Oberhausen. Die Pop-Band „Captain Disko“ hat sich einiges einfallen lassen, um ihre CD zu finanzieren: Crowdfunding ist für sie das Zauberwort. Dabei können Fans über das Internet spenden. Die Bandmitglieder bieten dafür ungewöhnliche Belohnungen an - vom Date mit dem Gitarristen bis zur Radtour.
Auf ihrer Internetseite steht „Kraut-Funding mag ich“: Das Foto, das einen Teller mit einer saftigen Portion Gemüse zeigt, ist aber ein Disco-Scherz. Die Pop-Band „Captain Disko“ bemüht zurzeit das unter Nachwuchsmusikern populär gewordene Instrument des „Crowdfundings“. Darunter versteht man eine Art Rudel-Finanzierung über das Internet. Die Fans spenden einen Obolus und erhalten dafür eine Belohnung: Je höher der Betrag, desto ausgefallener ist diese.
„Wir wollen unsere Fans an der CD beteiligen“, sagt Bassist Hendrik Wilken. Nicht zwei oder drei Fans helfen mit großem Geld-Betrag, sondern viele kleinere Happen bringen die Gruppe näher ans Ziel. 2500 Euro hat die Band selbst aus Konzerten angespart. 4000 Euro fehlen für die CD. Gut drei Wochen läuft die Aktion noch im Internet, mehr als die Hälfte des Betrages ist so schon zusammengekommen.
Konzerte in fremden Wohnzimmern
Dafür haben Wilken und Co. eines Abends ordentlich in einem Fast-Food-Restaurant gegrübelt. „Wir haben uns zunächst ziemlich viel Quatsch überlegt“, sagt Hendrik Wilken, der das Crowdfunding-Prinzip bereits von Kollegen wie „Die Killerpilze“ kannte. „Letztendlich haben wir gute Sachen gefunden, die hoffentlich auch den Fans Spaß machen.“ Wilken selbst unterrichtet Fans auf Wunsch mit Step-Aerobic-Stunden. Voraussetzung: eine 40-Euro-Spende. Er erklärt: „Ich bin schließlich Sportstudent!“
Ein Workshop mit Schlagzeuger Lat Vegas kostet 40 Euro. Der Preis für einen Auftritt im Musikvideo beträgt 150 Euro. Eine Radtour mit Sänger Daniel Kowalke samt Picknick ist für 70 Euro zu haben. Für ein Date mit Gitarrist Marius Mielke legte ein unbekannter Fan 105 Euro auf den Tisch. Die Anzahl mancher Prämie ist begrenzt, andere sind ohne Beschränkung verfügbar: Signierte CDs kosten 15 Euro.
"Wir spielen mit Zweideutigkeiten"
Noch ist ein dicker Batzen der Finanzierung zu stemmen, aber die Band, die bereits bei „Olgas Rock“ aufgetreten ist, zeigt sich zuversichtlich, das Geld für Studio, Mix, Mastering, Pressung, Gema-Lizenzen, Artwork und Promotion stemmen zu können. Die Debüt-EP trägt den provokanten Titel „Pornografie“, da diese Passage auch in einem der neuen Songs vorkommt. „Wir spielen mit Zweideutigkeiten und wollen auch Grenzen überschreiten.“ EP bedeutet übrigens „Extended Play“ und ist eine Mischung aus einem Album und einer Single. „Captain Disko“ wollen darauf sechs eigene Lieder veröffentlichen.
Das Crowdfunding ist für die Band mindestens genauso spannend wie ein Live-Auftritt. „Wir haben kurz nach dem Start der Aktion jede Minute auf der Internetseite die Ladetaste gedrückt, um zu sehen, ob sich etwas verändert hat.“ Unter den Spendern will die Band noch ein Wohnzimmerkonzert verlosen.