Oberhausen. Ein Projekt im Rahmen von „Tackenberg spricht“. Qualifizierung im Bürgerfunk stärkt Selbstbewusstsein und Sprachvermögen.
„Ich hatte mir das so einfach vorgestellt“, sagt Nesrin Saado und muss über sich selbst lachen. Denn dass es richtig viel Arbeit bedeutet, einen Radiobeitrag zu bauen, das weiß die 33-Jährige jetzt, nach Abschluss eines Kooperationsprojektes von Kurbel und Lokalfunkstudio. Die viel wichtigere Erkenntnis aber war für Nesrin Saado und die zehn anderen Frauen in der Projektgruppe: dass sie etwas schaffen können, was sie sich vorher nie und nimmer zugetraut hätten.
Stolz auf den ersten Beitrag
Als Nilüfer Tokucu auf der Straße gefragt wurde, ob sie das war, neulich im Radio, da hat sie ganz verschämt ,Nein’ gesagt und ist schnell weitergelaufen. Doch das war nur der erste Schreck, inzwischen ist sie richtig stolz auf den 52-minütigen Radiobeitrag, den die frischgebackenen Amateurfunkerinnen mit viel Fleiß und Herzblut zusammengestellt haben. Die 38-Jährige war dabei eine von zwei Moderatorinnen. Das tollste Kompliment, das ihr gemacht wurde: „Man hat zwar gehört, dass das Leute waren, die nicht so perfekt Deutsch können, aber man hat euch verstanden.“
Serap Tanıs vom Zentrum für Integration und Bildung (in Trägerschaft des katholischen Bildungswerks Kurbel) ist begeistert von den elf Frauen, die ihre ethnischen Wurzeln in Marokko, Sierra Leone, Ghana, Kongo, Tunesien und der Türkei haben. Im Rahmen des Jahresthemas „Tackenberg spricht“ sei das Projekt zunächst auf den nördlichen Stadtteil ausgerichtet gewesen. Als sich jedoch nicht genügend Frauen meldeten, wurden stadtweit Teilnehmerinnen gesucht – Frauen, die mit Hilfe der 36-stündigen Qualifizierung aus dem privaten Raum als Hausfrau, Ehefrau und Mutter herauskommen sollten, wie Tanıs erklärt. „Wir wollten, dass diese Frauen ihre Stimme erheben, öffentlich werden.“
Vom Alltag als Menschen mit Migrationshintergrund erzählen
Das hat die quirlige Truppe geschafft, der erste Beitrag zum Thema „Tackenberg spricht“ ging bereits auf Sendung, ihre Kenntnisse wurden zertifiziert. Jetzt wollen einige weitermachen. „Um an meinem Deutsch zu arbeiten“, sagt Tina Opare-Koranteng (54), aber auch, um aus ihrem Alltag als Menschen mit Migrationshintergrund zu erzählen. Oder um über Kinderernährung zu sprechen.
Die Ideen sprudeln, sobald alle an einem Tisch sitzen. Man kann sich vorstellen, wie die Treffen abgelaufen sind, von denen Medientrainer Walter Bardenheuer schwärmt. Nicht nur die Snacks seien lecker gewesen, die von den Frauen regelmäßig mitgebracht wurden. „Ich war begeistert von der Vielfalt, den verschiedenen Temperamenten“, sagt er. „Wir waren wie eine Familie“, formuliert es Hayat Knoopen (33).