Oberhausen.. Oberhausen braucht nur bei alten- und behindertengerechten Wohnungen mehr Förderung. Meint zumindest Oberhausens größte Wohnunggenossenschaft, die Gewo. Ganz anders sieht das der Mieterschutzbund. Er fordert mehr bezahlbaren Wohnraum für Singles und Arbeitslose.
Braucht auch Oberhausen wieder mehr soziale Wohnraumförderung (früher: sozialer Wohnungsbau), wie das Land NRW sie jetzt verstärkt fördert? Ja, aber nur bei alten- und behindertengerechten Wohnungen, heißt es dazu bei der Stadt. Ähnlich sieht es auch Oberhausens größte Wohnungsgenossenschaft Gewo. Ganz anders der Mieterschutzbund: Das angebliche Überangebot an Wohnungen sei nur die halbe Wahrheit.
In Köln, Düsseldorf und Münster sind Mieten und Grundstücke für Normalverdiener kaum bezahlbar. Die Landesregierung steuert gegen, indem sie die soziale Wohnraumförderung für entsprechende Darlehen aufstockt, von jährlich 500 Mio Euro bis 2017 auf 850 Mio Euro. Bringt das auch etwas für Oberhausen?
8500 Einwohner weniger
Hier gilt der Wohnungsmarkt seit Jahren nicht als angespannt. „Bei uns liegt der größte Bedarf bei barrierefrei und energetisch sanierten Wohnungen“, sagt Edeltraud Ick von der Stadt. Nur so könne man sich auf den immer größer werdenden Anteil alter Menschen einstellen. Doch die Förderung steckte bislang in den Kinderschuhen: 2012 waren es nur drei Wohnungen. „Das wollen wir intensivieren“, so Ick.
Auch Wolfgang Hoffmann, Geschäftsführer der Gewo (4600 Wohnungen), sieht keinen großen Bedarf. „Oberhausen hat in den letzten zehn Jahren rund 8500 Einwohner verloren“, sagt er. „Bei durchschnittlich 2,08 Personen pro Wohnung sind das 4091 Leerstände. Das Problem war in der Vergangenheit, dass man mit nicht auskömmlichen Mieten leben musste.“ Die neuen Förderbedingungen kennt er noch nicht. Seine Genossenschaft konzentriert sich auf altengerechte Wohnungen. 2012 entstanden so 117 neue im Halterner Viertel – ohne Förderung.
„Knappheit führt zu Mieterhöhungen“
Laut Peter Heß vom Mieterschutzbund benötigt Oberhausen dringend mehr sozial geförderten Wohnraum. „In erster Linie stehen ja die größeren Wohnungen leer“, sagt er. „Aber an Wohnungen für Singles oder Bezieher von Arbeitslosengeld II haben wir zu wenig.“
Diese Knappheit führe dazu, dass die Miethöchstgrenzen von Vermietern schamlos ausgenutzt würden. Für die Stadt selbst wäre besser, wenn mehr neue Mietwohnungen entstünden und im Gegenzug die Mieten für Altwohnungen sinken. Natürlich würden mehr bezahlbare barrierefreie Wohnungen für ältere Menschen benötigt. „Die könnten dann“, so Heß, „länger darin wohnen bleiben.“ Die Stadt würde bei den Heimkosten Geld sparen.
Sozialer Wohnungsbau wird stärker gefördert
In den letzten zehn Jahren hat sich die Anzahl der Sozialwohnungen in der Stadt nahezu halbiert: von 16 000 im Jahre 2003 auf noch 8600 in 2013. Ihr Anteil an allen Wohnungen verringerte sich damit von 15 Prozent auf noch acht Prozent.
Wer künftig ein Mehrfamilienhaus für Mieter mit Wohnberechtigungsschein baut, kann pro Quadratmeter Wohnfläche ein Förderdarlehen über 1500 Euro (bisher: 1350 Euro) erhalten – und das quasi zum Nulltarif, also zinslos. Im Gegenzug darf er keine höhere Kaltmiete als 5,25 Euro pro Quadratmeter (bisher 5,10 Euro) nehmen.
Förderdarlehen vergeben
Und wer sein Mietshaus energetisch saniert, um die Heizkosten zu senken, braucht 20 Prozent des Förderdarlehens dafür gar nicht mehr zurückzuzahlen und diesen Anteil auch nicht mehr zu verzinsen. Ähnlich gefördert werden aber auch Eigenheime für Geringverdiener, der Abriss von veraltetem Wohnraum zugunsten von Neubauten und der barrierefreie, also alten- und behindertengerechte Umbau von Gebäuden.
Der soziale Mietwohnungsbau ist schon 2012 deutlich angezogen. 90 neue Wohnungen wurden gefördert. Sie entstanden an der Ripshorster Straße, an der Kleekampstraße und an der Bischof-Ketteler-Straße. Zum Vergleich: Die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen lag bei 321. 2010 waren es erst 16 neue Wohnungen.
Allerdings war die Eigenheim-Förderung rückläufig. Wurden 2010 dabei noch 81 Wohnungen gefördert, waren es im Jahr 2012 bloß noch 35.