Mülheim/Essen/Duisburg. Eine Mutter stirbt nach einem Raser-Unfall auf der Aktienstraße. Der mutmaßliche Verursacher aus Essen (28) steht bald wegen Mordes vor Gericht.

Sie hatte wohl keine Chance: Am 7. März dieses Jahres wurde eine 46-Jährige aus Mülheim bei einem Unfall so schwer verletzt, dass sie anderthalb Stunden später im Krankenhaus nur noch für tot erklärt werden konnte. Auf der Aktienstraße in Mülheim an der A40-Anschlussstelle Winkhausen war der Seat Cupra Leon eines heute 28-jährigen Esseners in den Wagen ihres Mannes gekracht, als der gerade von der Autobahn abbiegen wollte. Die Frau verblutete, starb an einem Polytrauma. Kurz vor Weihnachten beginnt der Prozess gegen den mutmaßlichen Unfallverursacher vor dem Landgericht Duisburg.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Essener vollendeten Mord in einem und versuchten Mord in zwei Fällen vor. Auch der gleichaltrige Mann der Getöteten und ihr zehnjähriger Sohn waren bei dem Unfall in dem Smart ForFour schwer verletzt worden. Der 28-Jährige soll heimtückisch und aus niederen Beweggründen gehandelt haben. Der Mann sitzt auch neun Monate nach dem Unfall weiter in Untersuchungshaft. Beschwerden seiner Verteidigung dagegen waren abgewiesen worden. Neben dem Mordvorwurf muss sich der Mann auch wegen gefährlicher Körperverletzung und wegen eines sogenannten illegalen Kraftfahrzeugrennens verantworten. Letzteres ist seit einiger Zeit auch dann strafbar, wenn keine weiteren Fahrzeuge beteiligt waren.

Über rote Ampeln und mit Tempo 120 über die Aktienstraße

Laut Anklage soll der Essener mit einem damals 25-jährigen Beifahrer schon vor dem Unfall auf der Aktienstraße rüde unterwegs gewesen sein. Sein Wagen soll mehrere Fahrzeuge wüst überholt haben. Außerdem soll er mehrere rote Ampeln überfahren haben. Auf 100 bis 120 Stundenkilometer soll der Mann seinen Cupra beschleunigt haben - erlaubt ist dort Tempo 50. Mit 119 km/h, so das Ergebnis eines Gutachters, krachte der Cupra dann in den Smart der Familie. Auch dabei soll die Ampel in seiner Fahrtrichtung rot gewesen sein, berichtete die Polizei im Frühjahr. Die beiden Männer im Cupra waren nach damaligen Feuerwehrangaben selbst ebenfalls schwer verletzt worden.

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Der Prozess gegen den Essener startet am 20. Dezember. Danach sind weitere zehn Verhandlungstage angesetzt. Die Angehörigen des Opfers lassen sich als Nebenkläger vertreten. Ein Urteil könnte Ende März fallen, mehr als ein Jahr nach dem tragischen Unfall.