Oberhausen.. Haus Osterfeld, eigentlich Jugendhaus Stemmer, ist der Blickfang des umgebenden Arbeiterviertels.Sein tief liegender Garten ist ein Ort der Stille.

Mit seinen sechs Stockwerken auf der Giebelseite ragt es mächtig empor, das Jugendhaus Stemmersberg, auch Projekthaus Osterfeld, wie es heute heißt, an der Gute Straße. Vor allem, wenn man es vom zwei bis drei Meter unterhalb der Straße gelegenen Garten aus betrachtet. Hierhin zieht es Gästeführerin Silvia Golz. Sie schätzt die Stille dort.

Silvia Golz ist in der Nachbarschaft aufgewachsen. „Ich fand es schon früher bedauerlich, dass wir Kinder hier nicht spielen durften“, sagt sie. Heute kann man den Garten immerhin dann betreten, wenn im Haus etwas los ist.

1000 Quadratmeter Wiese

Und das ist fast täglich der Fall, seit dem die Stadt das nach dem Ersten Weltkrieg nach Plänen des Ar­chitekten Bruno Möhring erbaute Haus als Anlaufpunkt für die Nachbarschaft nutzt. Frauen kommen hier zum Frühstück zusammen. Türkinnen lernen hier Deutsch. Ein Motorradclub, ein Dart-Club und ein Folklore-Verein treffen sich hier. Hobbykünstlerinnen oder angehende Adoptiveltern tauschen sich hier aus.

Für sie wird der Garten eher ne­bensächlich sein. Nicht so für Silvia Golz. Sie öffnet das eiserne Tor. Eine breite Treppe führt von der Straße hinunter auf eine etwa 1000 Quadratmeter große Wiese. Kindergeräusche vom benachbarten Kindergarten dringen herüber.

Begegnungsstätte für Hausfrauen

Eine Mauer trennt den Garten von den westlich gelegenen Zechenhäusern. Im Norden ragt der Turm der Klosterhardter Kirche empor. Oben, an der Straße, stehen die so genannten Schweizer Häuser der Gutehoffnungshütte (GHH). Zwischen den Schächten I/III und IV der Zeche Osterfeld errichtete die GHH von 1902 bis 1904 insgesamt 300 Wohnungen in Vier-Familien-Häusern. Blickfang und architektonischer Höhepunkt des Viertels aber wurde die Kleinkinderschule an der Gute Straße.

Auch die Hausfrauen aus den Häusern fanden hier eine Begegnungsstätte. Sie wurden im Haus in Hauswirtschaft geschult. Später hatte die Käthe-Kollwitz-Schule, eine Berufsschule, darin ihren Sitz. Für das daraus hervorgegangene heutige Berufskolleg wäre das Haus natürlich viel zu klein.

Wichtig für Zusammengehörigkeit im Viertel

Eine Bank unter einer Konifere lädt zum Verweilen ein. „Hier können die Besucher des Hauses sehr schön zur Ruhe kommen“, sagt Silvia Golz. In der Nachbarschaft fegt ein Herr Laub zusammen.

„Der Querweg oben zu den Schweizer Häusern ist eines Tages geschlossen worden“, erzählt die Gästeführerin. „Daraufhin gab es Proteste. Dann wurde der Weg wieder geöffnet.“ Auf den ersten Blick sei das eine Kleinigkeit. Aber für das Zusammengehörigkeitsgefühl im Viertel sei der Weg sehr wichtig. Silvia Golz muss es wissen, hat sie doch hier gelebt.