Oberhausen. Bürgerbündnis BOB setzt sich zwar für einen guten öffentlichen Nahverkehr in Oberhausen ein, hält aber die neue Trasse für die Linie 105 für Luxus.

„Liebe Bürgerinnen und Bürger, man stelle sich das vor: Auf circa acht Meter Höhe zieht eine Straßenbahn auf Ständern quer über das Stahlwerksgelände, zwischen Baumarkt und Spielhalle, vorbei an einem Hotel.

80 Millionen Euro soll diese ‘Vision’ der Stoag kosten, jeder Meter dieser 3,3 Kilometer langen Strecke kostet gut 24.000 Euro. Und das auch nur, wenn die Durchführung glatt läuft. Doch auf welche öffentlich geförderten Projekte in Oberhausen traf das schon zu?

Keine Frage: Oberhausen braucht einen leistungsfähigen und bezahlbaren Nahverkehr, damit Bürger mobil bleiben, aus wirtschaftlichen Gründen, der Umwelt zuliebe. Das Bündnis Oberhausener Bürger unterstützt den Ausbau des ÖPNV, doch im Fall der Linie 105 sind die Darstellung der Kosten und die Prognosen der Fahrgastzahlen reine Schönfärberei.

Stoag-Kürzungen belasten Kunden

1. Sinnvoller Nahverkehr statt Luxuslinie: Der Ausbau nur einer Strecke ist purer Luxus, angesichts des massiven Rückschnitts des öffentlichen Nahverkehrs in den vergangenen Jahren. In der Fläche wäre der kommunale Eigenanteil von 13,4 Millionen Euro besser investiert, denn die Auswirkungen des Abbaus hat jeder Bürger mit längeren Warte- und Fahrzeiten, Verspätungen und umständlichen Fahrwegen zu spüren bekommen. Überraschend hart setzte die Stoag damals den Rotstift bei ihrer einzigen Straßenbahnlinie 112 an: Die Stadtverbindung nach Mülheim fährt aus Kostengründen nur noch alle 20 Minuten. Dass sich nun eine weitere Straßenbahnlinie auf Dauer rechnen soll, ist vor diesem Hintergrund nicht glaubwürdig.

2. Ausbau bringt keine Zeitvorteile: Schon jetzt erreichen Sterkrader die Essener Innenstadt per S-Bahn in 29 Minuten. Diese Fahrzeit benötigt die Linie 105 derzeit allein, um von der Oberhausener Stadtgrenze aus in die Essener City zu kommen. Dagegen fährt die S-Bahn schon heute von Hauptbahnhof zu Hauptbahnhof gerade einmal 17 Minuten. Schneller, direkter und bequemer geht es nicht.

3. Fahrgastzahlen gehen zurück: 8400 Pendler sollen laut Prognose der Stoag die Straßenbahnlinie 105 täglich nutzen, damit sie kostendeckend wird. Das ist ein frommer Wunsch, angesichts des geringen Nutzwerts für Pendler und eines steten Rückgangs der Fahrgäste um rund eine Million allein im Jahr 2013. Durch einzelne Luxusprojekte kann das nicht aufgefangen werden.

4. Investition birgt Risiken für den ganzen Nahverkehr in Oberhausen: Nur ein leistungsstarker Nahverkehr in der ganzen Stadt ist für Bürger attraktiv. Doch dieser ist gefährdet, wenn sich die Prognosen für die Linie 105 nicht erfüllen und die Defizite der Stoag steigen. Die Stadt müsste für diese Verluste einspringen, dem Unternehmen bleiben nur weitere Kürzungen beim Personal und im Angebot. Die Konsequenz: Der öffentliche Nahverkehr in der Stadt wird weiter als bisher abgebaut.

Sinnvoller Nahverkehr statt Luxuslinie 105 lautet die klare Haltung des Bündnis Oberhausener Bürger. Der Ausbau der Linie 105 ist eine Mogelpackung, das ist offenbar auch der Regierungskoalition bewusst – andernfalls hätte sie ihn über die Stimmenmehrheit im Rat beschlossen: Sagen Sie deshalb Nein zur Luxuslinie 105!“
Bündnis Oberhausener Bürger