Oberhausen. Die Aids-Hilfe Oberhausen versucht diejenigen zu erreichen, die sonst selten oder gar nicht zum Arzt gehen: In Kooperation mit dem Diakonischen Werk bietet sie einmal im Jahr HIV- und Hepatits-C-Tests für Wohnungslose an.

Die Unsicherheit ist schnell da: Hat man sich durch ungeschützten Geschlechtsverkehr oder das Benutzen gebrauchter Spritzen mit HIV oder Hepatitis C angesteckt? Für Oberhausener, die ihren Lebensmittelpunkt auf der Straße haben und gewisse Risiken eingehen, können diese Fragen schnell entscheidend werden. Was die Sache kompliziert macht: Viele von ihnen besitzen keine Krankenversicherung und haben seit Jahren keine Arztpraxis besucht.

 Einmal im Jahr bietet die Aids-Hilfe Oberhausen deswegen HIV- und Hepatitis-C-Schnelltests im „Soziale Arbeit und Medizin Mobil“ des Diakonischen Werkes an. „Das ist bundesweit ein einmaliges Projekt“, erklärt Sozialarbeiterin Natalie Rudi von der Aids-Hilfe. „Leider wird die Gruppe der Wohnungslosen bisher bei den Anstrengungen im Kampf gegen Aids oft außen vor gelassen.“

Unterstützung nach positivem Test

Das will man mit dem Oberhausener Projekt ändern, das seit 2009 jährlich wiederholt wird. „Viele Helfer sind diesen Schnelltests kritisch gegenüber eingestellt. Es wird bemängelt, dass die Nachsorge fehlt, sollte ein Test positiv ausfallen.“ Rudi kann diesen Punkt aber entkräften. „Ist das Ergebnis des Schnelltest positiv, unterstützen wir die Menschen weiter, und vermitteln sie zu einem weiteren Test, der endgültige Gewissheit bringt.“ Im Zweifelsfall gibt es dann weitere medizinische Hilfe und Beratungsangebote.

Marc Grunenberg, Streetworker bei der Wohnungslosenhilfe des Diakonischen Werk, schätzt das Engagement der Aids-Hilfe. „Das ist eine gute Angelegenheit.“

Auch fernab der HIV- und Hepatitis-C-Schnelltests ist die mobile Filiale des Diakonischen Werkes ein fester Anlaufpunkt. Jeden Mittwoch bieten die Sozialarbeiter in der Nähe des Hauptbahnhofes in Zusammenarbeit mit einem Arzt eine medizinische Grundversorgung für Wohnungslose an. „Für viele von ihnen ist das der erste Einstieg zurück in das Gesundheitssystem“, erklärt der Streetworker. „Leider kümmern sich viele von ihnen nicht um die eigene Gesundheit.“ Grunenberg betont darum die Wichtigkeit eines solchen Angebotes. „Die Hemmschwelle ist bei vielen Leuten zu groß, um in eine normale Praxis zu gehen.“

Diakonisches Werk bietet eine mobile Sprechstunde an

Diesen Eindruck kann Claudia (Name geändert) bestätigen. „Ich gehe nicht gerne zum Arzt. Fast immer habe ich den Eindruck, als wäre ich nicht gern gesehen. Außerdem werde ich von oben herab behandelt.“ Darum sei es bereits Jahre her, dass sie einen Arzttermin wahrgenommen habe. Mit Ausnahme der mobilen Sprechstunde des Diakonischen Werkes. „Hier fühle ich mich wohl. Man kann seine Sorgen und Nöte loswerden und wird wie ein Mensch behandelt.“ Horst (Name geändert) stimmt zu. „Ich werde hier mit meinen Problemen ernst genommen.“

Michael (Name geändert) will sich auf HIV und Hepatitis testen lassen. „Das ist schon ein tolles Angebot, das ich bisher so nicht kannte.“