Oberhausen. Im Music Circus Ruhr schwappte bei der Band Extrabreit die Neue Deutsche Welle durch das Discozelt. Konzert, Halloween und Revivalparty. Wir testen, ob dieses Konzept funktioniert.
Vor dreieinhalb Jahren überkam die Macher des Music Circus Ruhr in Oberhausen der unwiderstehliche Wille zur Wiederkehr. Also bauten sie das zwischen 1987 und 1996 so populäre Wackel-Wigwam wieder auf. Wiederauferstehung, 25 Jahre danach. Mittlerweile öffnet das Zelt zwei Mal im Jahr, so auch am Samstag zum „Tanz in den November“. Grund genug zu testen, wie viel Revival-Rebellion noch unter der Zirkusplane steckt.
Manegenkontrolle
Taxi-Karawanen ziehen schon um 20 Uhr los. Was für ein Zirkus! „Mitternacht? Wir haben noch Zeit!“-Gedanken jüngerer Tanzflächenfeger lassen die Ü33-Generation kalt. Knapp 3000 kommen und gehen über den gesamten Abend verteilt. Damit ist das Zelt nicht ausverkauft. An den Rändern bleibt Platz, um im Sitzhocker abzuhängen. Geschiebe gibt es wenig. Zu leer ist es aber auch nicht. Besucherzahl: 4 von 5 Punkten
Schlangenbeschwörung
Wegen der Wartezeiten gab es in den vergangenen Jahren schon Trubel in der Manege: Dromedar-artige Gefühle an der Theke, weil sich einige durch mangelndes Tempo trockengelegt wähnten. Oder Schlangenbeschwörung an der Garderobe aufgrund äußerst langer Wartezeiten. Was hat sich getan? Viel! An den Theken läuft es flüssig. In der Regel stehen Getränke fix auf dem Tresen. Auch an der Garderobe und an der Kasse gibt es kaum Stillstand. Geduld benötigt man zu den Stoßzeiten (früh und spät). Wartezeiten: 4 von 5 Punkten
Extrawurst
Im Mai spielten mit Wingenfelder die Köpfe von Fury in the Slaughterhouse, diesmal lassen Extrabreit die Neue Deutsche Welle durch das Zelt schwappen. „Hurra, hurra, die Schule brennt“ trifft auf „Flieger grüß’ mir die Sonne“, aber es gibt auch Rock-Ausflüge. Extrabreit als Extrawurst zur Party. Konzerte haben im Zelt Tradition: Schon James Brown und die Ärzte ließen früher den Schweiß von der Plane tropfen. Zur Party-Musik gibt es diesmal geteilte Meinungen: Jubel für Klassiker wie „Westerland“ oder „Time to wonder“. Dass auch modernere Klangkost erklingt, ist im Vergleich zum Tanz in den Mai gewollt — aber eben auch Geschmackssache. Musik: 3 von 5 Punkten
Scheinwerferkegel
Hoher Nostalgiefaktor: Ein gigantischer Scheinwerferlichtkegel steigt in den Nachthimmel. Ein kleines Nebenzelt mit der zweiten Tanzfläche öffnet, auch das gab es früher schon. Der Tigerkäfig, sowieso ein Brüller. Auf der Leinwand erscheinen alte Fotos aus den 1980er- und 1990er-Jahren. Dazu älter gewordene Gesichter, aber ewig junge Geschichten. Klönen über damals als bester Jungbrunnen. Nostalgie: 5 von 5 Punkten
Wie viel Zelt steckt noch unter der Plane?
Wenn Luftballons von der Zeltdecke rieseln, fühlen sich viele auch dreieinhalb Jahre nach der Rückkehr wie in einer Zeitmaschine. Im Kostüm erscheinen wenige. Die Akustik ist nicht immer glockenklar, aber okay. Wer Hunger auf mehr hat: Auf dem Außengelände steht ein Imbisswagen. Gesamturteil: 4 von 5 Punkten