Oberhausen.. Die Bertelsmann-Stiftung wertete Daten des Medizinischen Dienstes neu aus und kommt auch für Oberhausener Heime zu anderen Noten als der Pflege-TÜV.
Die Pflegeheime in Oberhausen sind teils deutlich schlechter als der Pflege-TÜV des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) glauben macht. Der verteilte an fast alle Häuser sehr gute bis gute Noten. Eine große Aussagekraft hat dieses Notensystem aber nach Ansicht von Kritikern nicht. Denn schlechte Beurteilungen in wichtigen Bereichen (Wundversorgung) werden durch weniger relevante (Bewegungsangebote) ausgeglichen.
Die Bertelsmann-Stiftung wertete deshalb alle Daten des MDK für seinen Online-Suchdienst „Weisse Liste“ neu aus – das Ergebnis offenbart eine Kluft zwischen der tatsächlichen Pflegequalität und den MDK-Noten. Wesentliche Kriterien der Bertelsmänner: Bekommen die Patienten regelmäßig ihre Medikamente? Trinken sie genug? Liegen sie sich wund?
Nur 41 Prozent erfüllt
Nach der MDK-Bewertung hat der Senioren-Wohnpark Oberhausen vom Pflege-TÜV 2015 die Gesamtnote 2,3 erhalten. Nach der „Weissen Liste“ werden aber nur 41 Prozent der Pflege-Prüfkriterien erfüllt (bundesweiter Durchschnitt: 80 Prozent). Stichprobenhaft hatte der Medizinische Dienst neun Bewohner untersucht, acht auch befragt. Dabei stellte sich heraus, dass etwa nur bei einem von fünf betroffenen Patienten die Vorsorge gegen Wundliegen durchgeführt worden war. Eine systematische Schmerzeinschätzung unterblieb bei allen sechs Betroffenen. Außerdem haperte es an der Zusammenarbeit mit behandelnden Ärzten, deren pflegerische Anordnungen nur bei drei von neun Patienten durchgeführt wurden. Punkten konnte das Haus dagegen beim Umgang mit Demenzkranken (Note 1,0) sowie mit Serviceangeboten.
Noch deutlicher fällt die Kluft zwischen Pflege-TÜV-Note und der „Weissen Liste“ fürs Martha-Grillo-Seniorenzentrum (DRK) aus: Nur 29 Prozent der Pflege-Prüfkriterien gelten nach der „Weissen Liste“ als erfüllt. Auch hier hatte der MDK 2015 neun Bewohner in die Prüfung einbezogen, davon sechs befragt. Ergebnis: Es gab Mängel bei Pflege und medizinischer Versorgung. So wurde nur bei fünf von neun geprüften Patienten erfasst, ob sie ein erhöhtes Risiko haben, sich wund zu liegen. Vier sind Schmerzpatienten, doch nur bei zweien erfolgte eine systematische Schmerzeinschätzung.
Andererseits kann das Haus acht von 15 Servicemerkmalen erfüllen, glänzt beim Umgang mit Demenzkranken (Note 1,4) und bei der sozialen Betreuung (Note 1,0). Vom MDK-Pflege-TÜV erhielt Martha-Grillo deshalb die Gesamtnote 2,2.
Mehrere Pflegeheime auf der "Weissen Liste"
Doch es gibt auch positive Beispiele: So erhielt das Haus Abendfrieden vom Pflege-TÜV die Gesamtnote 1,1 – und schnitt auch in der „Weissen“ Liste mit 91 Prozent erfüllter Pflege-Prüfkriterien überdurchschnittlich gut ab. Gleiches gilt für das Pflegezentrum am St.-Josef-Hospital. Der MDK verteilte hier die Gesamtnote 1,3. Die Weisse Liste dazu: „90 Prozent der Pflege-Prüfkriterien voll erfüllt.“
Eine ähnlich gute Beurteilung erhielt das DRK Seniorenzentrum August-Wieshoff (90 Prozent der Pflege-Prüfkriterien erfüllt, MDK-Gesamtnote: 1,1). Und gar mit 100 Prozent erfüllter Pflege-Prüfkriterien können das ASB-Seniorenzentrum Holten (TÜV-Note 1,0) sowie das Johanniter-Haus Sterkrade (1,1) die besten Beurteilungen für Heime in Oberhausen einheimsen.