Oberhausen.. „Insbesondere ist es nicht gestattet Hunde frei umher laufen zu lassen“, steht auf einem Schild am Eingang zum Sterkrader Wald. Denn dort, im Naturschutzgebiet, herrscht Anleinpflicht. Doch nur wenige halten sich daran.
Eigentlich ist das Schild am Eingang zum Naturschutzgebiet Sterkrader Wald am Buchenweg eindeutig: „Insbesondere ist es nicht gestattet Hunde frei umher laufen zu lassen“, heißt es da. Denn obwohl das Oberverwaltungsgericht Münster vorvergangene Woche entschieden hat, dass Halter ihre Hunde auf Waldwegen ohne Leine laufen lassen dürfen - für ausgewiesene Naturschutzgebiete wie den Sterkrader Wald nordöstlich vom Autobahnkreuz Oberhausen gilt das nicht. In der Praxis achten Halter seltener auf den Leinenzwang.
„In den letzten Jahren lassen immer mehr Leute ihren Hund unangeleint herum laufen“, berichtet Hans-Jürgen Heiermann, der sich als Landschaftswächter im Dienste der Unteren Landschaftsbehörde der Stadt Oberhausen seit sechs Jahren ehrenamtlich um die Ordnung im Sterkrader Wald kümmert.
Geldstrafe droht
Wer seinen Hund unangeleint durch den Sterkrader Wald laufen lässt, riskiert eigentlich eine Geldstrafe. Laut Stadtsprecher Martin Berger kostet das unangeleinte Ausführen von Hunden im Naturschutzgebiet den Halter 25 Euro. Der kommunale Ordnungsdienst kontrolliere das und würde auch im Sterkrader Wald regelmäßig Streife laufen. Hans-Jürgen Heiermann allerdings hat „noch nie“ jemanden vom Ordnungsdienst hier angetroffen. Und für den 67-Jährigen selbst ist es so gut wie unmöglich eine Strafe auszusprechen: „Ich kann die Leute ja nicht festhalten oder sie zwingen ihren Ausweis vorzuzeigen“, erklärt Heiermann. Die meisten Hundehalter würden das Problem ohnehin nicht einsehen. Viele wüssten vielleicht nicht einmal, dass sie ihren Hund im Sterkrader Wald anleinen müssten, nicht alle würden einen Blick auf die Schilder werfen. Wenn Heiermann sie darauf aufmerksam macht, winken die Meisten ab, sagt er. Für manche wirkt er vielleicht sogar wie ein hundefeindlicher Bösewicht.
Dabei ist der 67-Jährige überhaupt nicht gegen freilaufende Hunde: „Die müssen ja auch mal springen und rumrennen. Nur hier im Naturschutzgebiet gefährden sie das Wild. Und dessen Schutz ist im Naturschutzgebiet nun einmal wichtiger, als die Erholung der Menschen.“ Dass es im Sterkrader Wald wirklich Wild gibt, zeigt sich nur kurze Zeit später, als der Landschaftswächter auf zwei Rehböcke deutet, die sich über den gekiesten Waldweg jagen.
Auch Golden Retriever können gefährlich sein
Doch gerade Hunde können das herumlaufende Wild aufscheuchen. „Wenn er Wild wittert, da halten sie den am besten ausgebildeten Hund kaum, so lange er unangeleint ist“, meint Heiermann. Vor allem größere Hunde wie Golden Retriever und Schäferhunde seien eine Gefahr für die Rehe.
Mitunter können die Rehe in Richtung Straße flüchten und einen Autounfall verursachen. Wie viele Unfälle auf diese Art genau entstehen, lässt sich laut Gisela Matten, Vorsitzende der Jägerschaft Oberhausen aber schwer sagen: „Wenn wir rausgerufen werden, weil ein Reh angefahren wurde, dann können wir nicht nachvollziehen, ob es wegen einem unangeleinten Hund auf die Straße gelaufen ist.“
Tiere könnten aufeinander losgehen
Aber nicht nur dem Wild können laut Heiermann Probleme durch unangeleinte Hunde entstehen: Die Tiere könnten aufeinander losgehen oder sogar auf Hundehalter, weil sie ihr kompaktes Tier auf dem Arm tragen.
Wie viele Menschen ihren Hund unangeleint durch das Naturschutzgebiet laufen lassen, lässt sich aber kaum beziffern. Und jetzt, unter der Woche, ist im Wald ohnehin nicht viel los. Nur drei Hunde sind an diesem Vormittag im Sterkrader Wald unterwegs - die sind jedoch alle unangeleint.