Oberhausen.. Weshalb rutscht die Oberhausener Innenstadt immer tiefer in der Krise? Die Linke Liste fragte den Dortmunder Stadtsoziologen Stefan Hochstadt - und bekam eine überraschende Antwort: Denn das Centro ist nicht die Ursache für das Wegbleiben der Kunden.

Wer hat Schuld am Abschwung an der Marktstraße? Das Centro, weil es als Shopping- und Unterhaltungscenter die City zu ersetzen versucht? Das neue Bero-Zentrum, das mit mehr Verkaufsfläche an den Neustart geht? Die Stadt selbst, weil sie insgeheim am liebsten wie das Centro wäre? Und was macht eine Innenstadt überhaupt attraktiv? Auf solche Fragen versuchte die Linke Liste Antworten vom Dortmunder Stadtsoziologen Stefan Hochstadt zu bekommen.

Doch der räumte in der Linken Zentrale an der Elsässer Straße zunächst mit liebgewordenen Feindbildern auf. Die Analysen seines Forschungsbereichs „Planen und Bauen im Strukturwandel“ der FH Dortmund zeigten: Malls wie Centro, Rhein-Ruhr Zentrum (Mülheim) und Bochumer Ruhrpark sind nicht Ursache des Innenstadtsterbens, sondern Phänomene einer Fehlentwicklung der Citys.

Stadtzentrum will sein wie das Centro

Galt im Glauben mancher Bürger bisher das Centro als Anfang vom Ende der Oberhausener Innenstadt, konnte Hochstadt deutlich machen, dass deren Probleme hausgemacht sind. Denn das Stadtzentrum will nicht anders sein als die Malls: Um gerade große Geschäfte zu halten, haben sich Städte dem Willen der Wirtschaft unterworfen. Öffentliche Sitzplätze und Aufenthaltsräume wurden beschnitten oder ganz abgeschafft. Polizei und private Security haben unerwünschte, weil nicht kaufkräftige Gruppen aus der Innenstadt gedrängt. Im Ergebnis, so Hochstadt, habe sich der Stadtkern seit Jahren zum Negativen für die Bürger gewandelt, wurde als Aufenthaltsraum vielfach unattraktiv.

Hochstadt breitet diese Entwicklung an Beispielen in Dortmund und Essen aus, leider aber nicht für unsere Stadt. Doch: Was müsste eine City tun, um attraktiv zu werden? „Sie muss wieder verschiedene Nutzungsebenen wie Wohnen und Begegnen mit dem Kaufen verbinden“, glaubt Hochstadt.

Positivbeispiel für Stadtentwicklung: Hasselt

Ein mögliches Vorbild für eine belebte Stadt sieht der Wissenschaftler etwa im belgischen Hasselt. Dort hat man den Autoverkehr aus dem Kern gebannt und Busse kostenlos verfügbar gemacht. Zudem sorgte man für viel Grün. All das soll die Zahl der Besucher und besonders der Übernachtungsgäste massiv gesteigert haben. Patentlösungen für eine lebendige City durfte man von Hochstadt nicht verlangen, wohl aber Anregungen.

Und Kritik: Die ernteten auch Malls. Sie „kannibalisieren“ nicht nur die nahe Innenstadt, sondern auch die der Nachbarn. So zog Essen mit dem Einkaufszentrum am Limbecker Platz nach, um – meint Hochstadt – so Kaufkraftverlust im Stadtkern zu verhindern. Statt die Malls nachzumachen (wie in Essen), sollten die Innenstädte Gegenkonzepte erarbeiten.

Auch die „Steuerabgaben“ der Malls an die Stadt sieht er kritisch: Trotz wirtschaftlichen Erfolgs fielen diese geringer aus, als die etwa von florierenden inhabergeführten Einzelhändlern.