Oberhausen. Der großartige Komiker Piet Klocke begeistert solo im Ebertbad. Auf seine erkrankte Partnerin Simone Sonnenschein musste er leider verzichten.

Der ehemalige Punksänger, Filmkomponist und aktuelle Komödiant Piet Klocke gehört zu den erfreulichen Ausnahmen im komischen Fach. Nach längerer Pause ist der Schlacks mit den abgehackten Sätzen und den ungestümen Armbewegungen in der Rolle des trotteligen Professors Schmitt-Hindemith derzeit endlich wieder auf Tour.

Leider musste Klocke im Ebertbad ganz überraschend auf seine erkrankte Partnerin Simone Sonnenschein verzichten. Worauf der routinierte Entertainer und Meister der assoziativen Gedankenketten und Wortspiele schnell ein Solo-Programm aus dem Hut zauberte, das seinen zahlreich erschienenen Freunden dennoch viel Freude bereitete. Allein durch seine Präsenz und erste Andeutungen seiner Absichten waren ihm kräftige Lacher sicher.

Mit unschlagbar trockenem Humor ist Klocke immer noch ein Meister des höheren Blödsinns, der sich eben nicht in den üblichen Comedy-Kalauern erschöpft. Der ungelenke Professor bleibt in seinen faszinierenden rhetorischen Wirr-Läufen gegenüber dem applaudierenden Publikum ein strenger Mahner: „Das geht alles von Ihrer Zeit ab.“ Ein Satz, der längst landesweit Berühmtheit erlangte.

Applaus – „das führt zu nichts“

Notgedrungen lud Klocke sein Publikum an diesem Abend zu einer Lesung aus seinem neuen Büchlein ein, das auch einen schönen Titel hat: „Kühe grasen nicht, sie sprechen mit der Erde“. Der aus dem Essener Norden stammende Unsinns-Literat erinnerte daran, dass er noch „zu einer Generation gehört, die Jimi Hendrix zwei Mal live erlebt hat“ und die es mit ihrem Ruhrgebiets-Humor „mit jedem Berliner Taxifahrer aufnehmen kann“. Gerne wäre er damals nach Berlin gegangen, doch er habe die Öffnungszeiten nicht gewusst.

Mit der Tanzdiele bekannt geworden



Piet Klocke wurde 1957 in Bremen geboren. Als Musiker wurde der später im Ruhrgebiet lebende Klocke unter anderem mit der Gründung der Punk-Jazz-Band „Tanzdiele“ bekannt.
2003 wirkte er in dem Film „Das fliegende Klassenzimmer“ nach Erich Kästner mit und 2005 war Klocke in der Rolle des Wachtmeisters Dimpflmoser in „Räuber Hotzenplotz“ zu sehen.

Ansonsten gilt: „Ich lasse für eine gute Dose Rotwein jede Flasche Sonnenöl stehen.“ Auch geografisch ist Klocke ein Fachmann: „München ist die Verniedlichung von Münch und die Partnerstadt von Münch ist Gelsenkir.“ Das Lachen im Saal wollte nicht enden. Dazu gab es auch noch spontanen Applaus. Klockes ernüchternder Kommentar: „Das führt zu Nichts.“ Der einzigartige Komiker mit den anarchischen Satz-Schöpfungen und der sinnreichen Gestik ist sich dabei für keinen Kalauer zu schade: „Erst gegen Mittag entstand eine Freundschaft zwischen Wurm und frühem Vogel.“ Es wurde dann noch ein sehr heiterer Abend mit einem genialen Spaßmacher, der auch solo zu überzeugen weiß. Viel Beifall für einen Vollblut-Komödianten aus dem ulkigen Underground des schrägen Humors.