Oberhausen. Wer Tiere vorsätzlich aussetzt, muss mit drei Jahren Freiheitsstrafe rechnen. Dennoch: Katzenhilfe rettet immer wieder Tiere, die im Stich gelassen wurden.
So hatte sich der Oberhausener seinen Spaziergang mit dem Hund nicht vorgestellt. Mann und Hund liefen am Dienstagabend gegen 19.30 Uhr die Brusbachstraße entlang, einen asphaltierten Feldweg in der Nähe der Grasshofstraße, als sie sich plötzlich von einer unüberschaubaren Schar hungriger, laut schreiender Katzenbabys und Muttertiere umzingelt wiederfanden. Was tun in einer solchen Situation?
Neun Welpen und drei Muttertiere
Der Oberhausener rief mit dem Mobiltelefon seine Frau an. Die Frau erzählt: „Ich habe die Katzen sogar durchs Telefon schreien gehört.“ Sie alarmierte die Polizei. Die Beamten baten die Katzenhilfe Oberhausen um Hilfe. Und Michael Brandt, der für die Tierschützer Katzen einfängt, machte sich mit Fallen auf den Weg. Bis Donnerstagvormittag hatte er drei Muttertiere und neun Welpen vor dem sicheren Hungertod gerettet.
„Die Jungtiere hatten Durchfall wie Wasser“, schildert Eveline Müller, die die Katzenhilfe leitet, den Zustand der Katzenbabys. Ein Muttertier musste zudem sofort an einem Auge operiert, alle Katzen müssen kastriert werden. Natürlich wird die Katzenschar auch gegen Flöhe und Würmer behandelt. Da kommen also wieder ordentlich Tierarztkosten auf die Katzenhilfe zu.
Das Katzenhaus platzt aus allen Nähten
Doch viel schlimmer ist: „Wir mussten plötzlich zwölf Tiere auf einmal unterbringen“, sagt Eveline Müller. Dabei platzt das Katzenhaus, in dem erwachsene Tiere bis zur Vermittlung leben, schon längst aus allen Nähten. Für die Jungtiere – zwischen sieben Wochen und ca. drei Monate alt – galt es, Pflegestellen zu finden, was zum Glück auch klappte.
Während die Katzenkinder sich jetzt ihre Bäuchlein erst mal ordentlich voll schlagen, überlegt die Oberhausenerin, deren Mann die Tiere fand: „Sie wären doch jämmerlich umgekommen. Ich finde es schrecklich, wie verantwortungslos manche Leute sind.“ Für sie sind Fälle wie dieser ein „Spiegelbild der Gesellschaft, man kümmert sich um nichts mehr“. Die Frau hofft, dass sich endlich mal etwas an der gesetzlichen Lage ändert und Tiere nicht mehr wie Waren gehandelt werden.
Freiheitsstrafe oder Geld
Wie ein Sprecher der Polizei erklärt, hat, wer auch immer die Tiere aussetzte, schon jetzt eine vorsätzliche Straftat begangen, weil er Tod und Leiden der Tiere in Kauf nahm.
Denn Wirbeltiere dürfen weder getötet noch Leiden ausgesetzt werden – so steht es im Tierschutzgesetz. Wer gegen das Gesetz verstößt, der muss mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe rechnen. In der Theorie zumindest.