Oberhausen.. Matthias Reim stürmte 1990 mit „Verdammt, ich lieb dich“ die Hitparade. Nach der steilen Karriere plagte sich der Sänger mit halbleeren Konzerten und Schulden herum. Mit einer Tournee meldet er sich nun zurück und kommt im Mai auch in die Arena.
Herr Reim, Ihre neue Tour heißt „Sieben Leben“. Wie viele Leben haben Sie schon verbraucht?
Matthias Reim: Sechs von sieben sind bereits weg. Aber damit bin ich glücklich. Ich sehe mich als einen freien Mann, der seine Schulden beglichen hat und mitten im Leben steht.
Warum gehen viele Musiker mit ihrem Alter eher verkrampft um?
Reim: Musiker sind anders drauf. Viele mimen die Musik nur, dazu gehören Eitelkeiten. Grundsätzlich lässt sich die eigene Lebenszeit nicht verbergen. Aber: Heute müssen Menschen mit 60 Jahren nicht automatisch die Jeans ausziehen. Und ich persönlich weigere mich einfach zu altern... (lacht)
Sie haben in Ihrem Buch auch Tiefpunkte beschrieben. Nach verunglückten Immobiliengeschäften, bei denen Sie falschen Leuten Ihr Geld anvertrauten...
Reim: Ich sage aber auch: Wenn es diese schwere Phase nicht gegeben hätte, würde ich heute wohl nicht wieder große Hallen füllen. Es ist ein gutes Gefühl, ein Happy End zu erleben. Aber es stimmt: Wenn mir jemand während meines Tiefs gesagt hätte, dass ich 2011 wieder so groß auf Tournee gehen kann, wäre ich wohl tot umgefallen.
Kam der Erfolg mit „Verdammt ich lieb’ dich“ im Jahr 1990 zu plötzlich?
Reim: Nach dem Erfolg des Liedes bin ich sofort auf Tour gegangen, dabei hatte ich gerade mal 40 Minuten Musik und keine Ahnung wie ein Konzert funktioniert. Bühnen-Präsenz und Live-Musik ist ein Lernprozess. Von Bravo-Lesern bejubelt zu werden, reicht nicht aus. Du musst dir dauerhaft eine Fangemeinde erarbeitet, das ist mir erst im zweiten Teil meiner Karriere wirklich gelungen.
Was bedeutet Ihr erster großer Hit für Sie?
Reim: „Verdammt, ich lieb’ dich“ ist der schönste Song der Welt - zumindest für mich. Solange ich auf der Bühne stehen darf, werde ich das Stück zum Finale spielen. Es ist witzig: Nicht nur Fans von damals hören das Lied, selbst 16-Jährige tanzen dazu in der Disco.
Was denken Sie, wenn Sie auf einer Party plötzlich Ihre eigenen Lieder hören?
Reim: Das ist immer ein ganz komisches Gefühl. Ich erkenne den Song sofort und muss dann meistens ganz schnell den Raum verlassen. Das ist wie bei Tonaufnahmen der eigenen Stimme auf Kassetten. Man denkt: Meine Stimme hört sich so komisch an...
Wehren Sie sich gegen den Begriff „Schlagersänger“?
Reim: Ich singe einige Stücke, die sicher Schlagerelemente enthalten. Aber grundsätzlich möchte ich mich nicht auf eine Musikrichtung festlegen. Bei großen Schlagerfestivals zu spielen, das wäre nichts für mich. Da passe ich nicht rein.
Wie stimmen Sie sich auf das Konzert in Oberhausen ein?
Reim: Ich gehe dafür schon dreimal in der Woche in die Muckibude. (lacht) Das Konzert in Oberhausen ist so besonders, weil meine Frau aus dem Ruhrpott stammt. Wir kaufen schon seit Jahren im Centro ein. Jedes Mal, wenn die Arena in meinem Augenwinkel aufgetaucht ist, hab ich gedacht: Mensch, das wäre doch mal was!