Oberhausen.. Konzertszenen, Heimatlieder und historische Clips aus Oberhausen gibt es reichlich auf Youtube. Bekannte Youtuber filmen besonders gerne im Centro.

Rote Luftballons wirbeln durch die Luft, Mädels und Jungs drücken einer völlig verdutzten jungen Frau reihenweise Rosen in die Hand: Diese Szene hat sich im vergangenen Jahr im Centro abgespielt und der wackelig aufgenommene Videoclip des Heiratsantrags auf der Internetplattform „Youtube“ rasend schnell neugierige Zuschauer gefunden. Mehr als 55.000 Mal schauten sich Spontan-Romantiker das Hobbyvideo an.

Oberhausen hinterlässt Spuren auf dem seit zehn Jahren existierenden Videoportal. Hier können Otto-Normal-Klicker ihre Videos hochladen und so für Zuschauer weltweit zugänglich machen. Hochgeladen werden können Einzelvideos oder gleich mehrere thematisch passende Kurzfilme, die dann in einem Profil gespeichert werden.

Konzerte bringen die meisten Klicks

Wer denkt, mit dem Hochzeitsanträgen ist die Grenze des Kuriosem erreicht, der täuscht sich. Ein Anhänger des Öffentlichen Personennahverkehrs sammelt die Streckenverläufe bekannter Buslinien, die aus dem Fahrzeug von einem Sitzplatz heraus gefilmt werden. Den Weg zwischen Königshardt, Oberhausen Hbf und Fröbelplatz in der Linie CE92 haben sich mehr als 1700 Menschen angeschaut.

Den brennenden Hellweg-Baumarkt an der Buschhausener Straße aus dem Jahr 2006 hat ein Amateurfilmer eingefangen, bei Youtube eingestellt und damit 6300 Zuschauer angelockt.

Die beste „Quote“ bei den Videofilmchen erreicht jedoch zweifelsfrei Musik. Heimatlieder, ob von der Punkband Emscherkurve 77 („Rot-Weiß Oberhausen“) oder Heimatkomponist Theo Behle („Das schräge O“), ziehen lokale Fans mit im Schnitt zwischen 100 und 10.000 Zuhörern an.

Eine Million Klicks für Jarre-Auftritt

Noch mehr werden es bei Konzerterinnerungen. Eine kurze Kostprobe aus einem Oberhausener Konzert des französischen Synthesizer-Pioniers Jean Michel Jarre erreichte innerhalb von sechs Jahren stolze 954.000 Klicks. Ein Oberhausener Youtube-Rekord, dicht gefolgt von einem Überraschungsauftritt des britischen Tenors Paul Potts in der Coca-Cola-Oase des Centros. Seit 2009 schauten 864 000 Nutzer dem Meister in dem Videoclip auf die Lippen.

Geschichtlich interessant ist ein Zusammenschnitt einer Fotoagentur, der die Innenstadt aus der Zeit Ende der 1970er Jahre zeigt. Auf dem körnigen Super-8-Film ist noch das „Bali-Kino“ im Gebäude des Hauptbahnhofs zu erkennen.

Doch Youtube-Videos stehen nicht nur für Spaß: Zuletzt kam es zu einem Gerichtsprozess, nachdem ein Youtuber aus seinem Fenster eine ruppige Verhaftung von Polizeibeamten an der Nohlstraße filmte und ins Netz stellte.

Grundsätzlich gilt freilich bei den bunten Filmchen eine gesunde Portion Skepsis: Ob eine dort in Jugendsprache schimpfende Seniorin nun authentisch oder gestellt ist, ist nur selten nachprüfbar.

Vlogger wie „Mary M.“ filmen gerne im Centro

Sie geben Autogramme, posieren für Selfies und werden von Fans mit Fragen gelöchert: Normalos, die als „Vlogger“ auf „Youtube“ mit eigenen Sammlungen von Videoclips bekannt geworden sind, filmen besonders häufig im Oberhausener Centro.

So wie die 23-jährige Mary M., die bei ihrem Bummel durch das Einkaufszentrum einfach die Kamera mitlaufen ließ und dafür 140.000 Zuschauer interessierte. Die Begeisterung für die junge blonde Frau ist nicht zufällig: Ihren „Youtube“-Kanal für Fashion, Beauty und Lifestyle haben stolze 540 000 Menschen abonniert. Dort gibt sie Frühstück-Tipps, zeigt Schminkkniffe und berät in Klamottenfragen.

Immerhin 195.000 Abonnenten hat ihr „Youtube“-Gemeinschaftskanal „Maren und Tobi“, auf dem, natürlich, ein weiterer Besuch der Protagonistin im Centro zu sehen ist. Allerdings berichtet sie im Zehnminüter nicht nur über bevorzugte Handelsketten, sondern auch über eine geklaute Handtasche: Der Clip trägt mit „Beklaut in Oberhausen“ einen aufsehenerregenden Titel. Ku­rios: Zuschauer-Fragen unter dem Clip drehen sich nicht um die Sicherheit der Wertsachen, sondern um die gute Fitness der Hauptfigur.