Oberhausen. Jungen Umweltschützer helfen beim Zählen der Seepferdchen und Makrelen. Mit Nachzuchten ist Oberhausen das erfolgreichste deutsche Sea Life-Aquarium.
Karpfenzüchter haben’s leichter – mit der Fischinventur jedenfalls. So ein robuster Speisefisch lässt sich keschern, auf die Waage legen – und zurück mit ihm in den Teich. Eine derartige Prozedur dürften die Aquaristen des Sea Life den rund 5000 Meereslebenwesen in den 50 Becken an Oberhausens Heinz-Schleußer-Marina nicht zumuten. Aber gezählt werden muss doch.
Die Vorgaben einer Inventur „gelten in jedem Betrieb – auch für uns“, bestätigt Sabine Reusch als Marketing-Managerin für Merlin Entertainments in Oberhausen. Im Sea Life macht man aus der Not eine Tugend und holt sich Hilfe: Seit September gibt’s die Gruppe der Jungen Umweltschützer.
Bewerbung mit der Flaschenpost
„Wir hatten 20 Bewerbungen“, sagt Sabine Reusch stolz – mehr als jedes andere der acht deutschen Sea Life-Aquarien. Kinder von vier bis zwölf Jahren sind dabei; die achtjährige Lilly hatte sich sogar mit einer Flaschenpost beworben. Auch den ersten Zähl-Einsatz hatten die Jungen Umweltschützer noch im September absolviert: als nämlich die Sumpfschildkröten als Neuzugang an der Marina eintrafen. Die Reptilien ließen sich auch problemlos messen und wiegen.
Vor den Becken in der Amazonas-Zone des Sea Life sieht’s schon ganz anders aus: zwischen 5 und 20 Millimeter klein sind die 314 Guppies (so viele waren’s jedenfalls laut der 2015er Inventur). Die Winzlinge sorgen zugleich für den zahlreichsten Nachwuchs: 314 Jung-Guppies waren’s (wieder Stand 2015). Muss vor diesem Gewimmel und Gewese von Klein und Kleinst nicht jeder Zähler mit Klemmbrett und Stift verzweifeln?
„Kinder haben einen anderen Blickwinkel“, sagt Olaf Feck, der Senior-Aquarist. „Sie sehen auch kleine Tiere im hintersten Winkel.“ Darum seien die Grundschüler eine echte Hilfe und die Zähl-Aktion der Jungen Umweltschützer viel mehr als eine Bespaßung. Natürlich gab Olaf Feck dem Club vorher Tipps, wie’s mit dem Zählen funktionieren kann: So sollte jedes Kind in jeder Gruppe nur die (vorbei-)schwimmenden Fische in einem Teil des jeweiligen Beckens zählen.
Ihre Verwandten, die in tropischen Meeren von Fischwilderei bedrohten Schwarzspitzen-Riffhaie, sorgten im Sea Life für die „meisten Pro-Kopf-Geburten“, wie Sabine Reusch erklärt: Zu den zwölf erwachsenen Riffhaien kamen sechs Jungtiere. Unter den Sea Life-Aquarien von Timmendorfer Strand bis Konstanz verbuche Oberhausen, so die Marketing-Managerin, die besten Nachzucht-Erfolge: „So können wir den Gen-Pool mischen“ – durch Austausch mit den anderen Aquarien. Gibt’s für den Nachwuchs auch schon ein Zurück in die Weltmeere? Das sei zwar ein Ziel, sagt Sabine Reusch, „aber in zehn Jahren sind wir noch nicht so weit“.