Oberhausen. Das erste Klimaschutz-Projekt der Ruhrkonferenz wurde mit viel Polit-Prominenz an der Müllverbrennungsanlage in Oberhausen-Lirich gestartet.
Großer Bahnhof mir viel Polit-Prominenz im Schatten der GMVA: Auf den Dächern und an den Fassaden der Gemeinschafts-Müllverbrennungsanlage in Oberhausen-Lirch grünt es nun kräftig. Ab sofort sprießt an einigen Gebäuden mit Flachdächern und an zwei Fassaden des kleinen Kühlturms das „Immergrüne Geißblatt“. Es lockt dort auf rund 300 Quadratmetern Fassadenfläche mit seinen Blüten die Insekten an.
Am Donnerstag gab NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) den Startschuss für dieses Projekt. Dass eine Ministerin höchstpersönlich aus diesem Anlass nach Lirich eilte, hat einen klaren Grund: Die Fassaden- und Flachdachbegrünungen auf dem Gelände der GMVA gehören zum großen Maßnahmenpaket der Ruhrkonferenz. Das ist ein Vorzeigeprojekt der Landesregierung zur Stärkung der Region, die nach den Plänen der Politiker „klimaresilient“ werden soll – das heißt: Das Ruhrgebiet soll sich mit geeigneten Maßnahmen von der Dachbegrünung bis zur Flächenentsiegelung umfassend auf den Klimawandel einstellen, ihm möglichst entgegenwirken und so ein für Mensch, Flora und Fauna gut verträgliches Stadtklima bieten.
Die erste Maßnahme dazu geht nun also an der Liricher Müllverbrennungsanlage über die Bühne. Die GMVA gilt als eine der größten in Deutschland. Auf rund 4,9 Hektar versiegelter Fläche werden rund 700.000 Tonnen Abfall pro Jahr angeliefert und verbrannt. Da ist jeder grüne Farbtupfer auf dem Gelände willkommen. Das Land NRW investiert rund 240.000 Euro in die GMVA-Begrünung. Sie hält das Regenwasser zurück und sorgt dafür, dass es in stärkerem Umfang verdunstet. So wird die Kanalisation entlastet, das Umfeld wird merklich gekühlt.
Kompliment von Stadt zu Stadt
Die positive Ausstrahlung des Projekts erfasste am Donnerstag auch die politischen Gäste: Die NRW-Umweltministerin sieht „einen Schub für die Metropolregion Ruhr“; und der Dortmunder OB Ullrich Sierau (SPD), in seiner Eigenschaft als Ratsvorsitzender der Emschergenossenschaft angereist, machte Oberhausens Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) sozusagen interkommunal und parteiübergreifend sogleich ein dickes Stadtkompliment: „Oberhausen ist immer einen Besuch wert!“ Bei der Emschergenossenschaft, die auch mit Vorstandschef Uli Paetzel in Lirich präsent war, ist eine Servicegesellschaft eingerichtet worden, die sich um die Umsetzung der Klimaschutzprojekte im Zuge der Ruhrkonferenz kümmert.
Klimawandel gemeinsam bewältigen
In einer gemeinsamen Erklärung haben das Land NRW, die Emschergenossenschaft und die Anrainerstädte der Emscher vereinbart, gemeinsam Projekte zur Bewältigung und zur Anpassung an den Klimawandel zu starten.
Die GMVA wurde auch deshalb als Standort für das Klimaschutz-Auftaktprojekt der Ruhrkonferenz ausgesucht, weil sie mitten im dicht bewohnten Stadtteil Lirich liegt.
OB Schranz zeigte sich im Schatten des kleinen GMVA-Kühlturmes erfreut, dass das Klimaschutz-Auftaktprojekt der Ruhrkonferenz gerade in Oberhausen verwirklicht werde. „Damit wollen wir ein Vorbild für die Klimaanpassung in unserer gesamten Region sein“, sagte Schranz. Umweltdezernentin Sabine Lauxen warf einen Blick in die Zukunft und unterstrich, dass für weitere Projekte der Dach- und Fassadenbegrünung in Oberhausen bereits entsprechende Förderanträge gestellt seien.
„Internationale Strahlkraft“
Lirich ist also nur der Anfang. Bis 2040 sollen mindestens 25 Prozent der befestigten Flächen im Ruhrgebiet vom Kanalisationsnetz abgekoppelt sein; zehn Prozent mehr Regenwasser als heute soll verdunsten, bevor es überhaupt die Kanalisation erreicht. So will sich die Region auf Hitzesommer und Starkregen einstellen und mit dem klimaresilienten Projektreigen etwas bekommen, das im Ruhrgebiet stets besonders begehrt, aber nur selten tatsächlich erreicht ist: „Internationale Strahlkraft“.