Oberhausen. Karl P. erlebte nach einer Versetzung Mobbing am Arbeitsplatz. Auch privat ließ ihn der Psychoterror nicht mehr los.
„Der Hals war zu, ich bekam keine Luft mehr.“ Karl P. (Name geändert) arbeitete jahrelang in einem Einzelhandelsbetrieb. „Ich ging in meinen Beruf auf“, erzählt er. Doch nach einer Versetzung in eine andere Abteilung sollte sich das ändern. Quasi von Beginn an erlebte er eine Schikane nach der anderen. „Zu diesem Zeitpunkt habe ich das aber noch gar nicht als Mobbing angesehen“ blickt Karl P. darauf zurück. Heute versucht er durch die Unterstützung von Gabriela Coester vom Integrationsfachdienst der Intego diese Erfahrungen hinter sich zu lassen.
„Ich merkte bereits nach den ersten Wochen, da läuft etwas schief.“ Ohne Einarbeitung oder vorhergehende Schulung wurde Karl P. in eine für ihn komplett neue Abteilung versetzt. „Ich war fachlich der falsche Mann. Da bekam ich Aufgaben mit Waren, von denen ich überhaupt keine Ahnung hatte.“ Von Kollegen kamen wenig aufbauende Rückmeldungen. „Dich hat es ja schlimm erwischt, da wollte keiner hin“, erzählten sie ihm. Sehr schnell schon wusste Karl P. gar nicht mehr wie ihm geschieht. „Was mache ich überhaupt hier?“
Behandelt wie ein kleines Kind
Gerade seinen direkten Vorgesetzten macht er hier Vorwürfe. „Ich wurde wie ein kleines Kind behandelt. So hatte ich etwa keine Zugänge mehr zum Computersystem und musste immer nachfragen.“ Von Woche zu Woche verschlimmerte sich die Situation. Das ständige verbale Hauen und Stechen setzte Karl P. zu, die Gerüchteküche tat ihr übriges.
„Ich war der Letzte in der Hackordnung. ‘Mach mal’“, hieß es für Karl P. immer wieder. „Davon hat jeder profitiert. Niemand von den Kolleginnen und Kollegen ist für mich eingetreten. Ich war das Mädchen für alles.“ Immer mehr unliebsame Aufgaben wurden an ihn delegiert. „Ich bekam Arbeitsanweisungen, die sich immer weiter von der eigentlichen Arbeit entfernt haben.“ Körperlich ging der ganze Stress bald nicht mehr spurlos an ihm vorbei. „Der Hals war zu, ich bekam keine Luft mehr.“
Schlafen war nicht mehr möglich
Auch nach der Arbeit konnte Karl P. nicht abschalten. Der Gedanke, „du musst da morgen wieder hin“ verfolgte ihn. „Schlafen war nicht mehr möglich“, sagt er. Die Familie litt ebenfalls darunter. „Man kommt nach Hause, ist aufgewühlt und enttäuscht. Möchte allein sein und nur noch im Bett liegen.“ Seine Angehörigen konnten sein Verhalten nicht nachvollziehen. „Kann ja nicht so schwierig sein“ hieß es dort, oder „du musst da halt durch.“
Über den Betriebsrat kam schließlich der Kontakt mit Gabriela Coester vom Integrationsfachdienst zustande. Inzwischen hat Karl P. schon eine Kur hinter sich und einen Aufenthalt in einer Tagesklinik. Momentan ist er krank geschrieben. „Wie es weitergeht, weiß ich noch gar nicht. Eigentlich möchte ich da nicht hin zurück.“