Oberhausen..
Das fällt ins Auge. Teils mit viel Humor hat die Fotografin Beate Kraemer Menschen verschiedenster Religionen abgelichtet. Katholiken, Hindus, Muslime, Juden oder Buddhisten. Immer in Ausübung ihrer Religion und fast alle im Ruhrgebiet. Was auch bedeutet: Die Fronleichnamsprozession, die dabei ist, ist natürlich die schrill bunte, die sich über die Sterkrader Kirmes schlängelt.
Aber die Fotografien, die noch bis zum 26. April in der dritten Etage des Bert-Brecht-Hauses zu sehen sein werden, sollen nur Appetit machen auf die mal leicht, mal schwer verdauliche internationale religiöse Kost der Menschen im Revier, die Gästen als Hauptgang serviert wird. Mit der Veranstaltungsreihe „In gutem Glauben – Vielfalt der Religionen im Ruhrgebiet“ setzten die Volkshochschule (VHS) und der Integrationsrat der Stadt diesmal gemeinsam einen Themenschwerpunkt.
Menschen über Reizthemen erreichen
Warum? „Beim Stadtgespräch zum Thema Parallelgesellschaften haben wir erlebt, wie viele Vorurteile es gibt“, sagt Ercan Telli, der Geschäftsführer des Integrationsrates. „Politik und Religion werden vielfach verflochten, und das ist dann das, was die Missverständnisse auslöst“, erklärt Gesa Reisz, stellvertretende Leiterin der VHS.
Doch einfach nur auf Aufklärung zu setzen, war den beiden zu banal. Sie wollen die Menschen auch über Reizthemen erreichen. „Wir möchten wachrütteln“, sagt Telli. Jeder sollte sich immer mal wieder selber auf Vorurteile überprüfen, so das Ziel.
Christlicher Fundamentalismus
So denkt jeder schnell beim Islam an Islamisten. Aber was ist mit reaktionären Christen? Provokant haben die Veranstalter den Vortrag Jörg Knonauers „Die kirchliche Rechte – Christlicher Fundamentalismus in Deutschland“ ins Programm aufgenommen (7.3., 18.30 Uhr). Dabei geht es nicht nur um die katholische, sondern auch um die evangelische Kirche. Ein Vortrag Günter Semmlers setzte sich dagegen mit dem Islam auseinander. Und zwar besonders mit jener Verflechtung von Politik und Religion. „Wenn aus Religion Politik wird – Politisierung des Islam“ hieß es am Donnerstag im Brecht-Haus.
Die „Philosophie des Glücklichseins im buddhistischen Bhutan“ (28.2., 18.30 Uhr), die Gemeinsamkeiten der drei großen monotheistischen Weltreligionen Christentum, Judentum, Islam, ein Vortrag übrigens des gebürtigen Oberhauseners Prof. Dr. Karl-Josef Kuschels (26.11., 18 Uhr) oder auch ein Stadtrundgang zur Geschichte der Migration (25.4., 17 Uhr) versprechen einen Blick weit über den eigenen Tellerrand hinaus und hinein in die bunte Welt der kulturellen Vielfalt Deutschlands.
„Deren Klammer“, wie Telli immer so schön sagt, „das Grundgesetz ist“. Und die „Demokratie das Instrument, um das alles zusammenzuhalten“.