Oberhausen.. Stoag enttäuscht über fehlende Wirkung des erhöhten 60-Euro-Bußgeldes. Wirtschaftlicher Schaden ist enorm. Mehr Kontrolleure als früher.

Mehr als ein halbes Jahr nach Einführung der deutlich höheren Strafe für Schwarzfahrer zieht das Oberhausener Nahverkehrsunternehmen Stoag eine ernüchternde Bilanz: Die Anhebung des „erhöhten Beförderungsentgelts“ von 40 auf 60 Euro für erwischte Stoag-Fahrgäste ohne gültigen Fahrausweis hat keine Wirkung gehabt – die Zahl der gestellten Ticketsünder liegt weiterhin bei knapp unter zwei Prozent (genau 1,72 Prozent).

„Wir haben uns ja auch wie andere Verkehrsunternehmen im VRR-Verbund dafür eingesetzt, dass die seit über zehn Jahren gleich hoch gebliebene Strafe erhöht wird. Wir hatten uns dadurch eine abschreckende Wirkung erhofft – aber die ist ausgeblieben. Schwarzfahren ist weiterhin ein großes Problem“, sagt Stoag-Geschäftsführer Werner Overkamp. Der wirtschaftliche Schaden für die Stoag ist trotz der höheren Strafen aus den Brieftaschen der erwischten Schwarzfahrer enorm: Mit über einer halben Million Euro netto Einnahmeausfall kalkuliert die Stoag durch Schwarzfahrer. Das entspricht immerhin dem Wert von zwei bis drei neuen Bussen.

Immer vorne einsteigen

Kein Wunder, dass die Stoag die Zahl an Kontrolleuren und an Kontrollen in den vergangenen Jahren deutlich erhöht hat, nachdem der Effekt des 2010 eingeführten Vordereinstiegs mit Ticket-Kontrolle durch den Busfahrer verpufft war. Wurden 2013 noch 682.000 Fahrgäste kontrolliert, waren es 2014 nunmehr 899.000 – im gesamten Jahr. 2015 legten die Kontrolleure noch eifriger los: Schon von Januar bis Oktober 2015 ließen sich die Stoag-Leute 940.000 mal die Fahrkarten zeigen – und packten dabei 16.000 Ticketsünder. Diese spülten durch ihre teils erhöhten Strafen 750.000 Euro zusätzlich in die Stoag-Kassen – immerhin 250.000 Euro mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Die Schwarzfahrer teilen sich nach Erfahrung der Stoag in drei Gruppen auf: Die meisten haben gar kein Ticket; ein Drittel hat wohl bewusst ein falsches Kurzfahrticket gekauft; der Rest sind auswärtige Fahrgäste, die sich ahnungslos im VRR-Ticketdickicht verirrt haben. „Da zeigen wir uns häufiger kulant, etwa bei Schulklassen“, gibt Werner Overkamp an.

Trotz der fehlenden Wirkung hält er die Erhöhung der Strafe weiterhin für eine richtige Maßnahme, um dem in den vergangenen zehn Jahren stark gestiegenen Ticketpreis angemessen zu begegnen. „Sonst haben es am Ende die bewussten Schwarzfahrer zu leicht, die sich ihren Vorteil ausrechnen.“ Nach ein paar Fahrten wäre ja ein mögliches Bußgeld der Zukunft schon herausgefahren.