Oberhausen. In den Nachbarstädten entstehen weitere Einkaufstempel, der Internethandel wächst zudem weiter. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) legt indes ihren „Handelsreport Ruhr 2014“ vor und Experten üben Kritik an einer möglicher Decathlon-Ansiedlung auf dem Stahlwerksgelände in Oberhausen.
Oberhausen ist weiterhin die Stadt im Ruhrgebiet mit der größten Verkaufsfläche im Einzelhandel – im Verhältnis zur Bevölkerung. Auch wenn durch die Insolvenzen der Baumarktketten Praktiker und Max Bahr zwei große Geschäfte im vergangenen Jahr dicht gemacht haben, pro Kopf gerechnet liegt Oberhausen weiterhin vor Essen, Duisburg oder Mülheim – 1,5 Quadratmeter für jeden Oberhausener. Dies geht aus Zahlen hervor, welche die Industrie- und Handelskammer (IHK) nun in ihrem „Handelsreport Ruhr 2014“ vorgelegt hat. Im Gespräch mit der NRZ bewerten Experten die Entwicklung des Einzelhandels in der Stadt: Kritisch beäugt wird dabei die mögliche Ansiedlung des Sportartikelhändlers Decathlon auf dem ehemaligen Stahlwerksgelände.
Zerstückelung des Stahlwerksgeländes
„Wir haben immer gesagt, dass es sich bei dieses Gelände um ein Filetstück in der Region, in Nordrhein-Westfalen und vielleicht sogar in Deutschland handelt“, erklärt Guido Zakrzewski, bei der auch für Oberhausen zuständigen IHK zu Essen stellvertretender Geschäftsführer im Bereich Handel und Dienstleistungen. „Darum lehnen wir eine weitere Zerstückelung ab, die auch mit Decathlon einhergehen würde.“
Der Einzelhandel in Oberhausen durchlaufe derzeit insgesamt gesehen schwere Zeiten, führt Zakrzewski weiter aus. Gerade für die drei gewachsenen Stadtteilzentren, Alt-Oberhausen, Sterkrade und Osterfeld werde es schwer, als Einzelhandelsstandorte zu bestehen. „Die Nachbarstädte rüsten weiter auf, in Duisburg werden etwa die Pläne für das Factory Outlet Center vorangetrieben.“
Tiefgreifende Veränderungen im Einzelhandel
Der Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands Ruhr, Marc Heistermann, kann da nur zustimmen. „Die Konkurrenz steigt nicht nur durch neue Einkaufszentren wie etwa in der Dinslakener Innenstadt, auch der Internethandel wächst weiter enorm.“ Große Unternehmen wie Amazon oder die Otto-Gruppe würden ihre Angebotspalette ständig erweitern und in Konkurrenz zum stationären Handel treten. „Derzeit erleben wir einige tiefgreifende Veränderungen im Einzelhandel, vergleichbar mit der Einführung der Selbstbedienung.“
Heistermann verfolgt die Entwicklungen rund um das ehemaligen Stahlwerksgelände mit Sorge. „Die Möglichkeit, dass sich Decathlon dort ansiedelt, ist keine gute Nachricht für die Sportfachgeschäfte in Oberhausen.“ Er befürchtet einen Verdrängungswettbewerb. „Unserer Meinung nach wäre die Stadt gut beraten, dies zu verhindern“, so Heistermann.
Das Landesprogramm "Soziale Stadt"
„Derzeit laufen Gespräche mit allen beteiligten Seiten“, berichtet Planungsdezernentin Sabine Lauxen auf NRZ-Anfrage. „Die Bezirksregierung wird am Ende entscheiden müssen, ob eine Ansiedlung von Decathlon gewünscht ist oder nicht.“ Noch müsse abgewartet werden.
Insgesamt gesehen bewertet Lauxen die Aussichten der gewachsenen Stadtteilzentren nicht so negativ. „Die Marktstraße kann als Wohnstandort punkten.“ In Sterkrade gebe es durch das mit der IHK erstellte Handlungskonzept einige Ideen. Und in Osterfeld setzt die Planungsdezernentin auf positive Effekte des Landesprogramms „Soziale Stadt“. „Wenn wir über diese Mittel verfügen können, werden wir in dem Stadtteil einige Entwicklungen anschieben können.“