Oberhausen. Rotraut Hocke bringt den WAZ-Lesern jeden Tag ihre morgendliche Lektüre. Um 23.20 Uhr klingelt ihr Wecker. Das nächtliche Arbeiten macht ihr Spaß
Wenn Rotraut Hocke über ihre Arbeit spricht, strahlt sie. Seit mehr als vier Jahren bringt sie den WAZ-Lesern ihre Morgenlektüre direkt vor die Haustür. Die 50-Jährige verdient als Vollzeit-Zeitungsbotin ihr Geld. Ihr Tag beginnt mitten in der Nacht, trotzdem mag sie ihre Arbeitszeiten. So habe sie tagsüber genug Zeit, sich um ihre Familie zu kümmern.
Hocke bekommt gleich zwei Berufe unter einen Hut: In der Nacht geht sie arbeiten, am Tag kümmert sie sich um die Familie und den Haushalt. Nebenbei findet sie Zeit, ihren Hobbys, wie dem Kanufahren, nachzugehen. Trotz der Doppelbelastung empfindet die vierfache Mutter ihren Beruf als großes Glück. „Ich stehe jeden Tag gerne auf.“ Etwas anderes könne sie sich gar nicht mehr vorstellen.
Rotraut Hocke kennt ihre Kunden
Darüber staunt sie selbst. Denn ihr Arbeitstag beginnt, wenn andere ins Bett gehen. Damit sie ein wenig Schlaf bekommt, knipst sie jeden Abend um 21.15 das Licht aus. Einzuschlafen sei nie ein Problem. Tief und fest schlafe sie, bis ihr Wecker sie um 23.20 aus dem Schlaf reißt. Nach rund drei Monaten hatte sie sich an das nächtliche Prozedere gewöhnt. Bevor es um halb eins los geht, genehmigt sich Rotraut Hocke eine Tasse Kaffee und eine Scheibe Brot. An einer Tankstelle in Buschhausen wartet sie auf ihre Zeitungen, quatscht bis zur Ankunft mit den Kollegen.
Vier Reviere in Buschhausen und Sterkrade, die jeweils ein paar Straßen umschließen, stehen auf ihrem Plan. „Wenn jemand krank ist, kann auch schon mal ein fünftes dazu kommen.“ Bis um halb sechs muss sie fertig sein. Aber so spät wird es nur selten. Denn mittlerweile kennt die Botin ihre Kunden, weiß, wer welche Zeitung bekommt und wo die Briefkästen hängen. „Auf die Kundenliste brauch ich nicht mehr zu gucken.“
Ohne Angst durch die Nacht
Mit den Zeitungen über dem Arm schlendert sie jede Nacht durch die Straßen. Angst habe sie nicht. „Am Wochenende kommen mir oft Jugendliche entgegen, aber die sind sehr friedlich.“ Rotraut Hocke lässt sich aber auch nicht unterkriegen. Ihr gefällt eben ihre Arbeit. „Ich komme an die frische Luft und spare mir das Fitnessstudio. Ich laufe von Haus zu Haus, bücke mich ständig, um an den Briefschlitz zu kommen und steige Treppen.“
Nachteile an ihrer Arbeit zu finden, fällt ihr schwer. Natürlich sei das Wetter manchmal lästig, aber mit der richtigen Ausstattung ginge das auch. Strumpfhose, Mütze und eine dicke Jacke - schon sei die Kälte vergessen.
Gegen 4.30 ist ihr Arbeitstag meistens beendet. Die Zeitungsbotin zieht es dann zurück in ihr Bett. Ein paar Stunden Schlaf gönnt sie sich, bevor Part zwei ihres Tages beginnt.