Oberhausen. Seit Jahren wünscht sich die Politik mehr grüne Dächer in Oberhausen. Doch Projekte kommen nur schwer in Gang. Fördergeld könnte das nun ändern.

Seit Jahren sind begrünte Dächer im Gespräch, gelten als praktische Helfer für den Klimaschutz und werden dementsprechend auch politisch immer wieder eingefordert. Doch so recht in Gang kommt die Realisierung in Oberhausen nicht. Für einen großen Schritt nach vorne könnte nun eine ganze Reihe von Anträgen sorgen. Mehrere Gebäude, darunter viele Schulen, möchte die Stadt mit finanzieller Hilfe des Landes mit einem grünen Dach ausstatten. Die gewünschte Fördersumme beträgt insgesamt 1,2 Millionen Euro, drei Anträge wurden bereits bewilligt.


So soll das neue Lagergebäude am Gasometer ein grünes Dach bekommen, ebenso die EVO an der Danziger Straße in der Innenstadt. An der Verwaltung der Müllverbrennungsanlage GMVA sprießt das Grün seit einigen Wochen schon an der Fassade, auch hier wurde eine Dachbegrünung bewilligt. Es handelt sich jeweils um eine hundertprozentige Förderung ohne Eigenanteil.

Die Zeit drängt

Auf der Wunschliste stehen nun noch: das Elsa-Brändström-Gymnasium, die Fasia-Jansen-Gesamtschule (Sternwarte in der Innenstadt und Umkleidegebäude der Zweigstelle Schönefeld), das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Sterkrade, der zentrale Baubetriebshof der OGM, die Hagedornschule, die Turnhalle der Ruhrschule und die Umkleideräume der Schule am Froschenteich im Stadtteil Bermensfeld.Alle Dächer zusammen bilden eine Gesamtfläche von rund 10.000 Quadratmetern.

Das Centro macht es vor: rund 50.000 Quadratmeter Dachfläche des Einkaufszentrums ist begrünt (hier bei einem Termin vor Ort im März 2018).
Das Centro macht es vor: rund 50.000 Quadratmeter Dachfläche des Einkaufszentrums ist begrünt (hier bei einem Termin vor Ort im März 2018). © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn


Noch sind diese Anträge nicht bewilligt. Markus Werntgen-Orman, Leiter des Bereiches Umwelt bei der Stadt, geht aber davon aus, dass die positiven Bescheide bald eintreffen werden. Eine große Herausforderung allerdings bleibt: Laut Förderrichtlinien müssen die grünen Dächer noch in diesem Jahr angelegt werden. „Die Zeit drängt“, sagt Werntgen-Orman. Der Hintergrund ist kompliziert: Es geht zwar um Gelder aus dem Klimafonds des Landes und der Emschergenossenschaft. Da die Förderrichtlinie jedoch noch nicht verbindlich in Kraft getreten ist, wurden die vorliegenden Anträge über verbliebene Kassenmittel des Landes gestellt. Und die müssen bis Ende 2020 ausgegeben werden.

Stadt ist auf Fördergelder angewiesen

Apropos Zeit: Grüne Dächer beschäftigen die Oberhausener Politik seit Jahren. Einen entsprechenden Prüfauftrag hatte die Oberhausener CDU beispielsweise schon im März 2017 durch einen Ratsbeschluss auf den Weg gebracht. Ergebnis: Weit mehr als die Hälfte aller städtischen Gebäude ist tatsächlich grundsätzlich für eine Dachbegrünung geeignet.


Auch die Oberhausener Grünen forderten in der Vergangenheit immer wieder Maßnahmen, um mehr Dächer in Oberhausen zu begrünen. So wollten sie beispielsweise im November vergangenen Jahres im Rat dafür sorgen, dass die Stadt mehr Geld zur Verfügung stellt. Doch einmal mehr wurde deutlich: Der Stadt fehlt das Geld; mit eigenen Mitteln sind Gründach-Projekte kaum zu stemmen.

Dachbegrünung ist technisch anspruchsvoll

„Kein Geld, kein Personal“ – diese Antwort habe auch die CDU meist erhalten, wenn sie nach grünen Dächern fragte, sagt Frank Bandel, umweltpolitischer Sprecher der CDU-Ratsfraktion. Er räumt allerdings auch ein, dass das Begrünen von Dächern technisch anspruchsvoll sei. Jedes Dach habe seine eigenen Anforderungen und benötige daher individuelle Lösungen. Durch die Aussicht auf Fördergelder erhofft sich der Umweltpolitiker nun endlich einen erkennbaren Schub für Oberhausen.

Bei Experten gelten begrünte Dächer als nützliches Mittel im Kampf gegen die Folgen des Klimawandels. Die Moose und Gräser binden Regenwasser und würden so das Kanalsystem bei Starkregen entlasten. Das Grün zieht Feinstaub und Kohlendioxid aus der Luft und setzt Sauerstoff frei. „Oberhausen ist eine der am höchsten versiegelten Städte in der Bundesrepublik“, sagt Frank Bandel. Pflanzenarten verschwinden, Insekten, Amphibien und andere Tiere verlieren zunehmend an Lebensraum. Im Sommer heizen Städte immer mehr auf, Wärme staut sich. Zudem fehle es an Wasser, das verdunsten und somit die Luft kühlen könne. „Das alles kann durch Dachbegrünungen abgemildert werden“, erklärt Bandel.