Oberhausen. Etliche Oberhausener haben bereits ihr Kreuzchen gemacht, viele glauben aber, dass die Wahlbeteiligung zu gering sein wird.

Er erhitzt seit Wochen die Gemüter: der geplante Ausbau der Line 105.

Nicht nur die Politik streitet über das Für und Wider, auch bei vielen Bürgern ist es Gesprächsthema Nummer eins. Am Sonntag soll nun die Entscheidung über das große In­frastrukturprojekt fallen. Erstmals sind alle Bürger in Oberhausen aufgerufen, ihre Stimme bei einem Ratsbürgerentscheid abzugeben.

Abstimmen per Brief-oder Sofortwahl

Nur Ja oder Nein können sie ankreuzen, die Modalitäten sind ansonsten mit den Kommunalwahlen zu vergleichen. Darum können alle Wahlberechtigten auch schon vorzeitig ihre Stimme per Briefwahl oder Sofortwahl abgeben.

Laut Stadtsprecher Martin Berger hatten das bis gestern Mittag bereits 10 828 Bürger getan. Damit die Wahl am Sonntag überhaupt gewertet werden kann, müssen von den 165 000 Wahlberechtigten mindesten zehn Prozent, also 16 500 Bürger der Abstimmungsmehrheit angehören. Sollte das nicht der Fall sein, geht die Entscheidung wieder zurück in den Rat. Doch können oder wollen sich überhaupt genug Oberhausener am Sonntag zur Wahl aufraffen?

„Ich habe keine wirkliche Meinung dazu"

Bei Birgit Straube wird das wohl eher nicht der Fall sein. „Meine Zeit am Wochenende ist ziemlich knapp. Außerdem betrifft mich der Ausbau der 105 gar nicht wirklich“, erklärt sie. Ein weiterer Punkt, der sie von der Wahlurne fern hält: „Ich habe keine wirkliche Meinung dazu und will auch nicht einfach für irgendetwas abstimmen.“

Anders sehen es Nadine und Tobias Schmidt. „Wenn es schon mal die Möglichkeit gibt, seine Stimme durch einen Bürgerentscheid geltend zu machen, dann sollte man die auch nutzen“, so Nadine Schmidt, die zusammen mit ihrem Mann bereits per Briefwahl abgestimmt hat.

Und das, obwohl die beiden in Schmachtendorf wohnen und somit nicht direkt vom geplanten Neubau betroffen wären. Tobias Schmidt findet: „Wer nicht abstimmt, hat hinterher kein Recht sich über das Ergebnis zu beschweren.“

Das sieht auch Heidi Opdenhövel so. Die 62-Jährige ist seit 30 Jahren regelmäßige ÖPNV-Nutzerin und findet es wichtig, zur Wahl zu gehen. Auch sie wohnt nicht in direkter Nähe der geplanten 105. „Ich glaube allerdings nicht, dass genug Leute abstimmen werden“, sagt sie.

"Die gesamte Familie hat abgestimmt“

Das befürchtet auch Jörg Briese, der das Gefühl hat, dass einige Bürger durch die „dramatische Mobilisierung“ der Politik abgeschreckt worden sein könnten. „Allein für den Bürgerentscheid selbst wäre es aber schon ein Erfolg, wenn genug Leute abstimmen, um ein gültiges Ergebnis zu erhalten“, sagt er und hat „natürlich“ schon selber abgestimmt. „Ich finde es gut, dass diese Idee der Direkten Demokratie angestoßen wurde.“

Uta Franken findet es ebenfalls unverzichtbar, von ihrem Stimmrecht Gebrauch zu machen. Ihr Kreuzchen hat sie schon per Briefwahl abgegeben. „Wir sind eigentlich nicht betroffen, aber die gesamte Familie hat trotzdem abgestimmt.“

Den Gang zur Urne hat Anna Sojka noch vor sich. Sie will am Sonntag ihre Stimme im Wahllokal abgegeben. Wo genau sie das Kreuz machen will, das weiß sie noch nicht. „Da muss ich mich noch mal genau informieren.“ Verfallen lassen will sie ihre Stimme aber definitiv nicht.

Insgesamt scheinen die Oberhausener Bürger wahl-willig zu sein, jedoch zweifeln viele daran, dass genügend Stimmen abgegeben werden. Einige zeigten sich auch frustriert und äußerten die Vermutung, dass die Bahn ohnehin kommen werde, egal wie das Ergebnis ausfalle.