Oberhausen. 7000 seniorengerechte Wohnungen werden in Oberhausen in den kommenden Jahren fehlen. Die SPD verspricht, den Mangel jetzt anzugehen. Die CDU sieht aber viele Versäumnisse. Die Linke fordern ein städtisches Gesamtkonzept.
Fast 7000 seniorengerechte Wohnungen fehlen in den kommenden Jahren in Oberhausen. Die Berichterstattung der NRZ im Zuge ihrer Serie „Wohnen und Leben im Alter“ über eine Studie des renommierten Instituts Pestel hat Reaktionen der Politik ausgelöst. So kündigt die SPD an, künftig einen Schwerpunkt auf die Schaffung von barrierefreien Wohnraum zu setzen. Auch die anderen Parteien positionieren sich.
Bauliche Voraussetzungen schaffen
„Seniorinnen und Senioren wollen so lange es geht in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben“, fasst Karl-Heinz Emmerich, der planungspolitische Sprecher der SPD-Ratsfraktion, die Wünsche vieler älterer Oberhausener zusammen. „Hierfür müssen die baulichen Voraussetzungen geschaffen werden. Dies halten wir auch sozialpolitisch für sinnvoll.“ Im übrigen sei barrierefreier Wohnraum aber nicht nur für ältere Menschen interessant.
Emmerich verweist beispielhaft auf das „Pacelli-Quartier“ in der Innenstadt oder das Projekt „Wohnen im Alsfeld“ an der Luchsstraße, wo zahlreiche altengerechte Wohneinheiten neu entstanden sind. „Barrierefreier Wohnraum wird in den nächsten Jahren ein Schwerpunkt unserer Bauleitplanung sein.“
Die CDU bemängelt, dass die regierenden Sozialdemokraten seit Jahren über den heraufziehenden Mangel an barrierefreien Wohnraum informiert waren, jedoch nicht entsprechend reagierten. „Nach wie vor ist es schwer, in unserer Stadt in altengerechtes Wohnen zu investieren, wenn man eine ausreichende Nahversorgung in der Nähe als wichtig voraussetzt“, erklärt der Parteivorsitzende Wilhelm Hausmann. „Vereinzelte Aktionen der Stadt, zeitgemäße Verkaufsflächen für den Einzelhandel durch Bebauungspläne in den Ortsteilen zu entwickeln sind noch zu zaghaft. Besonders in Styrum und Borbeck fällt dies auf.“ Daher bestehe die Notwendigkeit, in der Stadtplanung die Nahversorgung für ältere Menschen deutlich mehr in den Vordergrund zu stellen und gleichzeitig durch schnelle Genehmigungsverfahren die Wohnungsbauakteure zu unterstützen.
„Wir dürfen den Blick nicht allein auf den Wohnungsbau oder die Sanierung des Bestandes legen, sondern müssen uns auch Gedanken um die Rahmenbedingungen machen“, merkt Martin Goeke, Spitzenkandidat der Linken Liste bei der Kommunalwahl im Mai, an. „Gerade auch der öffentliche Personennahverkehr spielt eine große Rolle, Mobilität für Oberhausener im hohen Alter zu gewährleisten.“
Die Stadt sieht er in der Pflicht, aktiv zu werden. „Es muss ein Gesamtkonzept aufgelegt werden, das auch kleinteilig auf die Situation in den Stadtteilen eingeht.“
Der Fraktionsgeschäftsführer der Grünen im Stadtrat, Armin Röpell, sieht das Konzept von Mehrgenerationenhäusern als einen Weg, dem demografischen Wandel zu begegnen. „Durch das Zusammenleben von älteren und jüngeren Mitbürgern, kann das Auflösen traditioneller Familienbande kompensiert werden.“ Beide Seiten würden davon profitieren. Röpell merkt zudem an, dass seniorengerechte Wohnungen auch bezahlbar sein müssten. „Wenn nach einer Renovierung die Mieten in die Höhe schnellen, wird das für viele Oberhausener unbezahlbar sein.“
Stadt als Türöffner
„Die Stadt hat die Funktion eines Türöffners beim Thema Wohnungsbau“, ist FDP-Ratsmitglied Hans-Otto Runkler überzeugt. „Als Kommune kann man privaten Investoren planerische Hilfestellungen anbieten sowie den Zugang zu Fördermitteln ermöglichen.“ Aber auch die Kommune selbst dürfe Impulsgeber sein, wie Runkler mit Blick auf das „Kaiser und Gans“-Haus in Sterkrade anmerkt. Die städtische Dienstleistungstochter OGM plant nach dem Kauf den Abriss des jahrelang leerstehende Gebäudes. Dort sollen seniorengerechte Wohnungen entstehen. „Durch eine solche Investition können weitere Interessenten angelockt werden.“