Mülheim. Die Zahl der Beschäftigten in der NRW-Gastronomie steigt, aber die Probleme bleiben. Was auch in Mülheim die Herausforderungen sind.

Auf den ersten Blick klingen die Zahlen gut, die das Statistische Landesamt in dieser Woche veröffentlicht hat: Im Gastgewerbe ist die Zahl der abhängig Beschäftigten im Vergleich zum Vorjahr erneut gestiegen. Allerdings: Mit 312.000 Menschen ist das Vor-Corona-Niveau noch immer nicht wieder erreicht. Auch in Mülheim gibt es weiter Probleme bei der Personalsuche.

„Es ist auf keinen Fall leichter geworden“, sagt Jörg Thon, Mülheims lokaler Vertreter des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes. Es falle immer noch unheimlich schwer, Fachkräfte zu finden. „Daher bedienen wir uns oft im ungelernten Bereich und versuchen, die Leute anzulernen“, erklärt Thon.

Ausländische Fachkräfte kommen vermehrt auch nach Mülheim

„Die Aushilfen werden immer jünger“, hat auch Richard Reichenbach in seinen Betrieben des „Franky‘s“ festgestellt. Auch er weiß, wie schwer es aktuell ist, einen guten Koch einzustellen. „Die Leute wollen lieber in Großkantinen arbeiten, wo sie geregeltere Arbeitszeiten haben“, weiß der Gastronom.

Daher werden viele Betriebe zunehmend auf ausländische Fachkräfte zurückgreifen. „Franky‘s“ beschäftigt aktuell beispielsweise drei Indonesier und einen Vietnamesen. Letzterer kann einen Landsmann bald auch im Ringlokschuppen antreffen. Das dortige Restaurant Ronja sucht aktuell einen Restaurantfachmann bzw. eine Restaurantfachfrau und weist in der Stellenausschreibung ausdrücklich auf die Möglichkeiten für ausländische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hin: „Wir finanzieren Ihre Anreise und unterstützen gegebenenfalls im Visumsprozess. Wir können für die ersten Wochen eine Unterbringung kostenfrei zur Verfügung stellen, helfen bei der Suche nach einer eigenen Wohnung, unterstützen Sie bei Bedarf im Deutschkurs.“

Falscher Ruf der Branche? „Ein Koch bekommt immer gutes Geld“

„Wir arbeiten da eng mit der Arbeitsagentur zusammen“, sagt Chef Sinan Bozkurt. Er wähnte sich beim Thema Personal eigentlich schon einen Schritt weiter. „Es sah eigentlich schon gut aus, aber wir haben immer noch viele Quereinsteiger wie Schüler oder Studenten“, so Bozkurt. Einen richtigen Koch zu finden, sei momentan „wie ein Sechser im Lotto“. Ähnliches gelte für eine erfahrene Thekenkraft oder einen Barista.

Immer öfter setzen Gastronomie-Betriebe auf Fachkräfte aus dem Ausland - wie hier die beiden 20-jährigen Desak Komang Rini (l.) und Tirta Arya Singgih aus Indonesien im Restaurant Franky‘s am Wasserbahnhof in Mintard.
Immer öfter setzen Gastronomie-Betriebe auf Fachkräfte aus dem Ausland - wie hier die beiden 20-jährigen Desak Komang Rini (l.) und Tirta Arya Singgih aus Indonesien im Restaurant Franky‘s am Wasserbahnhof in Mintard. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Er führt diesen Zustand auch auf einen falschen Ruf der Branche in Sachen Bezahlung zurück. „Ein Koch bekommt immer gutes Geld“, betont Bozkurt. Auf der Contra-Seite stehe aber die Notwendigkeit, auch an Wochenenden und Feiertagen arbeiten zu müssen. In gewisser Weise hat sich das Arbeitsverständnis der neuesten Generation auch geändert. „Hören Sie mir auf mit Work-Life-Balance“, winkt Jörg Thon ab.

Wie der Mindestlohn die Gastronomie-Betriebe vor Herausforderungen stellt

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Neben der Rückkehr zu den 19 Prozent Mehrwertsteuer belastet die Branche auch der steigende Mindestlohn. „Die neuen Mitarbeiter bekommen ihn automatisch und dann melden sich natürlich auch diejenigen, die schon länger bei uns arbeiten“, verdeutlicht Richard Reichenbach. Die Vorgabe führt auch dazu, dass Minijobber, um nicht die Geringfügigkeitsgrenze zu überschreiten, nur 43 Stunden im Monat arbeiten dürfen. Viele Betriebe beschäftigten dadurch mehr Leute, ohne tatsächlich eine nennenswert höhere Leistung zu erzielen. So erscheint auch der Anstieg der Zahlen in einem anderen Licht.

Trotz der Herausforderungen blicken Mülheims Gastronomen optimistisch auf das Weihnachtsgeschäft. „Das Personal, das bei uns arbeitet, mit dem sind wir sehr zufrieden.“

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