Oberhausen. Der Konzern Bilfinger will die Bereiche “Power Systems“ und “Piping Systems“ zusammen verkaufen. In Oberhausen sind 550 Arbeitsplätze betroffen.

Der Bau- und Dienstleistungskonzern Bilfinger will seine Konzernbereiche „Power Systems“ und „Piping Systems“, die beide in Oberhausen angesiedelt sind, zusammenfassen und als Gesamtpaket verkaufen. Nach WAZ-Informationen sind 550 Arbeitsplätze hier vor Ort (der Konzern spricht von 400) und 11.000 weltweit betroffen. Seinen erst vor zwei Jahren fertig gestellten, 15.730 Quadratmeter großen Bürokomplex in der Neuen Mitte hat der Konzern bereits an die in Leipzig beheimatete Publity Finanzgruppe veräußert.

Die Belegschaft in Oberhausen wurde am Donnerstagmorgen über die Pläne informiert; bis Montag soll dies auch an allen anderen Standorten geschehen. In einer Telefonkonferenz besprachen gestern die Betriebsräte die Entwicklung. „Die Nachricht war erst mal ein Schock“, sagt Jörg Schlüter, Sekretär der IG Metall in Oberhausen. „Aber vielleicht ist es auch eine Chance, dass es durch einen neuen Eigentümer Investitionen gibt.“

Die Entscheidung der Bilfinger-Konzernspitze, sich vom Kraftwerksgeschäft zu trennen, kommt nicht aus heiterem Himmel: Im vergangenen Jahr machte die Sparte noch 8 Millionen Euro, für dieses Jahr rechnet man mit einem Verlust von 100 Millionen Euro. Im November 2014 zeigte Bilfinger Piping Technologies bei der Arbeitsagentur offiziell Massenentlassungen an, 270 Arbeitsplätze wurden abgebaut, davon 112 in Oberhausen. Und auch die Tochter Babcock Borsig Steinmüller (BBS) strich 100 Stellen. In beiden Unternehmen wurde ein Sozialplan vereinbart.

Die Energiewende als Ursache für die Krise

Als Ursache für die Krise nannten die Betriebsräte die Energiewende der Bundesregierung, die auf erneuerbare Energie setzt. „Die Kraftwerksbetreiber lassen nur noch das Nötigste machen“, sagte damals Frank Koconka, BBS-Betriebsratsvorsitzender. „Erneuerung oder Umrüstung findet so gut wie nicht mehr statt.“

Sorge gilt Erhalt der Arbeitsplätze

Die Sorge gelte nun vor allem dem Erhalt der Arbeitsplätze, des Unternehmenssitzes und der Bewahrung des Know-hows der Power-Sparte für Oberhausen und die Region, sagte Stadtkämmerer Apostolos Tsalastras. Kurzfristig habe man mit dem Bilfinger-Vorstand und der Wirtschaftsförderung Oberhausen einen Gesprächstermin vereinbart. „Gute Zukunftschancen hat das Unternehmen im internationalen Projektgeschäft und auf Märkten, die weiter auf fossile Brennstoffe und Atomenergie setzen“, meint Wehling.

Konzernsprecher Sascha Bamberger erklärt, dass der strukturierte Verkaufsprozess innerhalb eines Jahres abgeschlossen werden soll. Ziel sei es, einen neuen Eigentümer zu finden, der mit entsprechenden Erfahrungen im internationalen Geschäft die Zukunftschancen des Segments konsequent nutzen kann. Aussagen über personelle Anpassungsmaßnahmen seien derzeit nicht möglich. Und: „Es war von Anfang an geplant, die Büroimmobilie in Oberhausen an einen Investor zu veräußern. Es besteht kein Zusammenhang mit der jetzt getroffenen Entscheidung zum Verkauf des Power Segments.“