Oberhausen. Der Ausbildungsreport des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zeigt auf, dass die Ausbildungszufriedenheit auch in Oberhausen zurückgeht. Überstunden und ausbildungsferne Tätigkeiten sind in der Gastronomie ein Problem
Sie leisten unbezahlte Überstunden, müssen anstatt zu kassieren etwa putzen oder Kaffee kochen und werden nur schlecht über die Rahmenplanung ihrer Ausbildung aufgeklärt: Fast ein Drittel der Auszubildenden in Oberhausen ist unzufrieden mit ihrer Ausbildung. Dies geht aus einer aktuellen Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) hervor, dem „DGB-Ausbildungsreport Nordrhein-Westfalen 2014“. „In einigen Branchen gibt es deutlich sichtbare Probleme, etwa in der Gastronomie oder der Hotelerie“, so Ismail Cebe, Jugendbildungsreferent des DGB in der Region Mülheim-Essen-Oberhausen. „Diese landesweiten Ergebnisse kann man zum Großteil Eins zu Eins auf Oberhausen übertragen.“
12.000 Fragebögen verteilt
Insgesamt 12.000 Fragebögen hatten die Gewerkschafter an Auszubildende verteilt. „Etwas mehr als 200 waren es in Oberhausen“, so Cebe. Ein Ergebnis, das den Referenten aufhorchen lässt, ist dabei der Rückgang der Ausbildungszufriedenheit. Sagten im vergangenen Jahr noch 71,3 Prozent der Befragten, dass sie mit ihrer Ausbildung zufrieden waren, sank dieser Anteil nunmehr auf 68,6 Prozent ab – das ist der bislang niedrigste im Rahmen des DGB-Ausbildungsreports ermittelte Wert.
Dies hänge mit einer weiteren negativen Entwicklung zusammen, vermutet Cebe. „12,1 Prozent der Auszubildenden gaben an, dass sie Tätigkeiten ausüben müssen, die nicht Teil ihrer Ausbildung sind.“ Dazu gehöre etwa das Waschen von Firmenwagen, das Kaffeekochen für den Chef oder das Aufräumen im Geschäft lange nach Dienstschluss. „Gerade in der Gastronomie werden Auszubildende häufig als billige Arbeitskräfte missbraucht“, berichtet der Gewerkschafter. „Oft verschwimmen die Grenzen zwischen Ausbildung und einer normalen Arbeitstätigkeit.“ Aus Unwissen, was sie als Auszubildende zu leisten haben und was nicht, würden viele Azubis diese zusätzlichen Aufgaben übernehmen. „Im Hotelgewerbe etwa ist es nicht selten, dass die Azubis alle Aufgaben übernehmen, die auch die übrigen Beschäftigen angehen.“
Tendenziell ist die Situation für Auszubildende in größeren Unternehmen einfacher, als etwa in kleinen Betrieben. „Wenn die Belegschaft entsprechend groß ist, gibt es oft auch die entsprechenden Strukturen. Azubis habe feste Ansprechpartner und bekommen transparent Auskunft über ihr Einsatzgebiet.“ In kleineren Betrieben, in denen es vielleicht nur ein oder zwei Auszubildende gibt, sei das anders.
Bemühte Lehrer am Hans-Sachs
„Was wir leider bei unseren Besuchen an Berufsschulen, etwa hier in Oberhausen am Hans-Sachs-Kolleg erleben, ist Unwissenheit.“ Viele Azubis wüssten etwa nicht über die Rahmenplanung ihrer Ausbildung Bescheid. „Die Lehrer am Hans-Sachs sind auf jedem Fall sehr bemüht. Das habe ich schon deutlich anders erlebt.“ Cebe ruft darum die Auszubildenden auf, aktiv ihre Rechte einzufordern. „In vielen Fällen ist es so, dass nach einem Gespräch mit dem Chef etwa Überstunden vergütet werden können.“ Dafür müsse aber jeder Azubi selbst Buch führen über die geleistete Mehrarbeit. „Der eigene Einsatz lohnt sich.“