diesen Voraussetzungen ist eine konfessionelle Bindung der Schule überhaupt nicht zu rechtfertigen“, sagt der Schulleiter. Und Daniela Handwerk betont: „Wir möchten eine Schule in Schmachtendorf, für die sich jeder entscheiden kann.“
Der Schulträger aber favorisiert die Beibehaltung der katholischen Dunkelschlagschule, weil diese mehr Schüler hat und die Grundschule Schmachtendorf das aktuell kleinere System und in zwei Jahrgangsstufen sogar schon einzügig ist. Rückläufig sind die Schülerzahlen allerdings bei beiden Schulen, weshalb die Zusammenlegung überhaupt von Gutachter Ernst Rösner und der Schulverwaltung vorgeschlagen wird (-39,7 Prozent bei der Grundschule Schmachtendorf zwischen 2005 und 2015; -28,2 Prozent die Dunkelschlagschule im gleichen Zeitraum).
Doch auch das Zahlenargument können die Vertreter der Schmachtendorfer Grundschule aus ihrer Sicht entkräftigen: Denn zum Vorschlag gehöre ja auch, die Kastellschule in Holten aufzulösen und mit den Schulen an der Oranienstraße zusammenzulegen, und somit hätten die Kastell- und die Grundschule Schmachtendorf als Gemeinschaftsgrundschulen zusammen mehr Schüler als die konfessionelle Dunkelschlagschule.
Zeichen gegen die Integration
Erfahrung in Sachen Inklusion (gemeinsamer Unterricht von Kindern mit und ohne besonderen Förderbedarf), die Zusammenarbeit mit dem Jugendhaus Schmachtendorf, bereits praktizierten islamischen Religionsunterricht, all dies führen Borrmann und Kollegen sowie Elternvertreter für die Grundschule Schmachtendorf ins Feld. Die Favorisierung einer Bekenntnisschule sei ein Zeichen gegen die Integration von Migranten, das Vorhaben der Verwaltung „absurd“, ausgerechnet die Stadtteilschule schließen zu wollen – so sehen es viele Schmachtendorfer. Und haben ihre Unterschrift gegen die Auflösung gegeben.
Infoabend in der Aula
Um Eltern aufzuklären lädt die Grundschule Schmachtendorf am Donnerstag, 21. Januar, zu einem Infoabend rund um das Thema in die Aula der Schule an der Oranienstraße ein. Zur Meinungsbildung sind alle eingeladen.
Die Kommunalpolitik diskutiert derzeit die Vorschläge des Bildungsplans. Öffentlich hat sich noch keine Fraktion im Rat positioniert. Bezirksbürgermeister Ulrich Real (SPD) stattete der Grundschule Schmachtendorf aber schon einen Besuch ab und bekräftigte, „das Anliegen der Schule zu hundert Prozent zu unterstützen“.
Franz Wenzel, Leiter der katholischen Dunkelschlagschule, „begrüßt“ den Vorschlag der Verwaltung. Für zwei Schulen reichten die Schülerzahlen nicht aus, „da muss die Verwaltung reagieren“. Und auch eine katholische Grundschule „nimmt natürlich alle Kinder auf“, sagt Wenzel. Rund 60 Prozent der Schüler seien derzeit katholisch an seiner Schule.
Dabei wünschen sich die Vertreter der Grundschule Schmachtendorf eine einvernehmliche und schnelle Lösung mit der Dunkelschlagschule, damit „die Verunsicherung aus der Elternschaft in Schmachtendorf genommen wird“, sagt Lehrerin Stephanie Carius-Eckertz. Doch danach sieht es derzeit nicht aus. So oder so zieht sich der Entscheidungsprozess bis Mai hin. In einer anderen Variante schlägt die Schulverwaltung außerdem vor, die Schmachtendorfer Grundschule, die Dunkelschlag- und die Kastellschule zusammenzulegen und für die neue Schule (zum Standort wird keine Angabe gemacht) ein Bestimmungsverfahren (ob konfessionell oder nicht) mit Elternbeteiligung durchzuführen. Das würde Zeit brauchen.