Oberhausen. Eine Ausstellung mit Fotos, Dokumenten und Plakaten aus dem Archiv gestatet den Besuchern einen Einblick in die Geschichte des größten und renommiertesten Kurzfilm-Festes der Welt. Frisch aufgearbeitet. Bürger können Material spenden. Das Thema hingegen ist innovativ und verblüffend: Film ohne Film
Auf 60 Jahre Festivalgeschichte blicken die Internationalen Kurzfilmtage zurück, wenn die Jubiläumsausgabe des ältesten, größten und renommiertesten Kurzfilmfestes der Welt vom 1. bis zum 6. Mal in Oberhausen stattfindet. Sechs Jahrzehnte, in denen sich neben den Filmen eine Menge Unterlagen, Dokumente, Fotos und Plakate angesammelt haben. Anlässlich des runden Geburtstags wird das Festival den Besuchern im Rahmen einer Ausstellung einen Rückblick gestatten.
121 Kisten Material
Bis dahin müssen sie aufgearbeitet sein, weitere 121 Kisten voller Material aus den 60er bis 90er Jahren, die im Stadtarchiv lagerten und nun in die Kurzfilmvilla umgezogen sind. Sie zu durchsuchen wurde – der Sparkassen-Bürgerstiftung und der der Stiftung Kultur und Bildung sowie der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland sei Dank – Dirk Hausmann eingestellt. „Man fühlt sich wie ein Goldgräber, der viel Staub freilegt, aber manchmal auf die goldene Ader stößt“, sagt Hausmann, dessen Fachgebiet die Aufarbeitung von Filmgeschichte ist. Schöne Fundstücke sind zum Beispiel ein Empfehlungsschreiben Volker Schlöndorff s für einen Werner Herzog-Film oder ein handschriftlicher Vermerk auf einer Filmanmeldung aus dem hervorgeht, dass Rainer Werner Fassbinders Kurzfilm „Vom kleinen Chaos“, eingereicht 1967, vom Auswahlkomitee abgelehnt wurde.
Das Gegenteil von einem Rückblick ist hingegen das Thema des 60. Kurzfilmfestes. Mutig, entschlossen und innovativ, wie es seinem Anspruch entspricht, richtet es den Blick auf einen Aspekt der Filmkunst, der zunächst verblüfft: „Film ohne Film“. „Der Blick wird gedreht, von der Leinwand auf den Saal“, sagt Festivalleiter Lars Henrik Gass. „Der Kinoraum wird sichtbar.“ Es geht um die Frage, was im Kino passiert, wenn man den Film praktisch ausradiert. Abgesehen von Ereignissen wie, dass Kennedys Mörder nach der Tat in ein Kino flüchtete oder dass es schon Schlägereien in Lichtspielhäusern gab, könnte zum Beispiel in diesem Zusammenhang interessieren, ob sich die Atmosphäre ändert, wenn ein Film nicht im Kino, sondern in einem Museum gezeigt wird. Wie steht’s mit der Geräuschkulisse? Beeinflusst sie das Film-Erlebnis? Fragen zum Kino als Raum interessierten schon immer, das Programm enthält historische und jüngere Arbeiten internationaler Künstler.
Es wird spannend
Fest steht: Es wird spannend. Mica Taanila, der das Thema Film ohne Film in Szene setzt, lässt das Publikum „mitspielen“. Gass: „Das Programm wird Performance-Elemente enthalten und unwiederholbar sein."