Mülheim. Tausende junge Lachse dürfen sich von Mülheim-Styrum aus auf ihre erste Reise Richtung Atlantik begeben. Wie ihr Start in die Freiheit verlief.

Etwa ein Dutzend Menschen haben sich am Freitagmittag im Nieselregen am Styrumer Ruhrufer für eine besondere Naturschutzaktion versammelt. Sie wollen 6000 einjährige Lachse in den Fluss einsetzen. „Ich arbeite schon seit 35 Jahren im Umweltschutz, aber sowas erlebe ich zum ersten Mal“, ordnet Gabriele Wegner, Leiterin der Stabsstelle Umweltplanung und Untere Naturschutzbehörde bei der Stadt Mülheim, das Ereignis ein.

Nachdem die Fische hier jahrzehntelang verschwunden waren, sollen sie die Ruhr als Laichgewässer wiederentdecken. Ein Projekt zur Wiederansiedlung startete bereits vor 20 Jahren. Dass es den empfindlichen Fischen im Mülheimer Ruhrabschnitt gefällt, konnte dann 2009 bewiesen werden: Damals wurde genau hier schon Lachsnachwuchs gefunden. Nun sollen weitere Fische die genetische Vielfalt der Population sicherstellen.

Mülheim als Kinderstube: den Lachsen scheint es zu gefallen

Eine kurze Reise haben die jungen Lachse schon hinter sich, als sie in drei großen Tanks auf einem Autoanhänger in Mülheim-Styrum eintreffen. Leon Rüffert vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz hat sie in Hagen beim Lachszentrum Hasper Talsperre abgeholt. Es ist der einzige Standort in Deutschland, der Lachse für die Auswilderung züchtet. Vor Ort holt Rüffert die Tiere mit Keschern aus den Tanks und setzt sie in vorbereitete Plastikwannen. Dann muss es schnell gehen, weil die Lachse in den Wannen nur wenige Minuten überleben können. Immer zu zweit tragen Helfer sie ans Ufer und entlassen die Fische in die Ruhr.

In drei großen Tanks sind die Lachse vom Zentrum Hasper Talksperre nach Mülheim transportiert worden.
In drei großen Tanks sind die Lachse vom Zentrum Hasper Talksperre nach Mülheim transportiert worden. © Antonia Geisler | Antonia Geisler

Für die Auswilderung haben sie sich bewusst eine Stelle ausgesucht, die den Lachsen gute Laichbedingungen bietet. „Sie brauchen einen kiesigen Untergrund, der nicht verschlammt ist, sondern gut durchströmt und sauerstoffreich“, erklärt Stefan Jäger, Geschäftsführer der Ruhrfischereigenossenschaft, die die Wiederansiedlung finanziert.

Auf ihrer Wanderung leben die Fische gefährlich – in der Ruhr nicht

Endlich ist es soweit: Die Mitglieder der Interessengemeinschaft der Fischereivereine Untere Ruhr setzen die Lachse aus in die Freiheit. Etwa 25 Prozent - so rechnet die IG - werden nach Mülheim zurückkehren.
Endlich ist es soweit: Die Mitglieder der Interessengemeinschaft der Fischereivereine Untere Ruhr setzen die Lachse aus in die Freiheit. Etwa 25 Prozent - so rechnet die IG - werden nach Mülheim zurückkehren. © Antonia Geisler | Antonia Geisler

Bis die jungen Lachse aus Hagen sich in der Ruhr fortpflanzen werden, dauert es allerdings noch. Sie wandern als Schwarm zunächst weiter durch den Rhein in die Nordsee, dann nordwärts bis vor Grönland. Die erst handtellergroßen Fische wachsen dort auf bis zu einen Meter Größe heran. In zwei Jahren kehren sie dann zur Fortpflanzung nach Mülheim zurück – hoffentlich: „Von denen, die wir heute einsetzen, kommen vielleicht 25 Prozent wieder“, schätzt Sascha Wolanewitz. Er ist erster Vorsitzender der Interessengemeinschaft der Fischereivereine Untere Ruhr, einem Zusammenschluss aus 21 Angelvereinen zwischen Essen-Kettwig und Duisburg, und hilft mit mehreren anderen Mitgliedern ehrenamtlich bei der Auswilderung.

Für die Angler und Anglerinnen ist es ein Herzensprojekt: „Naturschutz ist uns wichtig, denn wenn wir hier angeln wollen, müssen wir auch gucken, dass es dem Fluss gut geht“, betont Wolanewitz. So werden die Ruhr-Lachse auch nicht auf dem Teller landen. Sie sind streng geschützt und müssen stets wieder in den Fluss zurückgesetzt werden.

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