Oberhausen.. Im Bildungsplan der Stadt wird vorgeschlagen, die Kastellschule zu schließen. Eltern und Anwohner sorgen sich um Zukunft des Stadtteils.

Der Wind dreht auf, als der St.-Martinszug vom Schulhof der Kastellschule in eine Holtener Gasse abbiegt. Max und sein Großvater Norbert Hartmann stehen in Ordnerwesten am Straßenrand. Max ist 15 Jahre alt. Im Wind und Nieselregen herumzustehen und den Martinszug an seiner ehemaligen Grundschule zu beaufsichtigen, das macht ihm nichts. Statt zu mosern, erzählt der junge Mann von der Gemeinschaft im Viertel und an der Schule, an der man sich kennt, zu der man als Kind gut zu Fuß gehen könne. „Ich würde die Schule vermissen, wenn sie geschlossen würde“, sagt er.

Würde die Schule geschlossen – seit einer Woche diskutieren ganze Stadtteile über den Entwurf des neuen Bildungsplans, den die Stadt Oberhausen vorgelegt hat. Rund 480 Seiten stark ist der Entwurf, besonderer Zündstoff liegt in dem Abschnitt über Grundschulen: Sieben kleinere könnten geschlossen werden, um größere Schulstandorte mit vielfältigerem Angebot auszubauen. Noch ist offen, ob der Rat der Stadt diesem Entwurf der Verwaltung im Frühjahr 2016 zustimmt. Denn zwei Stadtteile, Borbeck und Holten, hätten dann keine Schule mehr – Anwohner sorgen sich um die Zukunft ihrer Viertel.

„Holten würde vergreisen“

Denn ohne eine Grundschule im Viertel würde Holten unattraktiv, so die Sorge der Anwohner. Familie würden wegziehen in die umliegenden Stadtteile mit Schulen, keine neuen mehr kommen. „Der Stadtteil würde vergreisen“, sagt Melanie Clemens von der Schulpflegschaft.

Holten liegt in einer Randlage, schon jetzt gibt es dort Probleme etwa im Einzelhandel. Es fehlt ein größerer Supermarkt, Kunden gehen auswärts einkaufen, was sich beim Holtener Handel bemerkbar macht. Was den Stadtteil als dörflich geprägtes, Jahrhunderte altes Viertel ausmache, das sei die Gemeinschaft, sagen Anwohner: Es gibt viele Vereine vor Ort und aktive Einrichtungen. „Die Schule ist da eine wichtige Schnittstelle“, sagt Sascha Smitek von der Klassenpflegschaft. Schulkinder singen in Altenheimen und engagieren sich in einer Behinderteneinrichtung.

Als Unterstützung zum St.-Martinszug sind Helmut Brodrick (SPD) und Walter van der Horst von der Holtener Interessen- und Bürgergemeinschaft (HIB) gekommen. Der SPD-Stadtverordnete für Holten pflichtet der Schulleiterin bei: „Die Kastellschule wird gebraucht. Sie zu schließen, das wäre falsch.“ Der Schulweg nach Schmachtendorf sei zudem zu weit, sagen auch Eltern.

Van der Horst geht sogar so weit, zu sagen: Wenn die Schule in Holten geschlossen werde, brauche die HIB ihre Arbeit mit den vielen Festen im Stadtteil gar nicht weiterzuführen. „Wir setzen uns für unseren Stadtteil und dessen Zukunft ein. Kinder sind unsere Zukunft. Wenn wir sie hier nicht mehr haben, brauchen wir nicht mehr weitermachen.“