Bochum.
85 langjährige WAZ-Boten mit ihren Familienangehörigen machten einen ganz besonderen Betriebsausflug: mit der historischen Bahn des Eisenbahnmuseums Dahlhausen ging’s auf Nostalgiereise durch das Ruhrgebiet.
Einer der Mitreisenden war Rainer Wittge. Seit zehn Jahren steht er an sechs Tagen die Woche um 2.45 Uhr in der Nacht auf. Während andere schlafen, geht er arbeiten. Rainer Wittge ist Zeitungsbote. Die Zeitung die er austrägt, ist die WAZ.
„Heimspiel“ in Sodingen
„Im Nebenjob mache ich das“, erklärt Wittge. „Im Hauptberuf bin ich selbstständiger Hausmeister.“ Sein „Revier“, wie der gebürtige Herner es nennt, ist momentan der Herner Ortsteil Sodingen. Über die Jahre habe er auch schon in anderen Herner Stadtteilen die WAZ ausgetragen, erzählt der 50jährige. Das „Heimspiel“ in Sodingen ist für ihn von Vorteil: Der Weg zur Ablagestelle, von wo er sich seinen Zeitungspacken Nacht für Nacht abholt, ist so kürzer. Und das ist praktisch. Denn die Zeit drängt: „Bis 6 Uhr morgens muss die WAZ beim Kunden sein!“ Dieses Credo hat Wittge über die Jahre in diesem Job als Nachtarbeiter verinnerlicht.
Für ihn kein Problem. Er hat seine Routine gefunden: „Um 5.30 Uhr bin ich fertig.“ Dann geht’s nach Hause – ab in die Koje. Da sonntags keine WAZ erscheint, wird am Tag des Herrn durch- und ausgeschlafen. „Bis zwölfe bleib ich im Bett!“ Wittge schmunzelt beim Reden über seinen „Ausschlaftag“. Aber auch eine andere Aussicht weckt bei Wittge Heiterkeit: Nach zehn Jahren WAZ-Austragen auch mal selber drin zu stehen, in der Zeitung. Hier und heute. Das ist doch mal ‘was!
Den Gedanken „Bis 6 Uhr musst Du fertig sein“ trägt Zeitungsbote Wittge nicht alleine durch den Ruhrpott: Rund 1700 WAZ-Zusteller sind derzeit auf Minijob-Basis tätig. Davon 1000 im Ostruhrgebiet (Hattingen, Witten, Velbert, Castrop-Rauxel, Herne, Bochum, Wanne) und noch mal 700 im Zentralruhrgebiet (Essen, Mühlheim). Und weil den Verantwortlichen von der WAZ-Logistik klar ist, dass das nächtliche, zuverlässige Aufstehen und Arbeiten kein Zuckerschlecken ist, sondern viel Disziplin erfordert, ist man dazu übergegangen, treue Zusteller auszuzeichnen.
Historische Uniformen
Dazu Judith Quecke, Standortverantwortliche der WAZ-Logistik Ostruhrgebiet: „Wir wissen unsere langjährigen Mitarbeiter zu schätzen. Es kommt nicht selten vor, dass ein neuer Zusteller schnell wieder abspringt. Im März haben wir unsere Zusteller geehrt, die seit 40 und 25 Jahren als Zeitungsboten und Anzeigenblattzusteller unterwegs sind. Jetzt im Juli möchten wir uns bei allen bedanken, die seit zehn Jahren dabei sind.“ Das Dankeschön: Eine nostalgische Zugfahrt durchs Revier
Rund 85 WAZ-Boten mit Familienangehörigen nahmen das Angebot dieses besonderen Betriebsausflugs an, und kamen gern im Eisenbahnmuseum Dahlhausen zusammen. Dort wartete eine Diesellok, Baujahr 1962, Baureihe V 100, mit drei angehängten Wagen aus den 1930er und 1950er Jahren schon am Bahnsteig auf die Passagiere. Der Zugführer kam in historischer, blau-roter Uniform aus den 1920er Jahren daher.
Über Dortmund bis nach Essen und zurück
Die gebuchte 100 km-Nostalgie-Zugfahrt werde „durch die schönen Ruhr-Auen“ gehen, so die Streckenerläuterung durch Museumssprecher Marc Grollmann. Über Dortmund bis nach Essen und zurück. Vorbei an der Wasserburg Haus Kemnade, an der Zeche Nachtigall im Muttental, am Phoenix-See in Hörde und an anderen Sehenswürdigkeiten. Judith Quecke, Standortbeauftragte Östliches Ruhrgebiet, und ihr Kollege Dirk Rosmanek, Standortbeauftragter Zentralruhrgebiet, verteilten während der Zugfahrt, zusammen mit Logistik-Geschäftsführer Thorsten Baumgart Ansteck-Pins an die verdienten WAZ-Austräger.
Gereicht wurden Mettwurstbrote, Kartoffelsalat und Getränke. „Da wird der Weg zum Ziel und der Zug zum rollenden Festsaal“, befand Museumssprecher Grollmann, als der Nostalgiezug abfuhr, und die Fahrgäste fröhlich an den Fenstern winkten.