Oberhausen. Interessengemeinschaft für Adoptiv- und Pflegeeltern feiert 20-jähriges Bestehen. Der Verein hilft Familien bei Problemen mit Behörden, Schule oder der Herkunftsfamilie.
Wenn Kinder eine Zeit lang aus den eigenen Familien geholt werden müssen, dann steht Ute Brunow mit Rat und Tat zur Seite, sowohl für die Herkunftsfamilie, als auch – und vor allem – für die Pflegeeltern, die das Kind aufnehmen. Oft haben die Pflegekinder mit Vernachlässigung, Trennungserfahrungen und Bindungsangst zu kämpfen, das belastet auch die Familie. Brunow zählt mittlerweile vier eigene Pflegekinder, zwei kamen für einige Jahre zu ihr und ihrem Mann.
Um ihre Erfahrung mitzuteilen und Familien in ihrer neuen Aufgaben, ein fremdes Kind großzuziehen, zu unterstützen, gründete die Pflegemutter vor genau 20 Jahren den Verein „Oberhausener Interessengemeinschaft für Adoptiv- und Pflegeeltern“. 68 Familien beteiligen sich mittlerweile an den gemeinschaftlichen Frühstücksrunden und Themenabenden, tauschen sich über Probleme bei Behördengängen, in der Schule oder mit der Herkunftsfamilie aus.
Angefangen mit 23 Jahren
Angefangen habe alles ganz klein, erzählt Vereinsvorsitzende Ute Brunow. Mit 23 Jahren stellt sie gemeinsam mit ihrem Mann einen Antrag auf Adoption, leibliche Kinder können sie nicht bekommen. Drei Jahre später nehmen sie ein Kind zu sich. Ein Einzelkind soll es jedoch nicht bleiben und so nimmt die Geschichte ihren Lauf.
Mit einer Bekannten, ebenfalls Pflegemutter, tauscht sich Brunow vor rund 20 Jahren über die Kinder aus. Gemeinsam beschließen sie, ihre Erfahrungen mit Anderen zu teilen. Denn ein Pflegekind bringt eine Menge Verantwortung mit sich, weiß die 52-Jährige. Das schrecke viele Paare ab. „Die meisten Kinder sind traumatisiert durch die Probleme in der Herkunftsfamilie. Viele müssen zum Beispiel zur Therapie.“ Dadurch fehle schließlich auch ein gewisser „Nachwuchs“ an Pflegeeltern. „Es gibt kaum Familien, die Kinder gerne aufnehmen.“ Jedoch gebe es immer mehr Kinder, die lieber in einer fremden Familie aufwachsen statt in einer Einrichtung.
Verein will für mehr Transparenz sorgen
Dabei sei es mittlerweile leichter, ein Kind aufzunehmen, nicht zuletzt da der Umgang mit Pflegekindern offener geworden sei. „Früher war es teilweise verpönt, ein fremdes Kind in die Familie zu holen“, erzählt Susanne Hülsken, ebenfalls Pflegemutter und Vereinsmitglied. Heute erkenne man jedoch die soziale Arbeit dahinter. Dem Thema Pflegschaft mehr Transparenz zu verleihen, dies habe sich der Verein ebenfalls zur Aufgabe gemacht.
Auch die Interessengemeinschaft habe es zu Anfang schwer gehabt, erzählt Brunow. „Von den Jugendämtern wurden wir nicht akzeptiert. Das hat sich jedoch stark gewandelt. Jetzt tragen wir ein Stück weit zur Arbeitserleichterung bei.“
Vermittlung zwischen Amt und Pflegeeltern
Auch die finanzielle Unterstützung habe sich in all den Jahren verbessert, was den Pflegeeltern oft auch Missgunst einbrachte. „Zu Anfang musste ich mir anhören, ich würde die Kinder nur wegen des Geldes aufnehmen.“ Dabei wusste die junge Mutter damals noch gar nicht, dass eine finanzielle Unterstützung vorgesehen ist.
Wegzudenken ist der Verein mittlerweile nicht mehr, sagen die Pflegemütter. Betroffene Familien dürfen sie jedoch nicht beraten, stellt Ute Brunow klar, lediglich zwischen Amt und Familie vermitteln und Pflegeeltern zusammenführen, damit sie sich austauschen können. „Oft kommen Familien erst zu uns, wollen über ihre Probleme reden und wenden sich dann erst an das Amt.“